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Pressemitteilung des LSVD-Landesverband Berlin-Brandenburg

18.02.2005

Mahnwache für Hatin Sürücü

Trauerkundgebung am Dienstag, 22. Februar 2005, 12.30 Uhr
an der Bushaltestelle Oberlandgarten der BVG-Linie 246

Mit großer Betroffenheit haben wir den Mord an der 23 Jahre alten Hatin Sürücü zur Kenntnis genommen. Sie ist am 7. Februar 2005, gegen 21.00 Uhr, an der Bushaltestelle Oberlandgarten der BVG-Linie 246 erschossen worden. Verhaftet wurden die drei Brüder von Hatin Sürücü, denen der emanzipierte Lebensstil der Frau missfallen haben soll. Einer der drei Brüder soll die Waffe besorgt, der zweite geschossen und der dritte den Schützen begleitet haben.

Diese Tat ist kein Einzelfall. Immer wieder werden schwere Gewaltverbrechen an Frauen bekannt, die sich aus unterdrückenden Ehe- und Familienstrukturen befreien wollen. Sie werden gedemütigt, misshandelt und geschlagen. Motiv dieser Taten ist oft ein archaisches Verständnis von Familienehre, das ein selbstbestimmtes Leben von Frauen, oder auch von Lesben und Schwulen ausschließt. Zu Tätern werden meist die Väter, Brüder oder Söhne die oft von anderen Familienmitgliedern unterstützt, gedrängt oder gedeckt werden.

Wir wollen und können dies nicht hinnehmen. Erforderlich ist eine gesellschaftliche Solidarität und ein Bündnis gegen die Gewalt, die auch öffentlich demonstriert wird. Den Tätern muss deutlich gemacht werden, dass sie Verbrechen begangen haben - sie sind die Vollstrecker eines falsch verstandenen Ehrbegriffs. Den Opfern muss signalisiert werden, dass sie Anteilnahme, gesellschaftliche Hilfe und Unterstützung erhalten – je früher desto hilfreicher. Erforderlich ist, dass Meinungen vehement und öffentlich widersprochen wird, die erklären, es gebe moralische Argumente, die derartige Gewaltverbrechen rechtfertigen.

Aus diesem Grunde rufen wir zu einer Mahnwache am Tatort auf. Gemeinsam wollen wir demonstrieren, dass die Betroffenen dieser Gewalttaten unserer Unterstützung und gesellschaftlicher Solidarität sicher sein können.

Trauerkundgebung am Dienstag, 22. Februar 2005, 12.30 Uhr, an der Bushaltestelle Oberlandgarten der BVG-Linie 246


ErstunterzeichnerInnen:

  • Seyran Ateş, Rechtsanwältin und Gewinnerin des Berliner Frauenpreises 2004
  • Riza Baran, Vorsitzender der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg
  • Özcan Mutlu, bildungs- u. migrationspolitischer Sprecher der Abgeordnetenhausfraktion Bündnis 90/Die Grünen
  • Bali Saygili, LSVD-Bundesverband, Projekt Migrationsfamilien


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