Bundesvorstand der Lesben und Schwulen in der SPD (SCHWUSOS)
Pressemitteilung vom 14. Dezember 2003
Späte Anerkennung des nationalsozialistischen Unrechts
an Homosexuellen
Der Deutsche Bundestag hat am 12. Dezember 2003 beschlossen, ein
Denkmal zu errichten, das an die Verfolgung und Ermordung von
Homosexuellen durch das nationalsozialistische Deutschland erinnern soll.
Der Bundesvorstand der Lesben und Schwulen in der SPD (SCHWUSOS) begrüßt
diese überfällige Entscheidung und stellt in diesem Zusammenhang fest:
Im Gegensatz zu allen übrigen von den Nationalsozialisten ausgegrenzten,
verfolgten und ermordeten Gruppen dauerte es über 50 Jahre, bis sich der
Deutsche Bundestag am 7. Dezember 2000 zu einer Rehabilitierung der
homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus durchringen konnte. Die
Erinnerung an die Verbrechen auch an Schwulen, die sich von
Diskriminierung und Terror bis zur physischen Vernichtung steigerten, war
insofern ein längst überfälliger Schritt.
Durch die Errichtung des Denkmals sieht sich die Regierung der
Bundesrepublik nicht nur der Achtung gegenüber den Opfern der
Vergangenheit verpflichtet. Für Gegenwart und Zukunft fordert sie Respekt
und Akzeptanz im Umgang mit Minderheiten ein - ein weiteres Zeichen dafür,
dass die Politik der Regierung auch unter der Prämisse eines aktiven
Agierens gegen jede Form der Ausgrenzung und Diskriminierung von
Homosexuellen steht.
Der Bundesvorstand der Lesben und Schwulen in der SPD bedauert es daher,
dass sich die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag gegen das Denkmal
ausgesprochen hat.
Die Argumentation, ein solches Denkmal müsse in ein "Gesamtkonzept"
eingebunden werden, muss solange als fadenscheinig erscheinen, wie ein
solches Gesamtkonzept nicht einmal ansatzweise erkennbar wird.
Die immer noch erschreckend breite Resonanz, die die fundamentalistische
Agitation gegen lesbische und schwule Lebensformen u.a. der Abgeordneten
Norbert Geis, Erika Steinbach und Martin Hohmann in den Unionsparteien
findet, deutet darauf hin, dass die Forderung nach einem Gesamtkonzept
lediglich als Vorwand dient, um ein klares Bekenntnis zu den von den
Nationalsozialisten ermordeten Homosexuellen zu vermeiden.
Als Bundesvorstand der Lesben und Schwulen in der SPD appellieren wir an
die Bundesregierung und speziell an die Fraktionen der SPD und der Grünen,
im Sinne ihrer toleranten und demokratischen Politik fortzufahren und
zügig Gesetzesvorlagen zu den aktuellen Bürgerrechtsfragen für Lesben und
Schwule einzubringen (Antidiskriminierungsgesetz, Ergänzung und Ausbau der
Eingetragenen Lebenspartnerschaft einschließlich Regelung der
Hinterbliebenenrente, europäische Zuzugsrechte etc.).
Für den Bundesvorstand
Markus Schuke
Kölner Straße 42, 60327 Frankfurt am Main
Lepsiusstraße 91, 12165 Berlin
Tel. 069 - 75001628
Fax 069 - 75001617
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