Pressemitteilung der LSU vom 16.11.2004:Demokratieverständnis eines Kardinals
Würzburg, 16.11.2004. Mit Empörung haben die Lesben und Schwulen in der Union auf Äußerungen Kardinal Sterzinskys reagiert, der anlässlich eines Gedenkgottesdienstes in Polen (Szczecin) zum „Widerstand“ aufrief, „wenn homosexuelle Lebensgemeinschaften der Ehe gleichgestellt werden“ und dies in Zusammenhang mit dem Widerstand im Nationalsozialismus brachte.
In einem Brief an den Kardinal protestierte der stv. Bundesvorsitzende der LSU, Axel Hochrein, gegen diese Äußerungen und forderte Kardinal Sterzinsky auf, diese zurück zu nehmen und sich zu entschuldigen.
„ Als Mitglieder der Union, die das „C“ im Parteinamen führt und als Vereinigung die viele gläubige Katholiken in ihrer Mitgliedschaft hat, sind wir mit Scham erfüllt und zutiefst entsetzt über Ihren Aufruf. Wenn ein höchstrangiger Repräsentant der katholischen Kirche einen Zusammenhang zwischen dem legitimen Widerstand gegen das Nazi-Regime und demokratischer Gesetzgebung im heutigen Deutschland herstellt, beschmutzt er das Andenken aller Opfer des Nationalsozialismus und verlässt die Basis unserer demokratischen Ordnung“, schrieb Hochrein dem Kardinal.
Nach Meinung der LSU beschädigt die katholische Kirche mit solchen Äußerungen den Boden einer demokratischen Diskussion. Grundlage für diesen Staat sind die Verfassung und die Gesetze dieses Landes und nicht die moraltheologischen Ansichten des Vatikans. Wer zum Widerstand gegen legitime Gesetze aufruft, bereitet dem Rechtsbruch den Boden.
„Die katholische Kirche kann ihre Stimme in die Diskussion um den weiteren Ausbau der Gesetzgebung für Schwule und Lesben äußern. Diese Stimme wird um so schwächer sein, wenn die Repräsentanten dieser Kirche dabei ihre eigenen Grundsätze verlassen, und diesem Personenkreis nicht mehr mit „Achtung und Takt“ begegnet,“ erinnert Hochrein den Kardinal.
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