Presse



31.08.2004:

Berliner Aktionsbündnis erwirkt Absage des Buju-Banton-Konzerts am 1.9. in Berlin

Demo wird abgesagt

Die Consense Gesellschaft zur Förderung von Kultur mbH hat heute Nachmittag das Konzert von Buju Banton abgesagt. Das Berliner Aktionsbündnis begrüßt dies und sagt im Gegenzug seine Demonstration am 1.9. um 19:00 Uhr vor der KulturBrauerei ab.

Aktuellen Gerüchten, Banton werde eventuell zu einem späteren Zeitpunkt in der Columbiahalle Berlin singen, wird das Aktionsbündnis unverzüglich nachgehen. Die Columbiahalle bestätigte dem LSVD heute auf Anfrage, dass ihr eine Option für ein Banton-Konzert vorläge. Das Aktionsbündnis fordert die Columbiahalle auf, ihre Räume nicht an den Veranstalter des Banton-Konzerts, die Revelation Concerts in Hamm, oder die Berliner Trinity Concerts (http://www.trinityconcerts.de) zu vermieten, die laut Auskunft der Columbiahalle für ein Banton-Konzert angefragt hat.

Buju Banton und sein Management hatten sich während eines gestrigen Treffens mit Vertretern lesbisch-schwuler Gruppen in Bremen nicht - wie gefordert - für den Hass-Song entschuldigt. Der Künstler sprach von "Jugendsünden", für die er sich nicht mehr entschuldigen müsse. Dies hätte er bereits getan.

Mehrere internationale Organisationen, darunter der LSVD, weisen darauf hin, dass sich Herr Banton und andere Dancehall-Künstler bis heute nicht von ihren Songs distanziert und nicht entschuldigt haben. Im Gespräch sagte der Künstler zudem, die beanstandete CD mit dem Hass-Song könne er aus lizenzrechtlichen Gründen nicht aus dem Verkehr ziehen lassen. Der Song "Boom bye bye" wurde entgegen der Behauptungen des Künstlers und seines Managements noch vor drei Wochen laut Jamaica Observer in Jamaika gesungen. Zudem wurde der Song 2001 neu auf CD herausgebracht. Außerdem sang der Künstler den Song 2003 in San Francisco (http://www.jouvay.com/NewsletterFebruary2004.html).

Das gestrige Gespräch in Bremen führten Reiner Neumann und Bernd Thiede als Vertreter des Rat & Tat Zentrums für Schwule und Lesben vor dem Konzert mit dem Sänger Buju Banton und den Veranstaltern. Zu den Vorwürfen erklärte Banton, er habe dieses Lied als 18jähriger junger Mann unter den besonderen gesellschaftlichen Bedingungen in Jamaika geschrieben. Er sagt: „Ich werde hier mit einem Lied konfrontiert, an das ich mich kaum noch erinnere, da ich es schon seit Jahren nicht mehr gesungen habe.“ Auf die Verbreitung des Liedes auf CDs habe er keinerlei Einfluss, da er die Rechte schon vor Jahren an die Plattenfirma abgetreten habe. Auf die Frage, ob der Journalist des Jamaica Observer gelogen habe, antwortete er: „Ja, der Journalist hat gelogen.“ Banton bestritt außerdem, dass die jamaikanische Polizei ihn im Zusammenhang mit dem Überfall auf schwule Männer anhören wollte. Mit diesem Vorfall habe er nicht das Geringste zu tun. Zur Ermordung des schwulen Aktivisten Brian Williamson meinte sein Manager, in Jamaika würden unglaublich viele Menschen getötet, was aber mit deren sexueller Orientierung nichts zu tun habe. Allgemein beklagt Banton die Macht der Lesben- und Schwulenverbände in Europa, von denen er sich zu Unrecht verfolgt fühlt.

Dieses Ergebnis ist für das Berliner Aktionsbündnis sehr enttäuschend, da Banton sich zu keiner Entschuldigung für den Inhalt des beanstandeten Liedes durchringen konnte. Die Distanzierung erfolgte nur indirekt durch die Erklärung der Umstände der Entstehung des Liedes. Sollte Banton tatsächlich keinen Einfluss auf die Verbreitung des Liedes haben, erwarten wir zumindest eine schriftliche Entschuldigung und eine Wiedergutmachung z.B. durch eine Spende an die jamaikanische Lesben- und Schwulenorganisation J-Flag, deren Mitbegründer in diesem Jahr brutal ermordet wurde.

Das Berliner Aktionsbündnis:

  • Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) Landesverband Berlin-Brandenburg e.V
  • Landesverband und Landesvorstand Bündnis 90/Die Grünen Berlin
    Abteilung SchwuLesBische Lebensweisen Bündnis 90/Die Grünen Berlin
  • Lesben und Schwule in der Union (LSU), Landesverband Berlin-Brandenburg
  • Maneo - Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe Berlin im Mann-O-Meter e.V.
  • Junge Liberale (JULIs) Berlin
  • LiSL (Liberale Schwulen und Lesben Berlin)
  • Andreas Günter, Mitglied des Landesvorstands der Berliner PDS und Sprecher der AG queer der Berliner PDS
  • Lesben und Schwule in der Berliner SPD (SCHWUSOS)
     

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