18.02.2004Pressemitteilung / Offener Brief:
Solidarität mit der polnischen Lesben- und
Schwulenbewegung
An:
Senator, prof. Maria Szyszkowska
Ul. Rumunska 20
03- 971 Warszawa
Poland
Der Bundesvorstand des AK Lesben und Schwulen in der SPD erklärt im Namen
aller seiner Mitglieder seine volle Solidarität und Unterstützung im Kampf
um die Durchsetzung gleicher Rechte für Lesben und Schwule in Polen.
Wir unterstützen damit den derzeit vorliegenden Gesetzesentwurfes von Fr.
Senatorin Maria Szyszkowska zur Lebenspartnerschaft in Polen. Wie weit die
polnische Gesellschaft noch von der Akzeptanz von Lesben und Schwulen
entfernt ist, verdeutlichen die Ereignisse und Diskussionen im Land,
welche die NGO "Kampagne gegen Homophobie" auf ihrer Homepage darstellt:
"Umfragen von CBOS zufolge, des größten und anerkanntesten
Meinungsinstituts in Polen, waren 41 Prozent Polen im Jahre 2001 der
Meinung, dass Homosexualität eine Abweichung ist, die man nicht
akzeptieren darf.
Der Politiker Andrzej Fedorowicz von der konservativen LPR, der Partei
Polnischer Familien, hat sogar vorgeschlagen, dass im Schulwesen nur
"gesunde" Menschen arbeiten dürfen. Der Kontakt mit Lehrern, die
Homosexualität billigen, könne Schüler dazu verleiten, an solchen
Abweichungen Geschmack zu finden."
Die polnische Lesben- und Schwulenbewegung hat diesen Sommer durch
weitreichende Plakataktionen in polnischen Großstädten viel Aufmerksamkeit
gewinnen und für die Anerkennung von Lesben und Schwulen werben können.
Die verbalen Ausfälle des Vatikan, die auch hierzulande in der
öffentlichen Debatte standen, finden in der polnischen Öffentlichkeit
leider nur genügend Boden, so dass weiterhin erfolgreich Hass gegen Lesben
und Schwule geschürt werden kann.
"Der derzeitige Boom von Sendungen und Talkshows über Homosexuelle kann
nicht darüber hinwegtäuschen, dass Homosexualität außerhalb von
aufgeklärten Kreisen immer noch ein Tabu ist und eher mit Pädophilie oder
halbnackten Paradeteilnehmern assoziiert wird. In ländlichen Gegenden ist
es Selbstmord, sich zu outen."
Dies darf auch unter Beachtung der eigenen, nationalen Auseinandersetzung
mit der katholischen Kirche nicht hingenommen werden!
Wir fordern alle demokratischen und fortschrittlichen Parteien Polens auf,
den Gesetzesentwurf zur Einführung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft
umzusetzen und aktiv gegen die menschenverachtende Politik des Vatikans
das Wort zu führen. Desweiteren fordern wir alle lesbisch-schwulen
Verbände und Organisationen in Deutschland auf, ihre Unterstützung
gegenüber der lesbisch-schwulen Bewegung und den fortschrittlichen
Politikern kundzutun.
Der Weg zu einem gemeinsamen Europa für Lesben und Schwule ist noch weit,
daher sollten wir alle unsere Kräfte bündeln, zu Hause und bei den
europäischen Nachbarn, um unsere Ziele zu verwirklichen.
Für den Bundesvorstand des AK Lesben und Schwule in der SPD
Jan Oswald
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