Pressemitteilung der SCHWUSOS Hessen / Frankfurt a.M. v. 18.01.2003Der LSVD testet die Parteien zur Hessenwahl
Die SPD Punktsieger im Parteienvergleich
Mit Wahlprüfsteinen und einer zentralen Veranstaltung in Frankfurt am
16-01-03 mit Vertretern der vier Parteien im hessischen Landtag versuchte
der LSVD Hessen, aus lesben- und schwulenpolitischer Sicht
Entscheidungshilfen für die Landtagswahl 2003 zu geben.
Bei den Wahlprüfsteinen hat Gerhard Bökel persönlich ausführlich zu allen
fünf Punkten Stellung bezogen. Insgesamt außerordentlich befriedigend,
speziell was das Gleichstellungsreferat im Sozialministerium und das
Lebenspartnerschaftsgesetz sowie alle damit verbundenen Fragen und
Regelungen anbelangt; einzig bei der Forderung, € 50.000,-- jährlich zur
Förderung sozialer und kultureller Projekte von Schwulen und Lesben in
Hessen bereitzustellen, behält sich die SPD einen "Kassensturz" vor.
Auf der LSVD-Veranstaltung vertrat Petra Fuhrmann, sozialpolitische
Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, ihre Partei auf dem Podium. Mit
knappen und präzisen Antworten hob sie sich wohltuend von den anderen
Parteirepräsentanten ab: Rolf Ohler, LSU-Bundesvorsitzender (Lesben und
Schwule in der CDU) und von der Landes-CDU abkommandiert, die
atavistischen Aversionen seiner Partei gegenüber emanzipatorischer Politik
für Lesben und Schwule in Verleugnung seiner eigenen Positionen
vorzutragen; Stefan Majer, Grünen-Stadtverordneter aus Frankfurt, dessen
ausschweifende Ausführungen das Helmut-Kohl-Wort paraphrasierten, "das
Ganze ist sehr schwierig und wir sind mitten drin"; Rolf Würz,
FDP-Kandidat für den Wahlkreis 34 in Frankfurt, der z.B. in der
Standesamtsfrage seinen Landespolitikern für den Fall eines Wahlsieges so
wenig traute, dass ihm nur der Verweis auf eine bundeseinheitliche
Regelung dazu einfiel – diese drei dokumentierten Loriot-reif, wie
unverbindliche Gemeinplätze, als Gutigkeiten verpackt, mangelnde Konzepte
und Unwilligkeit zu konkreten politischen Entscheidungen und Maßnahmen
kaschieren sollen.
Besonders auffällig wurde dies bei einem Punkt: Manfred Bruns (Bundes-LSVD)
als unübertroffener Experte in juristischen Fragen regte an, durch einen
Generalverweis, der alle Landes-Regelungen für Eheleute generell auf
Lebenspartner ausdehnt, sich umständliche Einzeländerungen von ca. 150
Landesgesetzen zu ersparen: Einzig Petra Fuhrmann griff diesen Gedanken
spontan auf, sogar Stefan Majer drückte sich anfangs vor einem klaren
positiven Statement. Löbliche Absichten zählen politisch wenig bis nichts,
wenn sie nicht in praktischen Konsequenzen resultieren.
Insgesamt erbrachten die LSVD-Recherchen zur Wahl, dass Lesben und Schwule
von der CDU und von deren rückgratlosem Anhängsel FDP nichts erwarten
dürfen – keine ernsthafte Bewegung beim Lebenspartnerschaftsgesetz und
allem, was daran hängt, keine Normalisierung der törichten Zuordnung und
Austrocknung des Gleichstellungsreferates in der Jugendabteilung im
Sozialministerium, und vor allem: Diese Parteien nehmen in Kauf, nach dem
Dezember 2003 beim Inkrafttreten der europäischen
Antidiskriminierungs-Richtlinien auf Nichtumsetzung verklagt zu werden und
Steuergelder für aussichtslose rechtliche Rückzugsgefechte zu vergeuden.
Der Tanker SPD hat in Hessen den richtigen Kurs für Lesben und Schwule
gefunden.
Frankfurt am Main, den 18.1.2003
Gene Schmidt, Landesvorsitzender der Schwusos Hessen
SCHWUSOS Hessen / Frankfurt a.M.
Arbeitsgemeinschaft lesbischer Sozialdemokratinnen und schwuler
Sozialdemokraten
Kölner Straße 42
D-60327 Frankfurt am Main
Tel. 069 - 75001628
www.schwusos-hessen.de
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