Presse



Pressemitteilung 04/04 - 7. April 2004

LSVD und Bezirk Tempelhof-Schöneberg
ehren schwulen Bürgerrechtler Kurt Hiller

Der LSVD Berlin-Brandenburg e.V. und der Bezirk Tempelhof-Schöneberg ehren am kommenden Mittwoch den schwulen Bürgerrechtler Dr. Kurt Hiller. Bereits am 16.12.1998 beschloss die Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung, einem Vorschlag des Schwulenverbandes SVD (heute LSVD) zu folgen und den schwulen Bürgerrechtler Dr. Kurt Hiller zu ehren. In Schöneberg, direkt am U-Bahnhof Kleistpark, entstand der Kurt-Hiller-Park.

LSVD-Landessprecher Alexander Zinn und der Baustadtrat von Berlin Tempelhof-Schöneberg Gerhard Lawrenz enthüllen am Mittwoch, 14. April 2004, um 10 Uhr ein Informationsschild, das an das Lebenswerk von Kurt-Hiller erinnert, der einer der ersten schwulen Aktivisten in Deutschland war. Der Text auf der Tafel lautet:

Dr. Kurt Hiller
Mitbegründer der homosexuellen Bürgerrechtsbewegung geb. 17.08.1885 gest. 01.01.1972

Kurt Hiller, der 1885 in Berlin geboren wurde und 1903 sein Abitur am Askanischen Gymnasium machte, studierte von 1903 bis 1908 Rechtswissenschaften und Philosophie in Berlin und Freiburg. Schon in seiner Doktorarbeit wendete er sich gegen den „lächerlichen § 175“, der die „widernatürliche Unzucht“ zwischen Männern unter Strafe stellte. 1908 trat Hiller dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee, der ersten schwulen Bürgerrechtsorganisation, bei. Nach dem Ersten Weltkrieg war Hiller einer der wichtigsten Personen der deutschen Friedensbewegung. Er war enger Mitarbeiter des Sexualreformers Magnus Hirschfeld. Große öffentliche Wirkung erzielte er durch den von ihm angeregten Gegenentwurf zum Strafgesetzbuch, mit dem er gegen die Strafbarkeit von Homosexualität vorging: 1922 erschien sein Buch „§ 175: die Schmach des Jahrhunderts“. Ende der zwanziger Jahre wurde er zum zweiten Vorsitzenden des Wissenschaftlich-humanitären Komitees gewählt. Kurz nach dem Reichstagsbrand, am 7.03.1933, verwüstete die SS Kurt Hillers Wohnung in Friedenau. Als Jude, Intellektueller und Homosexueller wurde Hiller sofort verfolgt und verhaftet: Bis April 1934 wurde Hiller in den Konzentrationslagern Columbiahaus und Oranienburg gefangengehalten und misshandelt. Ende September 1934 flüchtete er nach Prag, 1938 nach England.
Im Exil war Hiller neben Klaus Mann einer der wenigen, die auf das Schicksal der Schwulen im „3. Reich“ aufmerksam machten. 1955 kehrte Kurt Hiller nach Deutschland zurück, wo er 1972 in Hamburg starb.


Der Fototermin mit Herrn Zinn und Herrn Lawrenz findet am 14. April um 10 Uhr im Kurt-Hiller-Park (Grunewaldstraße, Ecke Hautpstraße) statt.

Für weitere Informationen und Interviews stehen wir Ihnen am 14.4. vor Ort bzw. unter der Tel.-Nr. 44008240 zur Verfügung.

Anfragen können Sie auch per E-Mail an unseren Landessprecher Herrn Alexander Zinn richten: zinn@lsvd.de.

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LSVD Berlin-Brandenburg e.V.
Pressedienst
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