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03.08.2003 Stellungnahme der Katholischen Schwulen Priestergruppen zu den „Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen"Die Katholischen Schwulen Priestergruppen Deutschlands haben mit tiefer Bestürzung und großem Bedauern die „Erwägungen" zur Kenntnis genommen. Das Dokument der Glaubenskongregation zeugt wieder ein mal davon, dass römischen Instanzen je weniger sie die Lebens- und Glaubenssituation des „Kirchenvolkes" wahrnehmen wollen, um so mehr feststellen und erklären müssen. Die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften ist in unserem Land, auch unter den Katholiken weit größer als vom Episkopat gewünscht. Wir befürchten, dass das offensichtliche Aufkündigen eines lebendigen Austauschs zwischen Hirten und Herde zu einer weiteren Fundamentalisierung führt. Als Theologen können wir den Bezugsrahmen der Argumentationen des Dokuments nachvollziehen, halten aber selbst aus dieser Perspektive viele Punkte für fragwürdig Aus exegetischer Sicht sind die angeführten Schriftstellen nur noch für das Untermauern herkömmlicher Diskriminierungsabsichten zu gebrauchen. Das Anerkennen von Homosexualität als dem Menschen vorgegeben, wird in seiner Konsequenz nicht durchgehalten. Bisher hat das Lehramt noch keine nicht sanktionierte Gestaltungsform für Homosexuelle entwickeln können. Die Verpflichtung zur absoluten Keuschheit als Lebensform Homosexueller ist ein unzulässiger theologischer Taschenspielertrick. Man verlangt von Lesben und Schwulen letztlich etwas, was in der Tradition der Kirche eine geschenkte Begabung ist. Die automatische Verknüpfung von Homosexualität und faktischem Pflichtzölibat ist abwegig. Die Kirchenführung lässt eine Minderheit ohne pastorale Hinwendung zurück. Außerdem halten wir die Gleichsetzung von Lebenspartnerschaften mit homosexuellen Handlungen für unlogisch und daher unzulässig. Nur die Reduzierung der Ehe auf Nachkommenschaft und „gegenseitige Hilfe der Geschlechter" ermöglicht der Glaubenskongregation die Werte der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften zu leugnen. Hier wird die Ehe zu einer Institution der Reproduktion in Aufrechterhaltung von nicht mehr zu leistenden Rollenzuschreibungen. Der Aspekt personaler Liebe in der Ehe wird in der „Note" wohl absichtlich nur gestreift, da hier zu offensichtlich Anknüpfungspunkte zu den Werten einer Lebenspartnerschaft liegen. Es ist für uns überhaupt nicht verstehbar, warum zwei Frauen, die seit vielen Jahren ihr Leben miteinander teilen, und nun in einer Lebenspartnerschaft öffentlich füreinander Verantwortung übernehmen eine Gefahr für Ehe und Familie sein können. Vielmehr machen Homosexuelle in ihrer Partnerschaft Werte sichtbar, die für jede Gesellschaft von grundlegender Bedeutung sind: Treue, Verlässlichkeit und Verantwortung für einander. Außerdem kann man in der Lebenspartnerschaft eine gewisse Wertschätzung für bewährte Traditionen des menschlichen Zusammenlebens erkennen. Wir können nur annehmen, dass die Verantwortlichen für das Dokument keinen Bezug mehr zu der Dimension ihres Handelns haben. Was geht in einer katholischen Frau vor, die sozial kompetent ihr Lesbischsein in einer Partnerschaft verwirklicht und lesen muss, etwas zutiefst Abscheuliches zu tun. Ein schwuler Mann lässt sich personal auf einen anderen Menschen ein und übernimmt gesellschaftlich relevant Verantwortung für einen anderen Menschen und hört nun, dass seine Partnerschaft zutiefst unmoralisch, ja asozial ist. Was wird in einem schwulen katholischen Pfarrer zerstört, der seit 25 Jahren mit Hingabe seinen Dienst tut und aus einer kürzlich herausgegebenen römischen Stellungnahme erfahren muss, ein „Risiko für die Pastoral" zu sein. Wir können nur mit Sorge auf den in diesem Dokument gestatteten Einblick in die Gedankenwelt der römischen Institutionen reagieren. Es gibt wohl keinen vernünftigen Anlass anzunehmen, dass mit der rechtlichen Anerkennung von Lebenspartnerschaften die Menschheit ausstirbt und das Abendland untergeht. Homosexualität ist und bleibt eine Randerscheinung menschlichen Lebens. Es spricht wohl einiges dafür, in der völlig überzogenen Attacke der Kirchenführung gegen Lesben und Schwule eine Mischung von Lust und Frust gegenüber der Homosexualität in den eigenen Reihen zu vermuten. Wir nehmen an, dass Lesben und Schwule deshalb beschimpft werden müssen, weil die Ambivalenz innerhalb des Klerus gegenüber der Homosexualität nicht offen und ehrlich benannt und angenommen werden darf. Wir sehen in der scharfen und sehr apodiktischen Wortwahl des Dokuments weitere Anzeichen einer fortschreitenden Verrohung im Umgang der Kirchenführung mit dem Kirchenvolk, aber auch der Bischöfe untereinander. Darin kann auch wachsende Hilflosigkeit im Prozess weitreichenden Scheiterns vermutet werden. Dieses Dokument ist eine „schlechte Note" für die Verantwortlichen in der Kirche. Es führt zu einem weiteren Schritt der Entfremdung zwischen Gläubigen und Bischöfen. Dieses „heimliche" Schisma müssen mal wieder Gemeinden und Seelsorger vor Ort zu überbrücken versuchen. Vor allem aber werden verantwortungsvolle Volksvertreter in einem demokratischen Rechtsstaat diskreditiert. Wir möchten ihnen unsere Solidarität aussprechen und zeigen, dass die katholische Kirche in Deutschland auch ein anderes Gesicht hat. Sollte aber das Dokument dazu betragen, dass mündige Katholiken in Verantwortung gegenüber ihrem Glauben und ihrer Kirche sich weiter finden und solchen Hirten widerstehen, dann hat die „Note" auch etwas positives bewirkt. Die Katholischen Schwulen Priestergruppen Deutschlands – Bundessprecher Für weitere Informationen steht Ihnen zur Verfügung: |
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