Pressemitteilung des LSVD vom 16.11.2004:
„Eine grobe Geschmacklosigkeit“
Kardinal Sterzinsky soll sich bei Homosexuellen
entschuldigen
Für die jüngsten Äußerungen des Berliner Kardinals Georg
Sterzinsky über homosexuelle Lebenspartnerschaften hat Manfred Bruns,
Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), eine Entschuldigung
gefordert. In einem Offenen Brief an Sterzinskys nannte Bruns dessen
Ausführungen „eine unerträgliche Entgleisung“.
Bei einem Gottesdienst im polnischen Szczecin (Stettin) zum Gedenken an
die Hinrichtung von elf Kritikern der Nationalsozialisten hatte
Sterzinsky laut einer KNA-Meldung am vergangenen Wochenende zum
Widerstand gegen die „Aufwertung“ gleichgeschlechtlicher
Lebensgemeinschaften aufgerufen. Unter Bezugnahme auf den Widerstand
gegen den Nationalsozialismus sagte Sterzinsky, auch heute könne
Protest gegen staatliche Gesetze nötig sein, „die dem Gesetz Gottes
widersprechen“. Dies sei der Fall, „wenn homosexuelle
Lebensgemeinschaften der Ehe gleichgestellt werden“.
Bruns nannte es eine „grobe Geschmacklosigkeit“, angesichts „der
Verfolgung und Ermordung tausender Homosexueller durch die
Nationalsozialisten im Rahmen einer Gedenkveranstaltung für NS-Opfer
zum Widerstand gegen den Ausbau der Bürgerrechte von Schwulen und
Lesben aufzurufen“. Es sei „eine unerträgliche Entgleisung“, dass
Sterzinsky den von ihm eingeforderten Widerstand gegen das demokratisch
zustande gekommene und vom Bundesverfassungsgericht gebilligte
Lebenspartnerschaftsrecht in eine Linie mit dem Widerstand gegen die mörderische
NS-Diktatur gestellt habe.
Bruns forderte Sterzinsky auf, sich „für diesen Auftritt“, der
„uns tief verletzt hat“, zu entschuldigen.
Den "Offenen Brief" finden Sie auf unserer Webseite www.lsvd.de
unter dem Menüpunk "Presse".
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Alexander Zinn
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