Presse



Verband lesbischer & schwuler Polizeibediensteter in Hessen e.V.

16. September 2003

10. Bundestreffen lesbischer & schwuler Polizeibediensteter
in Oberursel vom 12. bis 14. September 2003

Rückblicke – Ausblicke – Geschichte - Was bewegten wir bis jetzt

Witze, dumme Sprüche oder aber das eiskalte Zurückstellen bei Beförderungen gehören
leider immer noch zum Alltag homosexueller Polizisten und Polizistinnen.

Aus diesem Grund trafen sich in diesem Jahr 38 schwule und lesbische Polizisten/-innen zum 10. Bundesseminar lesbischer & schwuler Polizeibediensteter in Deutschland. Das Seminar stand als Jubiläumsveranstaltung unter dem Motto: „Wir und unsere Geschichte".

Zum ersten Mal konnten bei diesem Seminar auch 2 schwule Polizisten aus Amsterdam (Niederlande) begrüßt werden, die den Teilnehmern einen Einblick darüber gewährten, wie sich die Situation als schwuler Polizist in den Niederlanden darstellt. So berichteten die beiden Kollegen unter anderem darüber, dass die Amsterdamer Polizei gezielte Werbekampagnen zur Anwerbung von Lesben und Schwulen für den Polizeidienst durchführt. Alleine schon diese Werbekampagne löste bei den Teilnehmern Staunen aus, ist dieses doch für Deutschland noch unvorstellbar, wie ein Angehöriger des VelsPol Hessen e.V. zu berichten wusste. Wollte doch der VelsPol Hessen e.V. auf dem Christopher Street Day 2002 ebenfalls eine solche Kampagne ins Leben rufen. Die eigens dafür entwickelten Plakate des VelsPol Hessen e.V. fielen jedoch mit der Begründung "Das ist Sache der Polizeischule" kurzerhand der Zensur zum Opfer.

Was man(n) und Frau vor allem gegen die noch immer bestehenden Diskriminierungen tun kann, wurde am vergangenen Wochenende mit Kolleginnen und Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet besprochen.

Nach der Begrüßung der Gäste durch Mitarbeiter des Hauses (Berthold Happel) und dem stellvertretenden Präsidenten des zuständigen Polizeipräsidiums Westhessen in Wiesbaden, Herrn Alfons G. Hoff, fand am Freitag-Nachmittag zunächst in lockerer Runde ein Meinungsaustausch derjenigen Teilnehmer statt, die bereits in den vergangenen Jahren ein solches Seminar besucht hatten. Parallel dazu stellten diejenigen, welche erstmals auf einem solchen Seminar waren, sich selbst und ihre Vorstellungen und Erwartungen daran vor.

Der Samstagvormittag stand dann ganz im Zeichen des Jubiläums, in dem der Historiker Christian Setzepfand (Frankfurt/M.) einen interessanten Überblick über die Geschichte der deutschen Schwulen- (und Lesben-) bewegung gab und ihre speziellen, nicht immer positiv geprägten Erfahrungen mit der jeweiligen staatlichen Ordnungsmacht, heute vertreten durch demokratische Politiker, Polizisten und Juristen. Einen besonderen Schwerpunkt legte der Referent dabei auf die schwierige Zeit des Nationalsozialismus und die unmittelbare Nachkriegszeit, in der teilweise immer noch NS-Geprägte Polizeibeamte und Juristen den 1945 nicht beseitigten § 175 Strafgesetzbuch (er wurde endgültig erst 1994 aufgehoben) durchzusetzen versuchten.

In einem zweiten Teil der Jubiläumsveranstaltung ging der Referent auf die Entwicklung der Immunschwächekrankheit HIV und AIDS sowie ihre Auswirkung auf die jüngeren Schwulen der späten 70er, 80er und 90er Jahre ein. Besonders thematisiert wurde das inzwischen vermehrt festzustellenden sorglosen Umgang der heutigen Generation der 15-25-jährigen mit ihrem Sexualverhalten, welche die schlimmen Folgen der Krankheit oftmals beiseite drängt und auf die fehlende Erfahrung dieser Generation mit dem Ereignissen der vergangenen Jahre (über 1000 Tote alleine in Frankfurt/M.!) zurückzuführen ist. Viele sind heute leichtsinnig der Meinung, dass diese „Krankheit" heute genau so heilbar sei wie andere medizinische Probleme.
 

Der Schwerpunkt des Samstagnachmittagsprogramms bestand dann aus Informationen zum Thema Mobbing (Referent Horst Reulecke, Köln), dessen Grundlagen heute bereits in den Schulen festzustellen sind und sich beispielsweise über das bekannte Markenbewusstsein definieren. Darunter leiden dann meistens auch junge Schwule und Lesben, die diesem Druck vielfach nicht standhalten können.

Am Sonntag fanden verschiedene Arbeitsgruppentreffen statt. So erläuterte Rechtsanwalt Ansgar Dittmar (Darmstadt) die ersten Erfahrungen mit dem neuen Lebenspartnerschaftsgesetz, seine Auswirkungen und seine festzustellenden Mängel. Erarbeitet und vorgestellt wurden auch verschiedene Modelle, welche Bereiche künftig unbedingt verändert und vor allem verbessert werden müssen. In parallel dazu durchgeführten Workshops wurden von Sven Daume und Peter Jüngling (Frankfurt/M.) die vielfältigen Aspekte der lokalen und überregionalen Jugendarbeit der einzelnen Landesverbände erläutert, ein gemeinsam mit einigen Jugendgruppen erarbeitetes Unterrichtsprojekt in Frankfurter Haupt- und Realschulen vorgestellt und Aspekte der künftigen schulischen Fortbildung, beispielhaft auch an der Hessischen Polizeischule, erarbeitet. Zur ebenfalls vorgesehenen Erarbeitung von Grundlagen eines bundesweiten
Jugendförderplanes kam es aus Zeitgründen leider nicht mehr.

In kleineren Gesprächen wurde während des gesamten Seminars neben einem Partnerseminar spezielle Fragen der Frauenförderung erörtert und insbesondere konnte eine Teilnehmerin des Treffen zur Erstellung ihrer Diplomarbeit nutzen, die sie an der VFHS Hamburg zu dem Thema „Schwule und Lesben in der Polizei" schreibt. Vor allem gewann sie wertvolle Hinweise zu den Themenpunkten Alters- und auch Landesgruppenvergleich.

Gleichzeitig zum Seminar tagte der Bundesvorstand des neu gegründeten
Verbandes VelsPol Deutschland.

Als Termin für das nächste (10-jährige) Bundestreffen wurde durch die Teilnehmer das Wochenende 24. bis 26. September 2004 beschlossen. Die Ausrichtung des 11. Bundesseminars lesbischer & schwuler Polizeibediensteter übernimmt wieder der VelsPol Hessen e.V. Interessierte Kolleginnen und Kollegen können sich gerne schon jetzt mit dem VelsPol Hessen e.V. in Verbindung setzen und such vormerken lassen.
(Peter Jüngling, Schriftführer VelsPol Hessen e.V. / Sven Daume, 1. Vorsitzender VelsPol Hessen e.V.)

Kontaktinformationen:

VelsPol Hessen e.V.
- Verband lesbischer & schwuler Polizeibediensteter in Hessen e.V.
Paquetstraße 56
60431 Frankfurt am Main
Tel.: (069) 460 96 497
Fax: (069) 460 96 498
eMail: info@velspol-hessen.de
URL: www.velspol-hessen.de
 


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