SCHWUSOS - Arbeitskreis der
Lesben und Schwulen in der SPDPressemitteilung vom 01.08.2003
Schamlose Verirrungen des Vatikans
Zu der jüngsten Verlautbarung der Kongregation für die Glaubenslehre
zu gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften stellt der
Bundesvorstand der Schwusos (Lesben und Schwule in der SPD) fest:
- Die vermessene Argumentation zur Homosexualität als dem „Bösen"
schlechthin disqualifiziert sich selbst. Zelotische Borniertheit
entzieht sich der rationalen Auseinandersetzung und ist nicht
satisfaktionsfähig, ein gesellschaftlicher Diskurs mit Kontrahenten, die
sich verstiegen im Besitz der Wahrheit wähnen und diese mit allen
Machtmitteln durchzusetzen suchen, scheint nicht mehr möglich. Insofern
verleugnet die „Kongregation für die Glaubenslehre" nicht ihren Ursprung
in der „heiligen Inquisition".
- Nach dem Motto „haltet den Dieb" lenkt der Vatikan von seiner
Mitverantwortung an der tatsächlich erfolgten Aushöhlung der
traditionellen Ehe und Familie durch die – auch unter Katholiken –
sprunghaft gestiegene Zahl der Ehescheidungen ab, die mit
lesbisch-schwuler Liberalisierung aber auch gar nichts zu tun hat. Hier
liegt speziell für die Kinder ein sehr ernsthaftes Problem, zu dem der
Vatikan seine Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit unstrittig unter
Beweis gestellt hat.
- Die unverhohlene Einmischung des Vatikans in die
Entscheidungsfreiheit der Abgeordneten muss unmissverständlich
zurückgewiesen werden. Basis unserer Demokratie ist unser Grundgesetz,
nicht die Moralvorstellung der katholischen Kirche. Die westlichen
Demokratien sind keine Theokratien unter dem Diktat menschenverachtender
Ideologen. Wir fordern eine grundlegende Trennung von Staat und Kirche,
wie sie bisher nur in Frankreich befriedigend gelungen ist.
- Es ist nur zu verständlich, wenn viele Lesben und Schwule nach diesem
diskriminierenden Unflat aus Selbstachtung nicht mehr bereit sind, mit
ihrer Kirchensteuer auch noch dessen Propagandisten zu finanzieren.
Trotzdem rufen wir alle denkenden Katholiken auf, in ihrer Kirche zu
bleiben und von innen und unten eine grundlegende Reform dieser
Institution zu betreiben. Noch wichtiger ist es aber, dass möglichst alle
Lesben und Schwule ihre politischen Organisationen finanziell
unterstützen, damit diese auf solche Angriffe noch schlagkräftiger
reagieren können.
- Wir sprechen dem Vatikan jedes Recht ab, über Sittlichkeit und Moral
zu urteilen, solange das Kondomverbot der Amtskirche weltweit, besonders
in Afrika und Südamerika, die Ausbreitung von HIV/Aids fördert und
fahrlässig zur Tötung von Millionen von Menschen führt und solange die
Amtskirche den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch
ihre Amtsträger nicht konsequent unterbindet und bestraft.
- Der Vatikan hat den – auch katholischen – Lesben und Schwulen den Krieg
erklärt. Darüber können auch die heuchlerischen Worte nicht
hinwegtäuschen, homosexuellen Menschen solle mit „Achtung, Mitgefühl und
Takt" begegnet werden, solange ihnen grundlegende Bürgerrechte
vorenthalten und Diskriminierung als gottgewollt verkauft wird.
Für den Bundesvorstand der Schwusos
(Lesben und Schwule in der SPD):
Markus Schuke
Mitglied im Bundesvorstand der Schwusos
Telefon 069 – 75001628
Telefax 069 – 75001612
eMail mt@marstoph.de
Frankfurt am Main und Berlin
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