Presse



PRESSEMITTEILUNG der LSU vom 31. Juli 2003

Katholische Kirche beschädigt Demokratie

LSU: Gewählte Volksvertreter sind keine Befehlsempfänger Roms

Als einen Angriff auf die Demokratie bewertet die "Lesben und Schwule in der Union" LSU die versuchte Einflussnahme von Kardinal Ratzinger. Der Präfekt der römisch-katholischen Glaubenskongregation, will katholischen Politikern die Stimmabgabe für Gesetze die homosexuelle Beziehungen der Ehe gleichstellen, verbieten. Gewählte Volksvertreter sind ihrem Gewissen, der Rechtsstaatlichkeit und ihrem Staat verpflichtet, nicht dem Papst, sagte der LSU Bundesvorsitzende Rolf Ohler.

Unabhängig von einer theologischen Diskussion, die von Rom massiv unterdrückt wird, muss die katholische Amtskirche akzeptieren, dass auch für sie die demokratischen Spielregeln gelten. Für Deutschland heißt das, dass Kardinal Ratzinger frei gewählte Abgeordnete zum Rechtsbruch auffordert, indem er zum Boykott gegen das bestehende und vom Bundesverfassungsgericht bestätigte Lebenspartnerschaftsgesetz aufruft. Hier überschreitet der Kardinal arrogant und bewusst seine Grenzen. So warnt Mark T. Jones, im LSU-Bundesvorstand zuständig für den Arbeitskreis Kirche, die katholische Kirche davor, sich als Partner im gesellschaftspolitischen Dialog selbst zu disqualifizieren. Die katholische Kirche habe in vielen gesellschaftlichen Fragen vernünftige und bedenkenswerte Positionen. "Aber wenn sie in einzelnen Fragen so sehr aus dem Rahmen fällt, darf sie sich nicht wundern, wenn sie insgesamt immer weniger ernst genommen wird", sagte Jones.

Nach Ansicht der LSU werden gesellschaftspolitische Entwicklungen nicht durch „Machtworte" aus Rom, sondern durch die Lebensrealität entschieden. Wenn die katholische Kirche sich sinnvoll in die Diskussion um die Familienpolitik einbringen will, muss sie zuerst anerkennen, dass Familien dadurch entstehen, dass Menschen in gegenseitiger Liebe Verantwortung über Generationen hinweg übernehmen. Dies hat Gültigkeit, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Wenn Kardinal Ratzinger dies als „Schaden für die Allgemeinheit" und „unmoralischen Akt" bezeichnet, zeigt das, wie weit er sich von der Lebensrealität entfernt hat.

Nach Einschätzung der LSU wird der Appell Ratzingers fruchtlos bleiben. Auch katholische Politiker handelten nach ihrem Gewissen und dem Wohl ihres Landes und nicht nach Weisungen der römisch-katholischen Glaubenskongregation. Kardinal Ratzinger, der Vorsteher dieser katholischen Behörde, die unter ihrem frühren Namen "heilige Inquisition" schon viel Leid über die Menschen gebracht hat, sollte sich trotzdem von diesem Aufruf zum Rechtsbruch distanzieren, und die Stärkung von Menschenrechten nicht weiter behindern. Eine solche direkte Einflussnahme der Kirche auf die politischen Entscheidungen ist inakzeptabel. Vielmehr sollte er sich um eine wahrhafte theologische Aufarbeitung dieses Themas kümmern. Sinngemäß hilft ihm da auch die Bibel weiter, die eine Trennung von Glauben und staatlicher Gewalt festschreibt. „So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!" (Matthäus 22,21)

Oliver Nölken
Pressesprecher
Tel./Fax: 0234 - 3240779
Handy: 0179 - 2441139
Oliver.Noelken@ruhr-uni-bochum.de
 


[Impressum] [Feedback] [Sitemap]