27.11.2003Stellungnahme der "Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V"
zum Beschluss der Bayerischen Landessynode
Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e.V. nimmt zur Kenntnis, dass die Landessynode der Evangelischen-Lutherischen Landeskirche in Bayern auf ihrer Herbsttagung vom 23.-27.11.2003 beschlossen hat, zur Frage nach gottesdienstlichen und dienstrechtlichen Regelungen für Menschen in gleichgeschlechtlicher Partnerschaften eine „Handreichung“ erstellen zu lassen, die als Orientierungshilfe und Materialsammlung dienen soll.
Mit keinem Wort geht der Beschluss auf die Bitte ein, die an die Landessynode von zahlreichen Kirchengemeinden und Einzelpersonen herangetragen worden war, die gottesdienstliche Feier gleichgeschlechtlicher Paare zuzulassen. Auch die erhoffte Regelung des Zusammenwohnens von kirchlichen Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft überlässt die Landessynode der Bürokratie.
Enttäuscht stellen wir fest, dass die Menschen, um die es in dieser Frage geht und gehen sollte, bei der Entscheidungsfindung einmal mehr aus dem Blick geraten sind und ins Abseits gedrängt wurden: Das Bemühen, fundamentale Unterschiede im Bibelverständnis – trotz der sehr guten grundsätzlichen Ausführungen des Landesbischofs dazu – zu übertünchen und oberflächlich die Einheit der Kirche zu wahren, hat gegenüber evangeliumsgemäßer, bedingungsloser Annahme schwuler und lesbischer Mitchristinnen und Mitchristen den Vorrang behalten. Schwule und Lesben in den Gemeinden und im kirchlichen Dienst bleiben nach wie vor ausgegrenzt, benachteiligt und abgewertet.
Dass die Bayerische Landeskirche in den 10 Jahren nach ihrer „Fürther Erklärung“ von 1993 so gut wie nichts dazu gelernt hat, finden wir beschämend.
An der Hoffnung wollen wir jedoch festhalten, dass die zu erstellende „Handreichung“ sich dem Geist nicht verschließt, der verriegelte Türen aufschließen, Augen und Herzen öffnen und Menschen zueinander führen und als „Gemeinschaft der Verschiedenen“ beieinander halten kann. Mit langem Atem und Ausdauer setzen wir unbeirrt den Versuch fort, unsere Kirche zu dem Ort werden zu lassen, an dem jeder Mensch und jedes Paar etwas von der bedingungslosen Liebe Gottes erfahren kann.
Bad Reichenhall, am 27. November 2003
Dr. Ben Khumalo-Seegelken
Sprecher: AG Evangelische Kirchenpolitik der Ökumenischen Arbeitsgruppe
„Homosexuelle und Kirche“ (HuK) e.V.
evkipo@huk.org
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