Presse



LSVD Berlin-Brandenburg vom 27. August 2004

Keine Hass-Songs auf Berliner Bühnen!

Aktionsbündnis ruft für den 1.9. (19 Uhr) zur Demonstration vor der Kulturbrauerei auf.

Medieninformation des LSVD Berlin-Brandenburg

Berlin (27.08.2004). Viele Reggae-Stars aus Jamaika hetzen in ihren Songs gegen Lesben und Schwule. Dies schürt Hass und Gewalt. Im Juni wurde z.B. der Mitbegründer der jamaikanischen Lesben- und Schwulenorganisation J-Flag, Brian Williamson, brutal ermordet. Erst im Mai hatte Williamson im Jamaica Observer geschrieben: "Wir Schwule gelten hier als Kinder des Teufels und werden auf die andere Straßenseite verbannt oder von unseren Mitbürgern zu Tode geprügelt."

Am 1.9. soll der homophobe Dancehall-Künstler Buju Banton im Kesselhaus der Kulturbrauerei singen. Ein breites und parteiübergreifendes Bündnis will dies nicht länger ignorieren, nachdem bereits viele Konzerte in Deutschland, Schweden und England auf Druck von Lesben und Schwulen abgesagt worden sind: Das Aktionsbündnis ruft zur Demonstration gegen diese Hass-Songs am Mittwoch, 1.9., um 19.00 vor der Kulturbrauerei (Sredzkistraße 1) auf.

Buju Banton fordert in seinem Song "Boom bye bye" aus dem Jahre 1992 auf, Homosexuelle z.B. durch Kopfschuss zu töten. Entgegen anders lautender Berichte aus den Medien (z.B. der Berliner Zeitung) oder dem Umfeld des Künstlers hat sich Buju Banton bisher weder von seinem Song distanziert noch öffentlich entschuldigt. Die CD mit dem beanstandeten Song wird weiterhin weltweit - z.B. über amazon.com - vertrieben. Zudem bestehen auch die Vorwürfe, der Interpret habe sich kürzlich persönlich an einem antihomosexuellen Überfall auf Jamaika beteiligt. Das Management des Künstlers hat die Frist verstreichen lassen, sich bis heute 12:00 Uhr zu entscheiden.

Das Berliner Aktionsbündnis appelliert an den Konzertveranstalter Consense, das Konzert unverzüglich abzusagen. Sie fordern Berlins Kultursenator Flierl auf, dafür Sorge zu tragen, dass Banton und andere Dancehall-Sänger, wie z.B. Sizzla, Capleton, T.O.K. oder Beenie Man, keine Hass-Songs mehr auf Berliner Bühnen singen dürfen.

Elephant Man und Bounty Killers heißen weitere extrem schwulenfeindliche Bands, die in den 90er Jahren die US-amerikanischen Charts eroberten. Die jungen Interpreten, meist in den 70er Jahren geboren, traten zunächst in jamaikanischen Dancehalls immer wieder mit offen schwulenfeindlichen Liedern auf und erlangten bei lokalen Festivals erstes Ansehen. Die Dancehall-Interpreten Elephant Man, Beenie Man oder Capleton entwickelten zudem Ende der 90er Jahre eine starke Beziehung zur amerikanischen Hip-Hop-Szene und traten gemeinsam mit Stars wie Janet Jackson oder Mariah Carey auf. In ihren aggressiven Texten rufen vor allem Beenie Man und T.O.K. offen zu Gewalt und Mord an Homosexuellen auf.

Ein vom Veranstalter Consense vorgeschlagenes Gespräch mit Buju Banton kommt nun nur dann noch in Frage, wenn der Interpret sich persönlich entschuldigt (z. B. vor der TV-Kamera) und sich namentlich von seinen Gewaltaufrufen gegen Homosexuelle distanziert und dafür Sorge trägt, dass seine CDs mit Hasstexten aus dem Verkehr gezogen werden und sich verpflichtet, künftig keine solchen Texte mehr zu produzieren und zu performen.

Das Berliner Aktionsbündnis:

  • Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) Landesverband Berlin-Brandenburg e.V.
  • Landesverband und Landesvorstand Bündnis 90/Die Grünen Berlin
  • Abteilung SchwuLesBische Lebensweisen Bündnis 90/Die Grünen Berlin
  • Lesben und Schwule in der Union (LSU), Landesverband Berlin-Brandenburg
  • Maneo - Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe Berlin im Mann-O-Meter e.V.
  • Junge Liberale (JULIs) Berlin
  • LiSl (Liberale Schwulen und Lesben Berlin)
  • Andreas Günter, Mitglied des Landesvorstands der Berliner PDS und Sprecher der AG queer der Berliner PDS
  • Lesben und Schwule in der Berliner SPD (SCHWUSOS)

LSVD Berlin-Brandenburg e.V.
Pressedienst
Jörg Litwinschuh
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