LSVD vom 20. August 2004
Keine Duldung von Hasspredigten, egal ob in Jamaika oder Deutschland
Darmstadt lädt Buju Banton aus. Auch Veranstalter dürfen Hassmusikern kein Forum bieten!
Philipp Braun, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes LSVD, erklärt:
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) begrüßt die Entscheiung der Darmstädter Centralstation, das geplante Konzert mit Buju Banton abzusagen. Der Interpret ruft in seinem Song "Boom bye bye", der in Deutschland auf CD erhältlich ist und der noch immer zur Aufführung gebracht wird, offen zu Mord an schwulen Männern auf. Der Interpret hat sich nie von den Inhalten dieses Songs distanziert.
Zudem besteht weiterhin der Verdacht, dass Buju Banton in Jamaika an einem schwulenfeindlichen Überfall beteiligt war. Auch das internationale Sekretariat von amnesty international in London spricht von Berichten und Zeugenaussagen, die die Annahme stützen, der Interpret sei in antischwule Gewalttaten verwickelt gewesen. Wie die jamaikanische Homosexuellenorganisation J-Flag berichtet, wird er deshalb per Haftbefehl in Jamaika gesucht.
Der LSVD fordert deshalb noch einmal Revelation Concerts, den Veranstalter von Buju Bantons Deutschland-Tournee, dringend auf, Buju Banton wieder auszuladen. Auch die örtlichen Veranstalter in Übersee/Chiemsee, Hamm, Berlin und Bremen sind aufgefordert, es ihren Kollegen aus Saarbrücken, Hamburg und Darmstadt gleich zu tun, und dem Hassprediger Banton kein Forum zu bieten.
Dafür hat sich auch die Bundestagsabgeordnete und Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Roth, in einem Schreiben an die Konzertveranstalter stark gemacht. Darin heißt es: "Ich will nicht in einem Land leben, in dem offen zu Hass und Gewalt an Minderheiten aufgerufen wird. Deshalb appelliere ich an Sie als Veranstalter, auf die geplanten Auftritte von Buju Banton in Deutschland zu verzichten."
Dem LSVD geht es nicht darum, jamaikanische Kultur und Musik oder jamaikanische Reggae- oder Dancehall-Musiker in Verruf zu bringen. Es geht uns darum, dass Hasspredigten gegen Schwule und Lesben nicht geduldet werden dürfen, egal ob sie in Jamaika, Deutschland oder sonst wo vorgetragen werden.
Freie Meinungsäußerungen und kulturelle Freiheiten sind hohe und schützenswerte Güter. Doch wenn zu Mord und Totschlag gegen Minderheiten aufgerufen wird, stoßen sie an ihre Grenzen. Wir appellieren auch an die Fans von Reggae- und Dancehall-Musik in Deutschland, gegenüber Veranstaltern und Interpreten deutlich zu machen, dass Aufrufe zu Mord an Schwulen nicht toleriert werden können.
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