Presse



Pressemitteilung des LSVD vom 19.01.2003

Schwule und Lesben protestieren gegen Diskriminierung durch Katholische Kirche

Bischöfe sollen Kündigungsandrohungen zurücknehmen

Heute protestieren Schwule und Lesben vor Kathedralen gegen die Diskriminierung durch die Katholischen Bischöfe. Hierzu erklärt Manfred Bruns, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD):

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert die Katholischen Bischöfe auf, ihren Diskriminierungskurs zu beenden. Beschäftigten im kirchlichen Dienst darf das vom Verfassungsgericht ausdrücklich gebilligte Recht auf Eingehen einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft nicht verwehrt bleiben. Die Bischofskonferenz soll ihre Kündigungsdrohungen zurücknehmen. Wir appellieren an die Katholische Kirche, gleichgeschlechtliche Familien nicht länger auszugrenzen.

Mit Protestaktionen am heutigen traditionellen Familiensonntag der Katholischen Kirche vor den Kathedralen in Berlin, Köln, Münster, Trier, Frankfurt/M., Bamberg und Magdeburg verleihen wir diesen Forderungen Nachdruck.

Keine Berufsverbote für eingetragene Lebenspartner

Die Deutsche Bischofskonferenz bewertet das Eingehen einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft als „schwerwiegenden Loyalitätsverstoß". Kirchlich Beschäftigten, z.B. Krankenpflegern, Erzieherinnen oder Verwaltungsangestellten, wird mit dienstrechtlichen Konsequenzen bis hin zur Kündigung gedroht.

Das nehmen wir nicht hin. Das Bundesverfassungsgericht hat ausdrücklich festgestellt: Das Lebenspartnerschaftsgesetz steht im Einklang mit dem Grundgesetz. Der Schutz von Ehe und Familie ist dadurch nicht berührt.

Die Eingetragene Lebenspartnerschaft bedeutet umfassende gegenseitige Verpflichtungen. Gerade die Kirche sollte es unterstützen, wenn Menschen bereit sind, füreinander einzustehen. Angestellte mit Berufsverbot zu bedrohen, weil sie eine Verantwortungsgemeinschaft eingehen wollen, ist hartherzig und menschenfeindlich. Wir dagegen meinen: Liebe verdient Respekt, auch die gleichgeschlechtliche Liebe.

Familie ist, wo Kinder sind

Zum heutigen katholischen Familiensonntag stellen wir fest: Auch Lesben und Schwule leben Familie. Sie sind liebevolle Töchter, Söhne, Schwestern, Brüder und gar nicht so selten selbst Eltern. Viele schwule und lesbische Paare leben wie Eheleute zusammen. Sie lieben sich, sorgen füreinander und stehen füreinander ein - in guten wie in schlechten Tagen.

Viele Lesben und Schwule haben eigene Kinder, tragen Verantwortung für deren Erziehung und Wohlergehen. Trotz erster gesetzlicher Verbesserungen sind Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften aufwachsen, rechtlich und finanziell schlechter abgesichert als andere Kinder. Insbesondere die fehlende Möglichkeit zur Stiefkindadoption entzieht den Kindern Versorgungsansprüche und sorgt für Unsicherheit, wenn dem leiblichen Elternteil etwas zustößt.

Das kann nicht im Interesse des Kindeswohls sein. Anstatt sich für die Kinder einzusetzen, machen die Katholischen Bischöfe massiv Front gegen weitere kindschaftsrechtliche Verbesserungen beim Lebenspartnerschaftsgesetz und schüren Vorurteile. Auch dagegen richtet sich am heutigen Familiensonntag unser Protest. Wir meinen: Familie ist, wo Kinder sind.

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