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Pressemitteilung der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport vom 11. Oktober 2002

Neue Studie zur Situation älterer lesbisch und schwul lebender Menschen in Berlin

Fachtagung zum Thema am 22. und 23. November 2002

40.000 homosexuelle Frauen und Männer, die älter als 65 Jahre sind, leben in Berlin. Ihre Lebenssituation ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt und bisher nicht erforscht. Das soll sich ändern. Eine neue Studie gibt Aufschluss über Lebensbedingungen, Erfahrungen, Wünsche und Sorgen lesbisch und schwul lebender Senioren. Sie heißt "Älter werden - ältere Lesben und Schwule in Berlin" und wird von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport herausgegeben.

Die Studie ist unter www.senbjs.berlin.de/gleichgeschlechtliche veröffentlicht.

Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen: Viele der älteren lesbischen Frauen und schwulen Männer führen ein jahrelanges soziales Doppelleben. Sie nutzen die Einrichtungen der Altenhilfe kaum oder geben sich dort nicht zu erkennen. Der Grund ist Angst vor Ausgrenzung aufgrund ihrer sexuellen Identität. Es fällt ihnen schwer, ihre sexuelle Identität, ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Sie leben oft vereinzelt und sind einsam, weil sie kaum familiäre Bindungen haben. Gleichwohl wollen sie ihre dritte Lebensphase aktiv planen und für sich Alternativen zu den traditionellen Lebensentwürfen älterer Menschen entwickeln. Eine wachsende Zahl tritt deshalb selbstbewusster als früher auf und fordert wahrgenommen zu werden.

Hierzu erklärt Senator Klaus Böger:
"Unsere Gesellschaft muss sich auf die wachsende Zahl älterer Menschen einstellen. Unter ihnen sind auch viele ältere lesbisch und schwul lebende Bürgerinnen und Bürger. Ein neues Bild des Alterns und ein neuer Umgang mit dem Alter sind notwendig. Dies ist eine große soziale und gesellschaftliche Herausforderung."

Die Studie beleuchtet die Entwicklung von Lesben und Schwulen in verschiedenen Altersphasen (35- bis 45jährige, 45- bis 60jährige und die Jahre ab 60).

Eine feste Definition des Alterns gibt es nicht. Das Altern hängt von der Lebenssituation ab, von der Gesundheit, sozialer Einbindung und dem Ausscheiden aus dem Berufsleben. In der Studie werden Schlussfolgerungen gezogen: Die Seniorenarbeit für ältere Lesben und Schwule soll stärker von Verbänden und Verwaltungen aufgegriffen werden; besondere Wohnprojekte und Begegnungsstätten sollen gefördert werden; die Altenhilfe soll sich besser auf die Lebenssituation älterer Lesben und Schwule einstellen; Sexualität im Alter soll enttabuisiert werden; Qualitätsstandards, die die besondere Lebenssituation gleichgeschlechtlich lebender Menschen berücksichtigen, sollen entwickelt werden.

Diese und weitere Themen werden auf einer Berliner Fachtagung am 22. und 23. November 2002 mit Vertretern von Institutionen, Verbänden, Verwaltung und Politik, aus der Wissenschaft und von Selbsthilfeeinrichtungen erörtert.

Die Tagung findet in der Alice-Salomon-Fachhochschule, Alice-Salomon-Platz 5, in 12627 Berlin-Hellersdorf, statt. Sie hat den Titel "Anders sein und älter werden - Lesben und Schwule im Alter" und wird von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz, der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin und dem Projekt Sonntags-Club durchgeführt.

Weitere Informationen zur Fachtagung und zum Thema unter www.senbjs.berlin.de/gleichgeschlechtliche.

Redaktion: Dr. Thomas John

 


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