Antworten der Parteien
auf die Wahlprüfsteine des LSVD
Die Parteien haben die Wahlprüfsteine des LSVD wie folgt beantwortet:
1) Gleichstellung von eingetragenen Lebenspartnerschaften vollenden
Die SPD will sich für die Verabschiedung des Ergänzungsgesetzes
einsetzen, hat sich aber sonst hinsichtlich weiterer Verbesserungen für
Lebenspartner nicht festgelegt. Das gilt insbesondere für die Einbeziehung der
Lebenspartner in die Hinterbliebenenversorgung. Darüber will die SPD in der
nächsten Legislaturperiode diskutieren.
Die CDU/CSU will das Lebenspartnerschaftsgesetz bei einer
Regierungsübernahme "nicht aufheben oder in seiner Substanz verändern". Sie
lehnt aber eine Zustimmung zum Ergänzungsgesetz und sonstige
Rechtsverbesserungen strikt ab.
Bündnis90/Die Grünen will sich ohne Einschränkung für die "volle
Gleichstellung" der Lebenspartner einsetzen.
Die FDP hatte im Bundestag gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz
gestimmt. Jetzt ist sie bereit, sich für die Verabschiedung des
Ergänzungsgesetzes im Bundesrat einzusetzen. Sie hat angekündigt: "Vernünftige
gesetzliche Regelungen zur Verbesserung der rechtlichen Situation von
gleichgeschlechtlichen Paaren werden an der FDP nicht scheitern". Sie hat sich
aber nicht festgelegt, ob sie auch die volle Gleichstellung unterstützen wird.
Die PDS will sich für die Verabschiedung des Ergänzungsgesetzes
einsetzen. Im übrigen will sie die "Gleichstellung aller Lebensweisen". Mit
dieser Begründung hatte sie im Bundestag das Lebenspartnerschaftsgesetz als
Sondergesetz abgelehnt, weil es Lebenspartner einseitig bevorzuge. Ob und
inwieweit die PDS jetzt bereit ist, sich für weitergehende Verbesserungen der
Rechte der Lebenspartner einzusetzen (z.B. Hinterbliebenenversorgung), geht aus
ihrer Antwort nicht hervor.
2) Gleichgeschlechtliche Familien anerkennen
In der SPD ist ein gemeinschaftliches Adoptionsrecht für Lebenspartner
"derzeit nicht vorgesehen". Zu der Frage des zukünftigen Umgangs mit der
künstlichen Befruchtung ist der "Meinungsbildungsprozess" in der SPD "noch nicht
abgeschlossen".
Die CDU/CSU hält es derzeit "für verfrüht, die Frage eines
Adoptionsrechtes für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften endgültig zu
entscheiden." "Einen freien Zugang für Frauen zu Samenbanken außerhalb der Ehe
lehnt die Union aus Gründen des Kindeswohls ab."
Bündnis 90/Die Grünen will sich für ein gemeinschaftliches Adoptionsrecht
für Lebenspartner einsetzen. Die Partei hält "den praktischen Ausschluss von
lesbischen und unverheirateten Frauen von Maßnahmen der Fortpflanzungsmedizin
für diskriminierend" und will sich "für eine Liberalisierung" einsetzen.
Die FDP steht einem "gemeinsamen Adoptionsrecht gleichgeschlechtlicher
Paare offen gegenüber". Zur Frage des praktischen Ausschlusses von lesbischen
und unverheirateten Frauen von Maßnahmen der Fortpflanzungsmedizin hat sich die
FDP nicht geäußert.
Die PDS fordert das gemeinschaftliche Adoptionsrecht für Lesben und
Schwule und setzt sich für den Zugang von lesbischen Paaren und unverheirateten
Frauen zu Samenbanken ein.
3) Schutz vor Diskriminierung verstärken
Die SPD will sich uneingeschränkt für die Umsetzung der EU-Richtlinie
zur Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf einsetzen (wozu jede
Bundesregierung ohnehin verpflichtet ist) und will auch das in dieser
Legislaturperiode vor allem am Widerstand der Kirchen gescheiterte
zivilrechtliche Antidiskriminierungsgesetz neu ins Parlament einbringen.
Die CDU/CSU lehnt jede Antidiskriminierungsgesetzgebung ab. Das
geltende Recht reiche aus.
Bündnis 90/Die Grünen wollen sich für eine umfassende
Antidiskriminierungsgesetzgebung einsetzen. Dazu zählt der Ausbau des
Diskriminierungsschutzes in der Arbeitswelt sowie ein Gesetz zur Verhinderung
von Diskriminierungen im Zivilrecht.
Die FDP will die bestehenden Bestimmungen für die Arbeitswelt so
ergänzen, dass sie Diskriminierungen wegen Homosexualität verhindern.
