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dpa v. 05.11.2002

La Repubblica: Papst will Homosexuelle aus Priesterseminaren verbannen

Rom (dpa) - Papst Johannes Paul II. will nach einem Bericht der römischen Tageszeitung "La Repubblica" Homosexuellen den Zugang zum Priesterberuf versperren. Ein entsprechendes offizielles vatikanisches Dokument stehe kurz vor seiner Veröffentlichung, berichtete das Blatt am Dienstag. Darin solle festgelegt werden, dass all jene, die "homosexuelle Neigungen" zeigten, aus den Priesterseminaren verbannt werden sollten. Diese Maßnahme sei eine Antwort auf die zahlreichen Sexskandale der letzten Jahre. Dabei ging es vor allem um sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester. In den USA sind deshalb auch mehrere Bischöfe zurückgetreten, die pädophile Priester geduldet hatten.

Die endgültige Entscheidung über den Ausschluss eines homosexuellen Priesterkandidaten sollen laut dem nur drei Seiten langen Dokument die Leiter (Rektoren) der Priesterseminare fällen, heißt es in dem Bericht. Sie könnten zuvor auch den Rat eines Psychologen einholen. Auch die Herkunft und das familiäre Umfeld der angehenden Priester solle in Zukunft verstärkt überprüft werden.

Schon bisher sei vorgeschrieben gewesen, die "moralische und psychologische Eignung" der Priesterkandidaten sicherzustellen, schrieb die Zeitung. Lange Zeit hätten deshalb Homosexuelle die Seminare verlassen müssen. In den vergangenen Jahren seien jedoch viele Rektoren dazu über gegangen, von einem Ausschluss abzusehen.

Die katholische Kirche leidet in den Industriestaaten an einem dramatischen Priesterschwund. Viele Pfarreien können deshalb nicht neu besetzt werden. Für katholische Priester besteht die Verpflichtung zum Zölibat, das ein Eheverbot und die Verpflichtung zu sexueller Enthaltsamkeit bedeutet. Papst Johannes Paul II. hat Forderungen nach einer Lockerung des Zölibats wiederholt eine Absage erteilt. Er hat auch die Zulassung von Frauen zum Priesteramt kategorisch abgelehnt.

 


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