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Rundbrief für die Mitglieder
Oktober 2001
 


 

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Inhalt


Lebenspartnerschaftsgesetz in Kraft!

1. August 2001. Es ist wirklich amtlich: Die ersten lesbischen und schwulen Paare schließen den Bund fürs Leben. Ein Tag voll Konfetti, Reisregen, Jubel, Freudentränen. Zwischenzeitlich sind bereits viele hundert Paare eine Eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen. Demnächst werden es Tausende sein.

Die Versuche, das Gesetz in letzter Minute über das Bundesverfassungsgericht zu stoppen, sind auf ganzer Linie gescheitert. Karlsruhe hat die Anträge auf eine einstweilige Anordnung eindrucksvoll vom Tisch gewischt. Die klageführenden Länder Bayern, Sachsen und Thüringen erwiesen sich als schlechte Verlierer und haben sich auf kleinliche Schikanen verlegt. Gegen diese Abschreckungspolitik haben die LSVD-Landesverbände in Bayern und Thüringen schwungvoll den politischen Protest organisiert.

Lange Kämpfe liegen hinter uns. Bereits in den 80er Jahren wurden in den Bürgerrechtsgruppen in der DDR, aus denen später unser Verband hervorging, die Forderung nach voller Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften formuliert. 1989 hat das Vorbild Dänemark die Diskussion in Deutschland beflügelt. Mit der "Aktion Standesamt" 1992 konnte das Thema endgültig auf der politischen Agenda verankert werden. Im entscheidenden Moment hat die Erweiterung vom SVD zum LSVD 1999 deutlich klargestellt: Es handelt sich hier um ein Projekt von Schwulen und Lesben. Mit der "Aktion JA-Wort" haben wir dann gemeinsam für die Eingetragene Lebenspartnerschaft getrommelt.

Heute können wir sagen: Wir haben uns durchgesetzt. Ein großes Etappenziel ist erreicht. Das Verhältnis des Staates zu seinen lesbischen Bürgerinnen und schwulen Bürger ist auf eine gänzlich neue Grundlage gestellt. Vor gar nicht langer Zeit hat der Staat Homosexualität noch verfolgt. Jetzt findet bereits ein neuer Übergang statt: weg von der bloßen Duldung hin zur aktiven Akzeptanz. Das ist schon eine kleine Kulturrevolution. Das hat positive Auswirkungen auf die ganze lesbische und schwule Gemeinschaft – egal ob eingetragen, Single oder in "wilder Ehe" lebend.

Der politische Erfolg wurde in unseren Reihen auch schon vielfach persönlich nachvollzogen. So haben Halina Bendkowski vom Bundesvorstand und ihre amerikanische Lebensgefährtin am 9. August in Berlin ihre Partnerschaft standesamtlich eingetragen lassen. Hasso Müller-Kittnau Landesvorsitzender des LSVD Saar, hatte sich bereits pünktlich am 1. August mit seinem Partner auf dem Saarbrücker Standesamt eingetragen. Im Hamburg war LSVD-Landessprecherin Angela Gobelin am 1. August ebenfalls mit unter den Pionier-Paaren. Ihnen und allen weiteren eingetragenen Lebenspartnerinnen und Lebenspartnern im LSVD wünschen wir herzlich Glück und alles Gute für die gemeinsame Zukunft!

Die Arbeit geht aber schon weiter. Viele Ratsuchende wenden sich an den LSVD. Immer wieder gibt es bei Behörden oder z.B. auch bei Krankenkassen Anlaufschwierigkeiten, weil man dort über das neue Gesetz noch nicht Bescheid weiß. Uns allen ist zudem klar: Auch nach In-Kraft-Treten des Lebenspartnerschaftsgesetzes fehlt noch eine dicke Portion zur Gleichstellung. Das betrifft eine Menge Detailfragen aber auch so gewichtige Komplexe wie das Steuerrecht, die Rente und nicht zuletzt die rechtlichen Regelungen für das Leben mit Kindern. Wir bleiben am Ball. Auf der Landesebene wird es darum gehen, die Lebenspartnerschaft im Landesrecht umsetzen. Ähnliches gilt für das Arbeitsleben und die Wirtschaft: Dort geht es um die Anerkennung der Lebenspartnerschaft in Tarifverträgen und bei Versorgungswerken. Auch bei Dienstleistungen aller Art wollen wir bei Partnerschaftstarifen anerkannt werden.

