Presse



Pressemitteilung  des LSVD und des Bundesvorstandes von wer.di vom 18. Januar 2004

Schwule und Lesben protestieren vor acht Kathedralen
gegen Diskriminierung durch Katholische Kirche

Bischöfe sollen endlich Kündigungsandrohungen zurücknehmen

Heute protestieren Schwule und Lesben vor acht Kathedralen in ganz Deutschland gegen Diskriminierung und Diffamierung durch die Katholische Kirche.

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert gemeinsam mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Katholischen Bischöfe auf, endlich ihren Diskriminierungskurs zu beenden. Beschäftigten im kirchlichen Dienst darf das vom Verfassungsgericht ausdrücklich gebilligte Recht auf Eingehen einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft nicht verwehrt bleiben. Die Bischofskonferenz soll ihre Kündigungsdrohungen zurücknehmen. Wir appellieren an die Katholische Kirche, gleichgeschlechtliche Familien nicht länger auszugrenzen.

Mit Protestaktionen vor den Kathedralen in Berlin, Köln, Hildesheim, Trier, Frankfurt/M., München und Mainz sowie der Konkathedrale in Stuttgart verleihen wir unseren Forderungen auch dieses Jahr am traditionellen Familiensonntag der Katholischen Kirche erneut Nachdruck.

Protest gegen Diffamierung

Heute am Familiensonntag erinnern wir auch daran: Besonders Eltern von Lesben und Schwulen hat es schwer getroffen, dass der Vatikan im Sommer 2003 gleichgeschlechtliche Liebe und damit ihre Kinder als „das Böse" schlechthin bezeichnet hat. Kardinal Ratzinger hat sogar zum Widerstand gegen demokratisch beschlossene Gesetze aufgerufen. Wir sind froh darüber, dass viele gläubige Katholiken dieser Hasspredigt entschieden öffentlich entgegengetreten sind. Wir sind daher sicher, Rom spricht hier nicht für die Mehrheit der deutschen Katholiken. Wenn die Kirchenführung ihren menschenfeindlichen Kurs gegen Homosexuelle fortsetzt, wird sie sich in der Gesellschaft weiter isolieren.

Keine Berufsverbote für eingetragene Lebenspartner

Die Deutsche Bischofskonferenz bewertet das Eingehen einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft noch immer als „schwerwiegenden Loyalitätsverstoß". Kirchlich Beschäftigten, z.B. Krankenpflegern, Erzieherinnen oder Verwaltungsangestellten, wird mit dienstrechtlichen Konsequenzen bis hin zur Kündigung gedroht.

Das nehmen wir nicht hin. Das Bundesverfassungsgericht hat ausdrücklich festgestellt: Das Lebenspartnerschaftsgesetz steht im Einklang mit dem Grundgesetz. Der Schutz von Ehe und Familie ist dadurch nicht berührt.

Die Eingetragene Lebenspartnerschaft bedeutet umfassende gegenseitige Verpflichtungen. Gerade die Kirche sollte es unterstützen, wenn Menschen bereit sind, füreinander einzustehen. Angestellte mit Berufsverbot zu bedrohen, weil sie eine Verantwortungsgemeinschaft eingehen wollen, ist hartherzig und menschenfeindlich. Wir dagegen meinen: Liebe verdient Respekt, auch die gleichgeschlechtliche Liebe.

Familie ist, wo Kinder sind

Zum heutigen katholischen Familiensonntag stellen wir fest: Auch Lesben und Schwule leben Familie. Sie sind liebevolle Töchter, Söhne, Schwestern, Brüder und gar nicht so selten selbst Eltern. Viele schwule und lesbische Paare leben wie Eheleute zusammen. Sie lieben sich, sorgen füreinander und stehen füreinander ein - in guten wie in schlechten Tagen.

Viele Lesben und Schwule haben eigene Kinder, tragen Verantwortung für deren Erziehung und Wohlergehen. Trotz erster gesetzlicher Verbesserungen sind Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften aufwachsen, rechtlich und finanziell schlechter abgesichert als andere Kinder. Insbesondere die fehlende Möglichkeit zur Stiefkindadoption entzieht den Kindern Versorgungsansprüche und sorgt für Unsicherheit, wenn dem leiblichen Elternteil etwas zustößt.

Das kann nicht im Interesse des Kindeswohls sein. Anstatt sich für die Kinder einzusetzen, machen die Katholischen Bischöfe massiv Front gegen weitere kindschaftsrechtliche Verbesserungen beim Lebenspartnerschaftsgesetz und schüren Vorurteile. Auch dagegen richtet sich am heutigen Familiensonntag unser Protest. Wir meinen: Familie ist, wo Kinder sind.

Hinweis: Die familienpolitischen Forderungen des LSVD finden sie hier.

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