14.08.2004Jamaikanische
Hatesongs in Deutschland?
LSVD: Veranstalter sollen Konzerte absagen
Zur geplanten Deutschland-Tournee des jamaikanischen Hasssängers Buju
Banton erklärt Philipp Braun, Sprecher des Lesben- und
Schwulenverbandes LSVD:
Mit großem Entsetzen haben wir erfahren, dass der jamaikanische
Dancehall-Musiker Buju Banton nach Deutschland kommen soll. In seinem Lied
"Boom Bye Bye" ruft Buju Banton offen dazu auf, Homosexuelle durch
Kopfschuss, Säureattentat oder Brandanschlag zu ermorden. Die
Menschenrechtsorganisationen amnesty international und Human Rights Watch
haben aufgrund von Indizien berichtet, dass Buju Banton, der mit
bürgerlichem Namen Mark Myrie heißt, im Juli 2004 in Jamaika an einem
schwulenfeindlichen Übergriff persönlich beteiligt war. Darüber haben in
Großbritannien auch BBC und der Guardian berichtet (http://www.guardian.co.uk/international/story/
0,,1263245,00.html). Wir fordern Revelation Concerts aus Hamm, den
Veranstalter der Deutschland-Tournee von Buju Banton, sowie die lokalen
Mitveranstalter auf, die Konzerte unverzüglich abzusagen. Sollte dies aus
vertraglichen Gründen nicht möglich sein, dann verlangen wir von den
Veranstaltern,
- dass sie sich klipp und klar von den Hasstexten Buju Bantons
distanzieren,
- dass keine schwulenfeindlichen Songs zur Aufführung gelangen und
- dass sie künftig darauf verzichten, Bands einzuladen, die in ihren
Liedern zu Mord und Totschlag an Homosexuellen aufrufen.
Wir weisen vorsorglich daraufhin, dass für alles, was auf der Bühne
geschieht und gesungen wird, strafrechtlich auch die Veranstalter haften.
Einige jüngere und erfolgreiche Dancehall-Bands aus Jamaika zeichnen sich
in ihren Liedertexten dadurch aus, dass sie offen zu Mord und Totschlag an
Schwulen aufrufen. Diese Hasspredigten tragen dazu bei, dass die ohnehin
prekäre Menschenrechtssituation für Homosexuelle in Jamaika, wo es noch
Strafgesetze aus dem 19. Jahrhundert gegen einvernehmliche homosexuelle
Beziehungen zwischen Erwachsenen gibt, weiter verschärft wird. Erst im
Juni wurde der bekannte jamaikanische Bürgerrechtler und Gründer der
Homosexuellenorganisation J-Flag, Brian Williamson, Opfer eines solchen
Hassverbrechens. Laut J-Flag wurden in Jamaika seit 1997 rund 30 Männer
wegen ihrer Homosexualität ermordet.
Bisher sind uns folgenden Daten und Orte der geplanten Deutschland-Tournee
von Buju Banton bekannt:
Übersee/Chiemsee 20.08.04 - Chiemsee Reggae Festival
- Hamm 21.8.: Reggae Summer Night im Kulturrevier
- Bremen 29.8.
- Modernes Darmstadt 31.08
- Centralstation Berlin 1.9
- Kesselhaus Hamburg 02.08
- Fabrik Saarbrücken 3. September: Reggae Jam auf dem Messegelände
Rückmeldungen an: ilga@lsvd.de oder
presse@lsvd.de
LSVD Bundesgeschäftsstelle
Pipinstr. 7
50667 Köln
T. (0221) 925961-0
F. (0221) 925961-11
lsvd@lsvd.de
www.lsvd.de
|