Als nächstes Großereignis steht in Karlsruhe das Verfahren über die inhaltlichen Verfassungsklagen aus Bayern, Sachsen und Thüringen an. Der LSVD wurde vom Bundesverfassungsgericht offiziell eingeladen, zu den Verfassungsbeschwerden gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz Stellung zu nehmen. Manfred Bruns wird einen Schriftsatz ausarbeiten, den wir im Oktober einreichen.

Aus den spannenden Tagen im Sommer gehen wir als Verband gestärkt hervor. Politisch wie auch zahlenmäßig. Unsere Mitgliedszahlen haben sich innerhalb weniger Wochen um 10 Prozent erhöht. Allen neuen Freundinnen und Freunden im LSVD an dieser Stelle ein herzliches Willkommen!

Je stärker wir werden, um so mehr können wir durchsetzen. Deshalb wollen wir auch die Mitgliederwerbung weiter intensivieren. Also, bei Gesprächen im Freundes- und Freundinnenkreis, in der Kneipe oder auf der Eintragungsfeier immer auch die Zauberworte einfließen lassen: Komm zum LSVD – es lohnt sich! (Günter Dworek, Bundesvorstand)

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Die Sonne schien auf uns alle

Halina Bendkowski und Lydia Stryk über einen glänzenden Tag

Es war wie im Bilderbuch, am Donnerstag den 9.8.2001: Die Sonne schien auf uns alle (nicht zu heiß!), der Himmel war blau und Barbarin (Binek) hatte eine Sektbar vor dem Standesamt Schmargendorf aufgestellt und einen Tophit von ganz früher aufgedreht: Out of time! Wir, das "Brautpaar", sahen, wie alle bestätigten, hinreißend aus. Na bitte, schließlich war es unsere Pflicht, dem politischen Durchbruch des Lebenspartnerschaftsgesetz Glanz zu verleihen. Und wir strahlten über die Demonstration zur Beendigung der Diskriminierung.

Als erstes binationales Paar des LSVD-Bundesvorstandes hatten wir das "Glück", nach mehr als zwölf Jahren politischer Lobbyarbeit die Früchte zu ernten. Danke LSVD, danke! Wir sind gerade dabei, bei der Krankenkasse und beim Arbeitsamt unsere Rechte durchzusetzen, was übrigens mitunter leider doch unerfreulich ist. Überall scheinen wir die Ersten zu sein, und leider sind nicht alle Beamtinnen und Beamte so informiert, wie wir sie uns wünschten, oder bereit, sich über unsere neuen Rechte so zu informieren, dass sie uns behilflich sind. Häufig hilft uns nur unser Freund und Trauzeuge Dirk Siegfried en detail, praktisch und, oh Wunder, es hilft!

Wir hoffen, den Weg für alle, die nach uns Rat suchen, geebnet zu haben! Allen Glückwünschenden, auch den vielen, die nicht persönlich dabei sein konnten, wussten wir uns verbunden. Es waren viele aus der Lesben- und Schwulenbewegung dabei. Dass auch unsere hetero-, bi- und transsexuellen Freundinnen und Freunde glücksgerührt waren, verbindet uns queer und herzlichst bis zur wirklichen Ausgleichung vor dem Recht! Erst dann blühen die Unterschiede..... und Rosen soll es regnen! Alle, die unsere Sängerinnen Patrizia Barbano und Zazie de Paris live bei unserer Hoch-Zeit verpasst haben, seien auf ihre professionellen Performances verwiesen. Sie waren der schönste Ton zu unserer Musik..... Wir danken Euch allen, for the magic glimpse of history, yours halina&lydia

