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Pressemitteilung des AltenpfleGayheim e.V. vom 17.07.2003 Vorstellung der Ergebnisse aus der Bedarfsanalyse zum Projekt AltenpflegayheimAls erstes Projekt in Deutschland setzt sich der Verein AltenpfleGayheim seit 1999 mit dem Ziel einer Altenwohn- und Pflegeeinrichtung für Homosexuelle für alte Menschen (Lesben und Schwule) auseinander und hat dazu seit Herbst 2001 eine Bedarfsermittlung durchgeführt. Die Ausgangsfrage war dabei: Brauchen wir Lesben und Schwule eigene stationäre Altenwohn- und Pflegeeinrichtung für den Fall, das wir im Alter hilfs- und pflegebedürftig werden und wie sieht eine lesbisch-schwule Altenarbeit aus? Am gestrigen Mittwoch, den 16. Juli 2003 fand um 19:00 Uhr im Lesbisch-schwulen Kulturhaus in Frankfurt die öffentliche Vorstellung der Befragungsergebnisse statt. Ruth Welk (Psychologin und Sozialgerontologin), Gabriele Scholz-Weinrich (Sozialgerontologin), Georg Linde (40plus Schwule) und Walter Curkovic-Paul (AltenpfleGayheim-Initiator) stellten die in einer 108'seitigen Broschüre zusammengefassten Ergebnisse den anwesenden PressevertreterInnen und interessierten Gästen detailliert vor. Unterstützt wurde die Bedarfsanalyse durch das Sozialamt der Stadt Frankfurt, die einen Zuschuss von 15.000 Euro bewilligte, der "Hannchen-Mehrzweckstiftung" mit 3000 Euro und all den ehrenamtlichen Helferinnnen und Helfer, die uns bei der Erarbeitung und Auswertung der Untersuchung geholfen haben. Die Untersuchung selbst ist eine erste Feldstudie und zeigt eine Tendenz auf, die es nach Meinung der Projektgruppe für sinnvoll erscheinen lässt, die Ergebnisse in einer weiterführenden Studie/wissenschaftlichen Erhebungen zu vertiefen bzw. zu verstärken. Die Ergebnisse der Befragung, die aus den Elementen sechsseitiger Fragebogen, vertiefende Interviews und 2 Workshops bestand, sind ein klares und eindeutiges Votum für ein solches Projekt. Hier einige Zahlen:
Wir hatten im Laufe der Befragung große Mühe mit lesbischen Frauen und schwulen Männern über 70 Jahre ins Gespräch zu kommen. Sie führen meist ein Leben außerhalb der "Szene" , sind durch die Zeit des Faschismus und der Verfolgung durch den § 175 oft nachhaltig in ihrer Lebensführung beeinflusst oder gar traumatisiert und leben meist nicht offen Homosexuell. Themen wie sexuelle Bedürfnisse spielten bei den Antworten der Fragebögen eine eher untergeordnete Rolle, wurde jedoch in den Workshops thematisiert. Das auch der alte Mensch in der Institution "Heim" sexuelle Bedürfnisse hat, ist inzwischen auch in Fachkreisen ein wichtiges Thema. AltenpfleGayheim wird hier eine Vorreiterrolle übernehmen, wie in anderen Bereichen der Selbstbestimmung auch. Spirituelle Bedürfnisse werden in der Befragung unabhängig von Kirchenzugehörigkeit sehr deutlich geäußert. Die Frage ob Lesben und Schwule in einer gemeinsamen Einrichtung leben und ein miteinander gestalten wollen, war ebenfalls von großem Interesse und wurde von der Mehrheit bejaht. Dabei kann das Projekt Altenpflegayheim nur ein Angebot an diejenigen sein, die ein solches Zusammenleben wollen. Im Verlauf der Diskussion seit 2001 zeigte sich auch, dass es auch bei den Heterosexuellen Menschen gibt, die sich ein Zusammenleben mit Lesben und Schwulen gut vorstellen können. Besonders Frauen zeigten sich in Diskussionen immer wieder offen für ein solches Projekt. Eines aber wurde darüber hinaus deutlich: Das Bedürfnis über sich selbst mit anderen Homosexuellen, von gleich zu gleich zusammen zu finden, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Ersatzfamilie ist hier ein Schlagwort, in dem sich das Bedürfnis nach Gemeinsamkeit dokumentiert. Aber auch der Wunsch nach Schutz vor Diskriminierung ist hier klar geäußert worden. Die mittlere und nun älter werdenden Generation stellt sich sehr offensiv und mit großem persönlichen Engagement diesen Fragen und hier ist sehr klar, dass es eine eigene bedürfnisgerechte Altenhilfestruktur für Lesben und Schwule geben muss und geben wird. Im Spätsommer diesen Jahres wird der Verein AltenpfleGayheim in die konkrete Umsetzungsphase des Projektes gehen. Dazu werden Gespräche mit der Stadt Frankfurt, dem Land Hessen, dem Bund und der EU sowie mit freigemeinnützigen und privaten Investoren und möglichen KooperationspartnerInnen geführt. Die Ergebnisse der Befragung werden wir in Kürze auf unserer Homepage: http://www.altenpfleGayheim.de zur Verfügung stellen oder können gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro bei uns bestellt werden. Mit freundlichen Grüßen Walter Curkovic-Paul AltenpfleGayheim e.V. c/o Walter Curkovic-Paul
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