Lesben und Schwule in der Union (LSU)
Pressemitteilung vom 24. April 2003
Zügig und maßvoll handeln!
LSU gegen umfassendes privatrechtliches Antidiskriminierungsgesetz
Der Verband der Lesben und Schwulen in der Union (LSU) fordert in der
Diskussion um ein Antidiskriminierungsgesetz eine maßvolle und zügige
gesetzliche Regelung. Deutschland ist auf Grund einer EU-Richtlinie
verpflichtet, Arbeitgebern die Diskriminierung unter anderem von Lesben und
Schwulen am Arbeitsplatz gesetzlich zu verbieten. In der öffentlichen
Diskussion werden jedoch weiter gehende Forderungen bis hin zu einem
umfassenden privatrechtlichen Diskriminierungsverbot erhoben.
Die LSU fordert die Bundesregierung auf, für eine Umsetzung der
EU-Richtlinie noch vor der Sommerpause zu sorgen. Der LSU-Bundesvorsitzende
Rolf Ohler verwies auf die existenzielle Bedeutung des Arbeitsplatzes gerade
in der momentanen wirtschaftlichen Lage. Es dürfe nicht geduldet werden,
dass Arbeitnehmer etwa bei Einstellungen, Beförderungen oder Kündigungen aus
Gründen benachteiligt würden, die mit dem Arbeitsverhältnis in keinem
inneren Zusammenhang stünden. Gerade im Arbeitsleben müssten Lesben, Schwule
und andere gesellschaftliche Minderheiten endlich wirksam vor
Diskriminierung geschützt sein. "Es ist ein Skandal, dass die rot-grüne
Bundesregierung auch in diesem Bereich ihre Hausaufgaben nicht macht",
beklagte Ohler.
Ebenso deutlich erteilte er jedoch Forderungen nach einem umfassenden
privatrechtlichen Antidiskriminierungsgesetz eine Absage. Für die LSU sei
die Vertragsfreiheit der Bürger ein unverzichtbarer Bestandteil einer
freiheitlichen Rechts- und Verfassungsordnung. In sie dürfe nur in so
existenziellen Fragen wie eben dem Arbeitsrecht eingegriffen werden. Für
Verträge des täglichen Lebens müsse es dagegen bei dem Grundsatz bleiben,
dass zur Vertragsfreiheit auch die Freiheit gehöre, unvernünftig zu handeln.
"Zwangsmittel ersetzen niemals Überzeugungsarbeit", betonte der LSU-Chef.
Sein Verband setze stattdessen auf Einsichtsfähigkeit und Toleranz der
Bürger.
Die Position der LSU steht damit im Widerspruch zu der anderer Lesben- und
Schwulenverbände, die hier vor allem auf den Staat setzen. Das Maß an
gesellschaftlicher Toleranz und Akzeptanz bestimme sich eben nicht nach der
Zahl der erlassenen Paragrafen. "Wichtig ist die richtige Balance zwischen
der Vertragsfreiheit und dem Schutz vor Diskriminierung", fasste der
LSU-Vorsitzende Ohler die Position seines Verbandes zusammen.
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