Die PDS tritt für eine Antidiskriminierungsgesetzgebung ein, die über
die Vorgaben der Europäischen Union hinausgeht, ohne dies allerdings genauer
auszuführen. Sie setzt sich besonders für den Einschluss der Transgender ein.
4) Umfassende Reform des Transsexuellengesetzes angehen
Die SPD will das Transsexuellengesetz in der nächsten
Legislaturperiode reformieren. Betroffene und ihre Interessenvertretungen sollen
die Möglichkeit erhalten, umfassend zu dem Gesetzentwurf Stellung zu nehmen.
Die CDU/CSU will nach der Bundestagswahl prüfen, ob und in welcher
Hinsicht die Rechtslage von Transgendern verbessert werden kann.
Bündnis 90/Die Grünen setzt sich für eine grundlegende Reform des
Transsexuellengesetzes ein. Dazu zählen vor allem eine massive Liberalisierung
der Zugangsvoraussetzungen für Vornamensänderung und Änderung des
Personenstandes sowie das Ende der faktischen Partnerschafts- und Eheverbote.
Außerdem will Bündnis 90/Die Grünen einen Prozess des Umdenkens befördern mit
dem Ziel, dass auch bei intersexuellen Menschen Anderssein akzeptiert werden
kann.
Die FDP fordert von der Bundesregierung einen Bericht über die ihr
1999 zugegangenen Stellungnahmen. Auf der Grundlage dieses Berichts will die FDP
prüfen, wie das Transsexuellengesetz der sich verändernden rechtlichen und
gesellschaftlichen Wirklichkeit angepasst werden kann.
Die PDS befürwortet eine umfassende Reform des Transsexuellengesetzes.
Dies soll ein Arbeitsschwerpunkt ihres lebensweisenpolitischen Engagements
bilden.
5. Ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen
errichten, die Erinnerungsarbeit fördern
Über die Errichtung eines Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten
Homosexuellen ist in der SPD noch kein Meinungsbildungsprozess
herbeigeführt worden. Zahlreiche Bundes- und Landtagsabgeordnete unterstützen
aber den Aufruf zur Errichtung eines solchen Denkmals.
Die CDU/CSU steht dem Gedanken aufgeschlossen gegenüber, in der
Bundeshauptstadt Berlin an geeigneter Stelle ein Mahnmal für die im
Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen zu errichten.
Bündnis 90/Die Grünen will sich für einen Beschluss des Bundestages zur
Errichtung eines Denkmals für die verfolgten Homosexuellen einsetzen.
Die FDP befürwortet die Errichtung eines Denkmals für die im
Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.
Die PDS verweist darauf, dass sie die Initiative Gedenkort von Anfang
an unterstützt und sich im Berliner Koalitionsvertrag für eine entsprechende
Koalitionsvereinbarung eingesetzt hat. Einen zur Realisierung des Denkmals
notwendigen Bundestagsbeschluss wird die PDS unterstützen.
6) Rechtsextremismus und Hassverbrechen entgegentreten
Die SPD will das breite Vorgehen gegen Rassismus und Extremismus
weiter fördern und mit entsprechenden Programmen unterstützten.
Ziel der CDU/CSU ist eine Gesellschaft, in der sich alle Menschen frei
bewegen und sicher fühlen können. Nach Auffassung der CDU/CSU ist es Aufgabe der
Sicherheitsbehörden, für einen umfassenden Schutz vor Gewalt und Angriffen auf
die Menschenwürde Sorge zu tragen.
Bündnis 90/ Die Grünen will Rechtsextremismus, Rassismus,
Minderheitenfeindlichkeit und Antisemitismus weiterhin konsequent verfolgen. Die
Partei will ich dafür einsetzen, dass bei diesen Programmen die Situation von
Schwulen, Lesben und Transgendern adäquat mitbehandelt wird.
Für die FDP steht der Opferschutz im Mittelpunkt ihrer Rechtspolitik.
Die FDP unterstützt deshalb Programme zur Gewaltprävention. Als Träger
entsprechender Projekte sollen insbesondere nichtstaatliche Organisationen
gefördert werden. Hierzu zählen nach den Vorstellungen der FDP auch
Organisationen der schwul-lesbischen Jugendarbeit.
Die PDS fordert zur Bekämpfung des Rechtsextremismus die konsequente
strafrechtliche Verfolgung von Gewalttaten und Volksverhetzung ebenso wie eine
bessere Aufklärung und fordert die Einrichtung einer öffentlichen
Beobachtungsstelle für antisemitische, rassistische und rechtsextremistische
Aktivitäten. Dabei soll selbstverständlich auch weiterhin die besondere
Gefährdung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität und/oder bestimmten
Lebensweisen angemessen berücksichtigt werden.
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