Presse



Pressemeldung des Kölner Lesben- und Schwulentag vom 28.10.2003

„Kölner Kardinal beklagt scharf Verfall der Werte"

Man ist ja einiges gewohnt von unserem Kardinal, gerade, wenn er sich die Homosexuellen „vornimmt". Aber mit den Aussagen in dem Referat in Budapest hat er sich wirklich selbst übertroffen und ins Abseits gestellt.

Niemand bestreitet der Kirche, bestreitet dem Kardinal, auch umstrittene Werturteile abzugeben. Darüber kann und muss man dann in einer demokratischen, offenen Gesellschaft streiten. Hier haben wir in Köln ja eine lange historische Erfahrung, die bis Worringen zurückreicht.

Wer allerdings öffentlich u. a. Homosexuelle, Nach-Achtundsechziger, Fortschrittsgläubige mit Terroristen in einem Atemzug als „Gifte, die der europäische Mensch ausschwitzen muss" bezeichnet, der verlässt den Boden jedweder Gemeinsamkeit. Der stellt sich unseres Erachtens außerhalb dieser Gesellschaft. Gerade wir Deutsche sollten uns im Bewusstsein um unsere Geschichte hüten, dermaßen problematische Vergleiche anzustellen. Hier hat der Kardinal eine Grenze überschritten, deren Respektierung Konsens unserer Gesellschaft ist.

Der Kardinal sollte auch bedenken, dass er mit seinem unqualifizierten Urteil Mitglieder seiner Kirche trifft, als vergiftet bezeichnet und sie damit verstößt. Und er sollte nicht vernachlässigen, dass er auch Teile seiner Mitbrüder „entgiften" muss. Heuchlerisch und verlogen wirken die Aussagen von Budapest angesichts der Predigt des Kardinals beim Requiem für Kardinal Groer am 5. April 2003 in Maria Roggendorf. Als er seinen „einschlägig vergifteten" Mitbruder in höchsten Tönen lobte.

Der Kölner Lesben- und Schwulentag ist über die Aussagen von Kardinal Meisner entsetzt und empört. Wir weisen seine Vergleiche auf das Schärfste zurück. Hier hat der Kardinal die Grenze des Erträglichen in jeder Hinsicht überschritten. Das kirchliche Oberhaupt in Köln, das einen Großteil der Bevölkerung auf diese unflätige und völlig unsachliche Art beschimpft und diskriminiert, sollte ernsthaft darüber nachdenken, ob er in dieser Stadt am richtigen Platz ist. Das liberale Köln kann einen Hetzer auf dem Bischofsstuhl nicht gebrauchen.

Wir fordern Kardinal Meisner dringend auf, sich für diese Äußerungen öffentlich zu entschuldigen, das ist das Mindeste, was er angesichts dieser Entgleisung sofort tun muss.

Vorstand des KLuST

Jürgen Ulrich
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
0173/74 24 917
 


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