Pressemitteilung des LSVD vom 19.11.2003
Manila unterm Regenbogen
Erste ILGA-Weltkonferenz in Asien
Gestern Abend ging in Manila die 22. Weltkonferenz der International Lesbian
and Gay Association zu Ende, die jährlich stattfindende Versammlung von rund
350 schwullesbischen ILGA-Mitgliedsorganisationen aus aller Welt. Zum ersten
Mal fand eine ILGA-Weltkonferenz in Asien statt, dem Kontinent, wo mehr als
die Hälfte der Weltbevölkerung lebt. Rund 250 Vertreterinnen und Vertreter
von Homoorganisationen aus allen Kontinenten waren in die philippinische
Hauptstadt gekommen, um sich im 25. Jahr des Bestehens der ILGA über ihre
Kämpfe und Errungenschaften, Diskriminierungen und bereits erstrittenen
Rechte auszutauschen, um wertvolle Informationen zum Stand der Dinge in
Sachen Akzeptanz für sexuelle Minderheiten und deren Gleichberechtigung in
anderen Ländern zu erhalten oder um wichtige Kontakte zu Lesben- und
Schwulengruppen aus anderen Weltregionen knüpfen.
Rede von Claudia Roth
Auf Initiative von Philipp Braun vom Vorstand des Lesben- und
Schwulenverbandes in Deutschland LSVD nahm Claudia Roth, die
Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, an der ILGA-Konferenz in
Manila teil. In ihrer Rede betonte Claudia Roth, dass Europäer keinen Grund
hätten, sich beim Thema Menschenrechte von Homosexuellen auf ein Podest zu
erheben. Dies zeigten auch die Erfahrungen der deutschen Geschichte, die
allerdings "aus uns leidenschaftliche Anwälte für die Bürgerrechte von
Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgendern weltweit" gemacht haben. Sie
lieferte in ihrer Rede auch einen Rückblick auf die letzten 25 Jahre des
weltweiten schwullesbischen Kampfes für Gleichberechtigung, auf die
Auseinandersetzungen, die stattfanden und die Rechte, die bislang erstritten
wurden. Auf Initiative von Claudia Roth, die von 1989 bis 1998 Mitglied des
EU-Parlamentes war, verabschiedeten die Parlamentarier 1994 eine
Entschließung (Roth-Resolution), die alle EU-Mitgliedsstaaten aufforderte,
dafür Sorge zu tragen, dass homosexuelle Partnerschaften rechtlich anerkannt
werden und gleiche Rechte erhalten.
UN-Menschenrechtskommission
Claudia Roth nutzte die Gelegenheit auch, um auf die lange Agenda
einzugehen, die Lesben und Schwule noch zu bewältigen haben. Sie ging dabei
insbesondere auf den brasilianischen Resolutionsentwurf "Menschenrechte und
sexuelle Orientierung" ein, der im April von der UN-Menschenrechtskommission
auf 2004 vertagt wurde, nachdem einige Verfolgerstaaten wie Pakistan oder
Ägypten massiv gegen die Resolution mobilisiert hatten. Deutschland und die
EU haben die Resolution in der UN-Menschenrechtskommission befürwortet, und
"das Auswärtige Amt", so Roth, "hat die Lobbyarbeit schwullesbischer
Organisationen für die brasilianische Resolution unterstützt und wird dies
auch in den kommenden Monaten tun." Der LSVD hatte im Auswärtigen Amt Mittel
für diese Kampagne beantragt, die auch bewilligt wurden. Die
Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung forderte alle Delegierten auf,
die Regierungen, Medien und Menschenrechtsorganisationen ihrer Länder von
der Notwendigkeit der brasilianischen Resolution zu überzeugen, damit eine
Zustimmung in der UN-Menschenrechtskommission im nächsten Jahr
sichergestellt ist.
Philipp Braun, der als Mitglied des LSVD-Bundesvorstandes Frau Roth nach
Manila begleitete, sagte, Frau Roth habe mit ihrer Rede, die von den
Delegierten mit minutenlangem stehendem Applaus bedacht wurde, genau den
richtigen Ton getroffen. Er arrangierte mehrere Gespräche für Frau Roth. So
traf sie sich zu Gesprächen mit dem ILGA-Vorstand und mit Delegierten aus
Indien, Jamaika, Brasilien, Simbabwe, Bangladesh und anderen Staaten.
Darüber hinaus nahm sie zusammen mit Gruppen aus fünf Kontinenten an einer
Pride March genannten Demonstration durch die philippinische Hauptstadt
teil.
Klaus Jetz
LSVD Pressestelle
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