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Pressemitteilung der "Lesben und Schwule in der Union", Regionalverband Süd, 08. April 2003: LSU: Mit dem neuen „Lexikon der Familienethik“ koppelt sich die katholische Kirche vom ernsthaften Wissenschaftsdiskurs abWürzburg – Mit Enttäuschung und Entsetzen reagieren Lesben und Schwule in der Union (LSU) auf das eben erschienene katholische Lexikon zu strittigen bio- und familienethischen Fragen. In dem vom Päpstlichen Familienrat herausgegebenen Werk wird Homosexualität als „psychisches Problem“ einer Minderheit bezeichnet, das „keinerlei gesellschaftlichen Wert“ besitze. Gleichzeitig wird in dem umstrittenen Lexikon behauptet, Homo-Phobie sei eine Erfindung von Lesben und Schwulen, um damit die heterosexuelle Mehrheit einzuschüchtern. Ferner heißt es in einem Beitrag des Pariser Psychoanalytikers Tony Anatrella, Respekt vor gleichgeschlechtlicher Liebe könne es nicht geben. Die LSU akzeptiert, dass die unleugbare Existenz von homosexuell empfindenden Menschen für die römisch-katholische Amtskirche ein Ärgernis und Problem darstellt. Nicht akzeptieren kann die LSU allerdings, dass gleichgeschlechtlich Liebende zum Sündenbock für eine liberale gesellschaftliche Entwicklung gemacht werden, die aus Sicht der katholischen Kirche verwerflich ist. Dass jeder Mensch an Würde gleich und seine sexuelle Orientierung keinen Einfluss auf seine gesellschaftliche Stellung haben darf, ist ein hohes Gut westlicher Zivilisation, das seinen Ursprung in den zehn Geboten hat. Die von der Amtskirche approbierten Thesen zur Homosexualität stellen nicht nur eine Diskriminierung, Verunglimpfung und Herabsetzung dar, sondern entziehen sich auch dem aktuellen wissenschaftlichen Diskurs, wonach Homosexualität eben keine individuell oder sozial erworbene Orientierung ist. Wieder einmal verschafft sich eine reaktionäre Tendenz in der katholischen Weltsicht Gehör, die Homosexuelle zu Menschen zweiter Klasse degradiert und aus Opfern gesellschaftlicher Diskriminierung subversiv-zerstörerische Täter einer „gesunden“ Sozialgemeinschaft machen will. Gegen diese Form der Ausgrenzung und Umkehrung der tatsächlichen gesellschaftlichen Wirklichkeit, erhebt die LSU energisch Protest. Statt den gleichen Fehler wie bei der Wende zur Neuzeit (Reformation) zu begehen, sollten sich die katholischen Ethiker fragen lassen, ob wirklich spätmittelalterliche Betonkopf-Scholastik und intellektuelle Inquisition an die Stelle eines vertieften Gesprächs mit gleichgeschlechtlich Empfindenden treten sollen. Die meisten Homosexuellen betrachten ihre sexuelle Orientierung nicht als Kampf-mittel gegen anders Veranlagte, sondern als authentischen Ausdruck ihrer individuellen Persönlichkeit. Insofern befinden sie sich nicht – wie Tony Anatrella unterstellt – in einer „psychologischen Notlage“, sondern dieselbe wird durch repressive, vorurteilsgeladene und den Erkenntnissen moderner Sozialwissenschaft abholde Stimmungsmache provoziert. Um Wahrheiten und Erkenntnisse kann und muss gestritten werden. Eine Pauschal-Verurteilung und absichtsvolle Ausgrenzung von Homosexuellen kann aber nicht Grundlage eines ernsthaften Diskurs sein. Die LSU fordert die katholischen Kirche zu einem respektvollen, an seelsorgerlicher Anteilnahme orientierten und humanen Umgang mit Lesben und Schwulen auf. Wir sind Menschen und keine parasitären Elemente, die die Geburt künftiger Katholiken verhindern wollen. V.i.S.d.P.: Jens Voskamp,
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