Presse



Deutsche Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS)

PRESSE-INFORMATION 5/2003 vom 05. Mai 2003:

"Hirschfelds Traum"

Mit der folgenden Information erinnern wir an den bevorstehenden 70. Jahrestag der Zerstörung des damals weltberühmten Instituts für Sexualwissenschaft in Berlin durch den deutschen Nationalsozialismus.

Wird Hirschfelds Traum nach 70 Jahren doch noch Wirklichkeit?

Vor 70 Jahren, am 6. Mai 1933, wurde Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft in Berlin - das erste seiner Art überhaupt - von den Nazis geplündert und geschlossen. Die kostbare Bibliothek und Sammlung wurde 4 Tage später auf dem Opernplatz mit anderen "undeutschen" Büchern verbrannt. Er selbst starb zwei Jahre später verbittert im Exil.

Hirschfelds größter Traum war es gewesen, sein Institut und damit die Sexualwissenschaft in die Universität einzubringen, und er hatte dies auch in einem entsprechenden Vertrag regierungsamtlich zugesagt bekommen. Dieser Vertrag wurde aber sowohl von den Nazis wie auch von allen Berliner Nachkriegsregierungen, auch zu beiden Seiten der Mauer, einfach ignoriert.

Erst vor zwei Jahren, im Frühjahr 2001, gelang es Prof. Haeberle, den Namen Hirschfelds fest in der Humboldt-Universität zu verankern, und zwar mit seinem "Magnus-Hirschfeld-Archiv für Sexualwissenschaft" und seinem dreisprachigen Website: http://www2.hu-berlin.de/sexology auch erreichbar direkt über die DGSS-Webseite www.sexologie.org/archive.htm

Der Website des Archivs stellt heute die weltweit größte Informationsquelle zur Sexualität dar, und das in drei Sprachen: Englisch, Spanisch und Deutsch. Er wird auch weltweit genutzt, u.a. durch 16 Universitäten, Organisationen und Krankenhäuser in 10 Ländern, die seine Online-Kurse offiziell übernommen haben. Im Augenblick ist das Archiv dabei, diese Volltext-Kurse nach und nach auch im E-Learning-Format anzubieten. Dies ist besonders wichtig für die jetzt dringend nötige Ausbildung von Sexualerziehern in Entwicklungsländern. So macht das Archiv unter seiner Berliner Universitätsadresse Hirschfelds Bedeutung wieder in der ganzen Welt bekannt und erfüllt gleichzeitig seinen weiteren Traum, nämlich die weltweite Verbreitung sexualwissenschaftlicher Informationen. Er selbst war ja deswegen 1930-32 einmal um den Erdball gereist:

Weiteres zu Hirschfeld finden sich auf dem gleichen Website:

Kurz, mit dem Magnus-Hirschfeld-Archiv und Website hat die Humboldt-Universität einen wichtigen Schritt getan, der Institutszerstörung vor 70 Jahren ein ausdrückliches, positives Zeichen entgegenzusetzen.

Natürlich bleibt noch viel zu tun, aber am 6. Mai 2003 besteht nun nicht mehr allein Grund zur Klage, sondern auch zur Anerkennung eines realen guten Willens, der inzwischen erkennbare Früchte getragen hat.

 


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