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Verbandstag

Unser 13. Verbandstag fand am 5. und 6. Mai in Köln statt. Als Gastredner konnten wir auf unserem Verbandstag Michel Friedman, den stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, sowie Fritz Peter vom Bundesverband der Deutschen Standesbeamtinnen und Standesbeamten begrüßen. Fritz Peter unterstützte den LSVD bei seiner Forderung nach einer standesamtlichen Registrierung der Lebenspartnerschaft. Wörtlich sagte Fritz Peter: "Ich bin überzeugt, dass jeder, der die Beendigung der Diskriminierung ernst nimmt, automatisch auch den Personenstand einer eingetragenen Lebenspartnerschaft akzeptiert, was wiederum dazu führen würde, dass diese Aufgabe den Standesbeamtinnen und Standesbeamten in Deutschland zusteht." Michel Friedman vom Zentralrat der Juden in Deutschland machte in seiner Gastrede deutlich, dass es keinen Unterschied macht, ob ein Mensch heterosexuell, homosexuell oder bisexuell ist. Allen gebührt volle Akzeptanz und gleiches Recht. Er betonte, dass ein Angriff auf eine Minderheit ein Angriff auf alle Minderheiten darstellt und postulierte ein "Grundrecht auf Abweichung."

Beide Redetexte können auf Wunsch bei der LSVD-Pressestelle, Katzbachstr. 5, 10965 Berlin, T. (030) 78954763, Fax (030) 44008241, e-mail: presse@lsvd.de bestellt werden!

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Wahlen zum Bundesvorstand

Der Verbandstag beschloss auf Antrag, den Bundesvorstand auf 11 Personen zu begrenzen. Patrick Müller war bereits im vergangenen Jahr zurückgetreten. Michael Schmidt erklärte offiziell seinen bereits angekündigten Rückzug aus dem Bundesvorstand. Die Amtszeit von Halina Bendkowski und Ida Schillen war ausgelaufen. Die restlichen Mitglieder des Bundesvorstandes waren noch für ein weiteres Jahr im Amt. Somit waren drei Plätze neu zu besetzen. Halina Bendkowski und Ida Schillen kandidierten erneut und wurden wiedergewählt. Neu gewählt wurde Olaf Schwennesen, der au ch Mitglied des Bundesvorstandes der LSU (Lesben und Schwule in der Union) ist. (Bild)

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Resolutionen

Die Mitgliederversammlung des LSVD beschloss, für die nächsten Jahre fünf Ziele in den Mittelpunkt seiner politischen Arbeit zu stellen. Die Resolution im Wortlaut:

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Bundesverband aktuell

LSVD begrüßt Initiative der International Organization for Migration (IOM) zur Entschädigung homosexueller NS-Opfer

Am 18. September startete die International Organization for Migration (IOM) eine Informationskampagne zugunsten der Entschädigung homosexueller NS-Opfer. Menschen, die wegen ihrer Homosexualität von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, blieben von Entschädigungsleistungen oftmals ausgegrenzt. Jetzt geht es darum, die wenigen noch lebenden homosexuellen Verfolgten auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass auch sie Anträge an die deutsche NS-Zwangsarbeiter-Stiftung sowie an den Fonds aus dem sogenannten Schweizer Bankenvergleich stellen können. Der IOM wurde von beiden Institutionen die Verwaltung übertragen. Entschädigungsanträge können an sie gerichtet werden. Die IOM will Anspruchsberechtigte durch eine internationale Informationskampagne erreichen. Der LSVD wird die IOM bei diesem Vorhaben nach Kräften unterstützen. Entschädigungsansprüche geltend machen können Menschen, die wegen ihrer Homosexualität in ein Konzentrationslager eingewiesen wurden, die Zwangsarbeit verrichten mussten oder als Flüchtling von der Schweiz abgewiesen oder dort verhaftet wurden. Die Anträge müssen bis zum 31.12.2001 gestellt werden.

Antragsformulare und Beratung sind bei der IOM in Genf erhältlich: Telefonhotline +41-22-7179204, IOM/HVAP, 17 route des Morillons, Postfach 71, 1211 Genf 19, Schweiz.

