Pressemitteilung des BLSJ vom 01.12.2003
Kölner Journalist Valentin Thurn
gewinnt
den "Felix-Rexhausen-JournalistInnen-Preis" 2003
für seine ZDF-Reportage "Papa liebt einen Mann"
Der Bund Lesbischer und Schwuler JournalistInnen (BLSJ) e.V. hat zum sechsten
Mal den "Felix-Rexhausen-JournalistInnen-Preis" verliehen. Valentin Thurn wurde
für seine 30-minütige Reportage "Papa liebt einen Mann" ausgezeichnet. Der
Film, der am 22. Juli 2003 im ZDF ausgestrahlt wurde, stellt zwei Männerpaare
mit ihren Kindern vor. Der Preis wurde in diesem Jahr von der Journalistin
Rosvita Krausz überreicht. Sie ist die Preisträgerin des Jahres 2002.
In der Laudatio der Jury heißt es: "Schwul sein und Vater sein. In den Köpfen
vieler ist das immer noch ein Widerspruch. Valentin Thurns Film gelingt es,
diesen Widerspruch aufzulösen, ohne die Schwierigkeiten, mit denen sich schwule
Väter und ihre Kinder konfrontiert sehen, unter den Tisch zu kehren. ...
Valentin Thurn präsentiert die Familien mit beeindruckender Genauigkeit und
Lebendigkeit. Realitätsgetreu und unaufgeregt, und vor allem ohne falschen
Zuckerguss. Sein Argument ist die gelebte Realität, die er mit viel
Sensibilität und Blick fürs Detail einfängt. Keine heile Welt also, aber
trotzdem ein Plädoyer für einen fortschrittlichen Umgang mit dem Thema."
Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und wurde am 22. November 2003 anlässlich
der achten Bundesversammlung des BLSJ in der Kölner "blue lounge" vergeben. Die
Preisverleihung wurde in diesem Jahr von der Bonner Zeitschrift lespress
unterstützt.
Ein Sonderpreis der Jury ging an David Boucherie für sein Foto zum Christopher
Street Day 2003, das in der Juli-Ausgabe des Kölner Stadtmagazins "StadtRevue"
erschienen ist.
Der BLSJ vergibt den "Felix-Rexhausen-JournalistInnenpreis" seit 1998 jährlich.
Der Preis würdigt ein besonderes publizistisches Engagement bei der
Berichterstattung über Lesben und Schwule. Felix Rexhausen, der Namenspatron
des Preises, wurde 1932 in Köln geboren und starb 1992 in Hamburg. Er war
gemeinsam mit Gerd Ruge und Carola Stern Mitbegründer der deutschen Sektion von
amnesty international und arbeitete für den Rundfunk sowie für Zeitungen und
Zeitschriften. Rexhausen war noch zu Zeiten des alten Paragrafen 175 ein
selbstbewusster Journalist, der die Lebensumstände schwuler Männer
eindringlich, aber auch ironisch und selbstkritisch thematisierte.
Hinweise
Fotos der Preisverleihung können Sie online ansehen und bestellen. Dort
finden Sie dann auch weitere Informationen zur Preisverleihung sowie die
ausführlichen Begründungen der Jury zu den Preisen: http://www.felix-rexhausen-preis.de (Rubrik Aktuelles)
Die Homepage des BLSJ finden Sie unter http://www.blsj.de
Laudatio Felix-Rexhausen-Preis 2003
Valentin Thurn:
"Papa liebt einen Mann. Kinder und ihre homosexuellen Väter"
ZDF, 37 Grad, 22.07.2003, 22.15 Uhr
Schwul sein und Vater sein. In den Köpfen vieler ist das immer noch ein
Widerspruch. Valentin Thurns Film gelingt es, diesen Widerspruch aufzulösen,
ohne die Schwierigkeiten, mit denen sich schwule Väter und ihre Kinder
konfrontiert sehen, unter den Tisch zu kehren.
"Papa liebt einen Mann. Kinder und ihre homosexuellen Väter" stellt zwei
Männerpaare mit ihren Kindern vor. Im ersten Fall ein schwuler Mann, der
gemeinsam mit seinem Partner sein neunjähriges Patenkind als Pflegekind bei
sich aufnimmt. Es wurde von der Mutter grob vernachlässigt. Im zweiten Fall ein
Vater, der nach 18 Jahren glücklicher Ehe sein Coming-out erlebt. Inzwischen
lebt seine jüngste Tochter wieder bei ihm.
Lesbische Mütter werden mittlerweile einigermaßen akzeptiert, bei schwulen
Vätern sieht es anders aus. So äußerte sich etwa die CDU-Politikerin
Hanna-Renate Laurien in einem Interview: "Wenn zwei Frauen Kinder aufziehen, da
will ich kein hartes Wort sagen. ... Meine großen Vorbehalte kommen, wenn nur
Männer sich um ein kleines Kind kümmern. Da fehlt einfach die mütterliche
Brust."
Wie tief solche Vorbehalte auch bei Menschen verankert sind, die sich für
tolerant und aufgeklärt halten, das Zeigt der Film von Valentin Thurn deutlich.
Immer wieder bröckelt die Fassade der Toleranz. Die Schere zwischen Anspruch
und Wirklichkeit klafft weit auseinander. Etwa wenn die latenten Vorurteile
einer scheinbar aufgeschlossenen Grundschullehrerin im Gespräch mit den
schwulen Eltern dann doch hervorbrechen.
Viel unverkrampfter als die Erwachsenen präsentieren sich da die Jugendlichen
selbst, wenn sie über Homosexualität reden. Dass sie entgegen vieler Vorurteile
keineswegs in ihrer Entwicklung benachteiligt sind, kommt am besten durch ihre
eigenen Aussagen und ihr Verhalten vor der Kamera zum Ausdruck.
Valentin Thurn präsentiert die Familien mit beeindruckender Genauigkeit und
Lebendigkeit. Realitätsgetreu und unaufgeregt, und vor allem ohne falschen
Zuckerguss. Sein Argument ist die gelebte Realität, die er mit viel
Sensibilität und Blick fürs Detail einfängt. Keine heile Welt also, aber
trotzdem ein Plädoyer für einen fortschrittlichen Umgang mit dem Thema.
Der Jury ist es daher leicht gefallen, Valentin Thurn für seinen Fernsehfilm
"Papa liebt einen Mann" mit dem Felix-Rexhausen-Preis 2003 auszuzeichnen.
Herzlichen Glückwunsch!
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