Pressemitteilung des LSVD Hessen vom 17.1.2003
Landtagswahl in Hessen:
Keine leichte Wahl, aber für Schwule und Lesben doch eindeutig
Die zentrale Informations- und Diskussionsveranstaltung des LSVD
(Lesben- und Schwulenverband in Deutschland) Hessen zur Landtagswahl am
16.01.03 in Frankfurt zeigte einmal mehr, dass die Belange der Schwulen
und Lesben kontinuierlich neu eingefordert werden müssen, wenn es nicht
bei wohlklingenden, aber unverbindlichen Artigkeiten ohne politische
Konsequenzen bleiben soll.
Unter der fachkundigen, investigativen Moderation von Ulrike Holler vom
Hessischen Rundfunk konnten Petra Fuhrmann, sozialpolitische Sprecherin
der SPD-Landtagsfraktion, Rolf Ohler, Bundesvorsitzender der LSU als
Vertreter der Hessischen CDU, Stefan Majer, Grüner Standverordneter aus
Frankfurt, und Rolf Würz, FDP-Kandidat für den Landtagswahlkreis 34, das
Programm ihrer Parteien zur Politik für Schwule und Lesben erläutern und
konkrete Fragen dazu beantworten.
Weniger graue als regenbogenfarbige Eminenz des Abends war Manfred
Bruns (Bundesanwalt a.D.) vom Bundes-LSVD: Er verstand es wieder einmal,
scheinbar komplizierte Sachverhalte, bei denen sich z.B. Rolf Ohler und
Stefan Majer in verquaster Politlyrik verhaspelten, auf den Punkt zu
bringen, der mit einem schlichten ja oder nein politisch zu entscheiden
ist.
In Anlehnung an die Wahlprüfsteine des LSVD Hessen und die
schriftlichen Antworten von SPD, CDU und Grünen (die FDP hatte von einer
Beantwortung Abstand genommen) nahmen das Lebenspartnerschaftsgesetz,
dessen Umsetzung in Hessen sowie das noch ausstehende Ergänzungsgesetz
einen breiten Raum ein; die „Standesamtsfrage" spiegelte wider, wie die
einzelnen Parteien das atmosphärische Umfeld gesetzlicher Regelungen zum
Abbau von Diskriminierung einschätzen. Folgendes kristallisierte sich u.a.
heraus:
- Die CDU ist nicht bereit, die Zuständigkeit der Standesämter für die
Eintragung von Lebenspartnerschaften gesetzlich festzuschreiben, die FDP
traut im Falle eines Wahlsieges nicht ihren eigenen Landespolitikern und
hofft auf eine bundeseinheitliche Regelung, nur SPD und Grüne haben sich
eindeutig positiv positioniert.
- Bei der Zustimmung zu einer Neuvorlage des
Lebenspartnerschafts-Ergänzungsgesetzes signalisiert die CDU ein
Entgegenkommen nur bei der Erbschaftssteuer. Die u.a. im
Ergänzungsgesetz vorgesehenen Anpassungen an die europäischen
Richtlinien zur Antidiskriminierung werden wohl gerichtlich eingeklagt
werden müssen.
- Manfred Bruns regte einen Generalverweis in der Landesgesetzgebung
an, mit dem alle Regelungen für Eheleute generell auch für Lebenspartner
gelten; damit wären aufwendige Änderungen von ca. 150 Landesgesetzen
überflüssig. Nur Petra Fuhrmann und Stefan Majer (mit nicht
nachvollziehbaren Bedenken) griffen diese Idee positiv auf.
Fazit des Abends: Aus lesben- und schwulenpolitischer Sicht gibt es
zwei „Lager" von jeweils zwei Parteien, und auch bei SPD und Grünen sind
bei aller Aufgeschlossenheit immer wieder mit Nachdruck konkrete
Forderungen anzumahnen.
Christoph Schuke / Erich Rossel,
Landessprecher des LSVD Hessen
Postfach 17 03 41
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