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Ägypten

Bereits Mitte Mai wurden in Ägypten 55 Männer unter dem Veracht "unmoralischer und pervertierter sexueller Praktiken" nach einer Party auf einem Nilkreuzschiff verhaftet. Die Angehörigen erfuhren nicht, wohin sie verschleppt wurden. Viele von ihnen wurden misshandelt, um ein "Geständnis" zu erzwingen, dass sie analen Geschlechtsverkehr praktiziert hatten. Am 18. Juli wurden 52 der verhafteten Männer vor ein Staatssicherheitsgericht gestellt, das sich eigentlich der Bekämpfung staatsfeindlicher islamistischer Aktivitäten widmet. Homosexualität ist in Ägypten nicht strafbar. Deshalb wirft man den Männern "Missachtung der Religion" und "obszönes Verhalten" vor. Ihnen drohen hohe Gefängnisstrafen. Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international haben gegenüber der ägyptischen Regierung protestiert, da die Männer misshandelt und allein wegen ihrer sexuellen Orientierung inhaftiert wurden (siehe auch LSVD Hessen, Protestaktion vor dem Ägyptischen Generalkonsulat in Frankfurt).

Die Organisation homosexueller Moslems Al-Fatiha (www.al-fatiha.net) hatte für den 15.August zu einem Tag der Trauer und der Solidarität mit den 52 Männern aufgerufen. Der LSVD hatte sich dem Aufruf angeschlossen und darüber in seinem e-mail newsletter berichtet. Wir möchten Euch bitten, Protestschreiben an die Ägyptische Botschaft in Berlin zu senden. Anschrift: Seine Exzellenz den Botschafter der Arabischen Republik Ägypten, Waldstr. 15, 13156 Berlin, F. (030) 47710491. Die e-mail-Adresse der Botschaft lautet: egembassy@hotmail.com

Einen Musterbrief stellt die LSVD-Pressestelle gerne zur Verfügung, T. (030) 78954763

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Lebenspartnerschaften im Tarifrecht

Nach Inkrafttreten des Lebenspartnerschaftsgesetzes am 1. August kündigten die Gewerkschaften ver.di und IG Metall an, sich in kommenden Tarifverhandlungen für die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften einzusetzen. Wir freuen uns über den Vorstoß und unterstützen ihn nachdrücklich. Der LSVD forderte die Arbeitergeber auf, sich dem gesellschaftlichen Wandel nicht zu verschließen. Gesetzgeber und Bundesverfassungsgericht haben den Weg frei gemacht für die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften. Jetzt sollte nicht das Arbeitgeberlager an überkommenen Diskriminierungen festhalten. Die Wirtschaft kann nun unter Beweis stellen, ob sie innovativ und zukunftsfähig ist.

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Rückblick CSDs

Der LSVD stellte bei CSD-Paraden in Berlin und Köln die Eingetragene Lebenspartnerschaft in den Mittelpunkt. Unter dem Motto "Im Namen des Volkes: Traut Euch!" protestierten wir gegen die Politik der Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen, die mit ihren Verfassungsklagen einen Kreuzzug gegen die Rechte von Lesben und Schwulen führen. Unser CSD-Transparent mit dem Motto "Im Namen des Volkes: Traut Euch!" war auch eine Aufforderung an die Verfassungshüterinnen und –hüter, die Lebenspartnerschaft am 1. August in Kraft treten zu lassen (siehe auch Landesverbände aktuell).

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Erster CSD Belgrad

Am 30. Juni fand zum ersten Mal in der Geschichte Jugoslawiens ein CSD statt. Der Sturz des Milosevic-Regimes lässt in allen Teilen der Bevölkerung die Hoffnung auf Herstellung demokratischer Verhältnisse anwachsen. Bei diesem GAY PRIDE DAY, der gemeinsam von LABRIS (Group for Lesbian Human Rights) und GAYTEN.LGBT (Center for Promotion and Development of Sexual Minorities Rights) vorbereitet und durch zahlreiche Theater-, Musik- und Diskussionsveranstaltungen umrahmt wurde, kann es zu Übergriffen, bei denen mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer verletzt wurden. Die zentrale Forderung an die serbische Landesregierung lautete: Setzt Euch endlich für ein Ende der Diskriminierung von Schwulen und Lesben in allen gesellschaftlichen Bereichen ein! Der Südosteuropa-Beauftragte des LSVD, Jens Petring, hatte zuvor begrüßt, dass Schwule und Lesben nunmehr auch in Jugoslawien verstärkt für gleiche Rechte kämpfen, damit ihr Land in Sachen Bürgerrechte EU-Standard erreicht.

