Presse



Halina Bendkowski, Sprecherin des LSVD

Schluss mit lustig?

Ja, was wollen sie denn noch mehr- nach der Homoehe und allen Extras, wie Flaggenhissen, Tunten- und Obermacho-getue und schwulem Bürgermeister in Berlin?

Mit Genugtuung hört man auch von der ersten Scheidung eines Schwulenpaares aus Oldenburg. Warum sollte es denen besser gehen als den anderen, den 'Normalen?'

Ich kenne selber viele Lesben und Schwule, die den ganzen Auftrieb alljährlich im Juni beim Lesbisch-Schwulen Stadtfest und beim CSD mittlerweile satt haben.

Seitdem vor allem die Nacktaktivisten die öffentliche Aufmerksamkeit bei der medialen Verabeitung des Spektakels dirigieren, schämt sich so manche Lesbe und mancher Schwuler für sich oder für die anderen? Ob deswegen beim langen Fußmarsch soviel getrunken wird, damit man in Stimmung kommt? Ob Love Parade, ob katholischer oder Karneval der Kulturen oder Schützenparade, in Deutschland überstehen die Marschierenden die Fröhlichkeit nur volltrunken.

Und dennoch, nirgendwo ist es so sexy, wie auf dem CSD, sagen die Jungen und die Zuschauerinnen und Zuschauer, die von vielen Paradierenden immer so neckisch zu Nichts verführt werden. Das ist nicht wenig, wenn man manchmal die freudig erregten Gesichter sieht, die noch nie von solch schönen Menschen angemacht worden sind.

Und das sind meistens Männer, die man sonst nur in TV-Talkshows oder beim Tanzen sieht. Schon so manchen 'Heten' ( Szenejargon für Heterosexuelle) ist ob soviel Umwerbung ganz warm geworden, Frauen gestehen frei in Fernsehkameras rein, die 'Knackärsche' der Schwulen besonders attraktiv zu finden, auch wenn sie ihnen 'leider' nicht gelten. Das schraubt natürlich den Einsatz der Vorstellungskünstler von Jahr zu Jahr höher und auch die Lesben begannen seit einigen Jahren als 'Mösen in Bewegung' die Kameras auf sich zu lenken. Spaß muss sein! Der CSD, der eigentlich den Widerstand der Transen vor allem- vor 33 Jahren in New York vor der Stonewall-Bar in der Christopher Street Day feiert, will sich aber auch immer noch politisch legitimieren.

"Stolz auf das Erreichte- Hungrig nach mehr" lautet die Devise des LSVD und das CSD-Motto dieses Jahres unterschreibt auch jeder Politiker: "Wir machen Berlin anders. Weltoffen. Tolerant. Queer." Wenn auch außerhalb der Szene wohl kaum jemand weiß, was queer bedeutet, kann es niemals falsch sein, auf Toleranz zu setzen. Queer bedeutete ursprünglich sich unwohl zu fühlen, nun hat es in der Lesben-Schwulen und Transgender-Bewegung die Bedeutung angenommen, sich quer zu allen Festlegungen gegen eine Identitätspolitik zu stellen. Schließlich ist keine Lesbe und kein Schwuler so, wie sie zu sein haben.

Dazu gehört auch von Familien zu reden, wo Kinder sind, die von Lesben oder Schwulen geliebt und erzogen werden und sie als solche auch namens -und steuerrechtlich entlastend zu behandeln. Leider hat auch RotGrün nicht die Traute die Antidiskriminierung gesellschaftlich außerhalb der Szenespektakel, wie den CSD's zum Thema der Zivilgesellschaft zu machen. Dabei hat gerade der erzeugte Überdruss am sexuellem overkill in den Medien dazu geführt, die Vorbehalte gegen Lesben und Schwule wieder erstarken zu lassen. In dem zurückliegendem Jahr war das Lebenspartnerschaftsgesetz für Lesben und Schwule dauernd in den Medien und was ist das Ergebnis? Genau nach diesem Jahr lehnen mehr als doppelt so häufig als ein Jahr zuvor Jugendliche Homosexuelle schlicht ab, Jungen zu 71% und Mädchen zu 51%.

Das ist niederschmetternd für eine, die schon immer davor warnte, allein im Getto zu tanzen. Keine Bundeszentrale für politische Bildung oder gar die Altenhilfe hat sich bisher den Alltagsproblemen von Queers gewidmet. Kein Antidiskriminierungsgesetz schützt vor der armen Realität. Und was passiert international? In der UN braut sich seit dem Kinder-Gipfel unter der Ägide des Vatikans eine neue mächtige Allianz eines islamisch-christlichen Blocks zusammen, die sich für Familienwerte und gegen das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und Homosexuellen als NGO-Nichtregierungsorganisation zwischen den USA und den islamischen Staaten formiert. Ich weiß schon, warum ich als Feministin für Geschlechterdemokratie bin.

Freundlichst Halina Bendkowski
Sprecherin des LSVD

e-mail: halina.bendkowski@gmx.de
Phone: +49 (030) 8537391
 
 


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