09.02.2004:Eine queere EU gestalten
PDS verabschiedet Wahlprogramm
Zum Europaparteitag der PDS am 31. Januar und 1. Februar 2004 erklärt
Ralf Buchterkirchen, Bundessprecherin der BAG queer der PDS:
Mit ihrem Europaparteitag hat die Partei des Demokratischen Sozialismus
(PDS) Wege in eine menschengerechte Europäische Union aufgezeigt. Neben
friedenspolitischen Bemühungen und der konsequenten Ablehnung einer
Interventionsarmee, fordert sie wirtschaftliche und sozialen
Rahmenbedingungen für eine dauerhafte, gerechte und friedliche EU und
wendet sich gegen eine Abschottungspolitik, die eine Zuwanderung von
Menschen erschwert und unterbindet. Aus queerer Perspektive zeichnet die
PDS eine Europäischen Union, die Menschen akzeptiert und eine
Gleichberechtigung aller Menschen gewährleistet.
Konkret fordern sie im Europawahlprogramm: "Offene Grenzen für Menschen in
Not. Wer vor politischer Verfolgung und Folter wegen der nationalen
Zugehörigkeit, des Geschlechts, der Religion, Weltanschauung oder der
sexuellen Orientierung, wer vor Hungersnöten und Katastrophen flieht, muss
in einem offenen Europa Schutz und Aufnahme finden. Internationaler
Flüchtlingsschutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention muss bindend
sein." Die Bundesrepublik Deutschland wird aufgefordert, ihre Vorbehalte
gegen die Aufnahme geschlechtsspezifischer und nichtstaatlicher Verfolgung
als Asylgrund und gegen die Kinderrechtskonventionen der Vereinten
Nationen aufzugeben, "um den besonderen Schutz geflüchteter Kinder zu
realisieren".
Geschlossene Internierungslager für Flüchtlinge vor den Toren der EU
lehnen wir als menschenverachtend ab. Als Mitglieder der PDS fordern wir
ein europäisches Einwanderungsrecht, das "die Interessen der Einwandernden
und nicht der Wirtschaft an billiger Arbeitskraft in den Mittelpunkt
stellt, [...] alle legal in den Mitgliedstaaten der EU lebenden Menschen
[müssen] volle Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit erhalten. Daher
sind nationale Regelungen des Zusammenlebens von Menschen (z.B. PACS,
Lebenspartnerschaftsgesetz) zur Gewährleistung von Freizügigkeit und
gegenseitiger Anerkennung innerhalb der Union anzuerkennen. Das
Nachzugsrecht sowie alle EU-Regelungen, die sich derzeit auf verheiratete
Paare beziehen, sind auf alle zwischenmenschlichen Beziehungen zu
erweitern, in denen Verantwortung für Menschen übernommen wird. [...]
Humanitäre Hilfe für Menschen ohne Papiere ist nicht unter Strafe zu
stellen."
Um eine Gleichberechtigung von allen Menschen in der Europäischen Union zu
erreichen, fordert die PDS explizit eine konsequente Umsetzung der EU
Richtlinie "Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf" (Richtlinie
2000/78/EG). Ausnahmen für Tendenzbetriebe, wie die Kirchen möchte die PDS
abschaffen. Zivilrechtlich fordert sie gemeinsam mit uns eine "umfassende
europaweite Antidiskriminierungsregelung, die neben der Diskriminierung
aufgrund ethnischer Herkunft und Nationalität auch jene aufgrund von
Alter, Geschlecht, Glauben, politischer Weltanschauung, Behinderung und
sexueller Orientierung enthält". Damit wenden wir uns gegen die
Verschleppungstaktik der deutschen Bundesregierung. Bisher hat diese es
noch nicht einmal geschafft, die Antidiskriminierungsrichtlinie
2000/43/EG, die derzeit lediglich "ethnische Herkunft und Rasse"
beinhaltet, umzusetzen. Die Bekämpfung von Nationalismus, Antisemitismus
und Rassismus muss, nach unserer Auffassung, eine zentrale Aufgabe
europäischer Politik bleiben.
Mit der Liste zum Europäischen Parlament werden die inhaltlichen
Forderungen personell untermauert und bieten wir Ansprechpartnerinnen für
eine linke, emanzipatorische und queere europäische Politik.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Buchterkirchen
Bundessprecherin der BAG queer der PDS
PS: Das komplette Europawahlprogramm ist auf www.sozialisten.de zu finden.
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