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Bundesarbeitsgericht/Ortszuschlag

Ende Juni hat ein lesbisches Paar mit Kindern einen erhöhten kinderbezogenen Ortszuschlag erstritten. Die beiden Frauen, aktiv in LSVD und ILSE, waren erfolgreich vor dem Bundesarbeitsgericht. Zu einem Urteil kam es nicht mehr, weil der beklagte Arbeitgeber im Verfahren von sich aus nachgab. Der LSVD begrüßte dieses Signal aus Erfurt. Familie ist immer da, wo Kinder sind! Und alle Familien stehen unter dem Schutz des Grundgesetzes. Das gilt natürlich auch für homosexuelle Paare mit Kindern. Die Entscheidung war ein weiterer wichtiger Schritt hin zur Anerkennung von Regenbogenfamilien. In Deutschland leben sehr viele homosexuelle Paare mit Kindern zusammen. Eine Schlechterstellung dieser Familien ist diskriminierend und widerspricht der Verfassung.

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Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für die homosexuellen NS-Opfer

Am 3. Mai startete die Initiative Der homosexuellen NS-Opfer gedenken, die unter dem Dach des LSVD arbeitet, den Aufruf "Ein Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen". Das Ziel ist die Errichtung eines würdigen Gedenkortes in der Bundeshauptstadt Berlin. Zur Unterstützung des Anliegens hat sich ein Kreis prominenter Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner zusammengefunden. Dazu gehören Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas, die Bischöfinnen Maria Jepsen und Margot Käßmann, Nobelpreisträger Günter Grass, Christa Wolf, DGB-Vorsitzender Dieter Schulte und ver.di-Chef Frank Bsirske.

Bislang wurden die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus in der Gedenkkultur zumeist übergangen. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Das Gedenken an die verfolgten Homosexuellen soll in der Bundeshauptstadt endlich eine angemessene Form finden. Ein solches Denkmal soll ein beständiges Zeichen setzen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben. "Den Standort wünschen wir uns in Berlin-Mitte in der Nähe des Reichstages. Wir fordern Bundestag und Bundesregierung auf, sich ihrer Verantwortung für eine angemessene öffentliche Würdigung der homosexuellen Opfer des NS-Staates zu stellen. Auch Abgeordnetenhaus und Senat des Landes Berlin fordern wir auf, das Projekt zu unterstützen", erklärten Albert Eckert für die Initiative Der homosexuellen NS-Opfer gedenken und Günter Dworek für den LSVD.

Die Nationalsozialisten hatten 1935 die totale Kriminalisierung männlicher Homosexualität angeordnet. Dafür wurde der § 175 des Strafgesetzbuches in der Tatbestandsfassung im Strafmaß massiv verschärft. Die NS-Justiz verurteilte Zehntausende Männer wegen homosexueller Handlungen. Tausende kamen wegen ihrer Homosexualität ins Konzentrationslager, wo sie zumeist den "Rosa Winkel" tragen mussten. Nur die wenigsten überlebten die Lager. Nach den Verbrechen der NS-Zeit ist Deutschland gegenüber den Homosexuellen ein zweites Mal schuldig geworden. Der § 175 StGB blieb in der Bundesrepublik in der Nazi-Fassung von 1935 bis zum Jahre 1969 unverändert in Kraft. Das Bundesentschädigungsgesetz hat Verfolgung aufgrund der Homosexualität nicht anerkannt. Auch für die Vernichtung der schwulen und lesbischen Bürgerrechtsbewegung durch die Nationalsozialisten gab es nie eine Entschädigung.

Der Aufruf für das Homosexuellen-Denkmal sowie regelmäßig aktualisierte Informationen können im Internet unter www.gedenk-ort.de abgerufen werden.

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Wer ist Familie

Ein großer Erfolg war unsere Plakat- und Postkarten-Aktion "Wer ist Familie?" Innerhalb weniger Wochen war die Poster-Auflage vergriffen. Aufgrund einer spontanen Geldsammlung während der Verbandstages in Köln konnten kurzfristig 10.000 Postkarten dieses Motivs gedruckt werden.

(Abbildung)

Die Aktion "Wer ist Familie?" startete am 10. April. Der LSVD reagierte damit auf einen programmatischen Artikel der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel in der "Welt" vom 3.4.01 zur CDU-Familienpolitik. Der LSVD forderte die CDU-Vorsitzende persönlich auf, die Unionskampagne gegen die rechtliche Anerkennung schwuler und lesbischer Lebensgemeinschaften einzustellen. Mit der Aktion wehrten wir uns gegen Ausgrenzung und Diffamierung aus dem Unionslager und dagegen, dass unsere Lebensgemeinschaften als minderwertig dargestellt werden. Noch immer boykottiert die CDU/CSU im Vermittlungsverfahren von Bundestag und Bundesrat alle Gespräche zur Lebenspartnerschaft. Frau Merkel schrieb im "Welt"-Artikel, es widerspreche der Verfassung, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften rechtlich auf eine Stufe mit der Familie zu stellen, denn dies trübe das Bewusstsein dafür, dass die Familien die tragenden Säulen unsere Gesellschaft sind

Mit der Aktion "Wer ist Familie?" haben wir gezeigt, dass die Verhältnisse nicht so schwarz-weiß sind, wie sie Frau Merkel malt. Viele Ehen sind kinderlos. In vielen gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften wachsen Kinder auf. Auch hier wird Familie gelebt. Frau Merkel hat im Dezember 1998 zum zweiten Mal geheiratet, "aus praktischen Gründen", wie sie sagt. Daran ist natürlich absolut nichts zu kritisieren. Im Gegenteil, Frau Merkel hat selbstverständlich alles Recht der Welt, eine Ehe einzugehen, auch wenn diese ganz offensichtlich nicht auf Kinder angelegt ist. Sie hat aber kein Recht, Schwulen und Lesben den Gang zum Standesamt zu verweigern. Geht es nach Frau Merkel, genießt ihre Ehe selbstverständlich Schutz und Förderung des Staates. Ein Lesben-Paar mit vier Kindern hingegen soll rechtlos bleiben. Das ist einfach nur scheinheilig. Wir meinen: "Geist und Buchstaben unserer Verfassung", die Frau Merkel und die Union so gerne bemühen, schützen alle Kinder, egal, ob sie heterosexuelle oder homosexuelle Eltern haben.

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LSVD Familientarif

Der LSVD hat auf Beschluss der letzten Verbandstages im Rahmen seiner Finanzordnung einen Familientarif für Lebensgemeinschaften mit Kindern eingeführt! Die erste Person zahlt den regulären Beitrag von 15 DM, jede weitere Person zahlt 5 DM pro Monat. Der Familientarif gilt unter der Bedingung, dass die LSVD-Post in einfacher Ausführung an eine Anschrift geschickt wird und der gesamte Mitgliedsbeitrag von einem Konto abgebucht werden kann.

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Interesse an der Schatzmeisterei?

Seit 1997 ist Jacques Teyssier Schatzmeister des LSVD Bundesverbandes: Jahre der Entbehrung, Aufopferung und des ehrenamtlichen Engagements. Der Schatzmeister hat mittlerweile signalisiert, dass er gerne wieder in den Genuss von mehr Freizeit kommen und sich innerhalb des Bundesvorstandes gerne mehr inhaltlich und politisch einbringen möchte. Deshalb will er bereits jetzt nach einer versierten Nachfolge für die Schatzmeisterei Ausschau halten. Gerne beantwortet er Eure Fragen. Wer Interesse hat, dieses verantwortungsvolle und arbeitsintensive Amt ab dem nächsten Jahr zu übernehmen, melde sich bitte direkt bei Jacques per Post in der Kölner LSVD-Geschäftsstelle, Postfach 103414, 50474 Köln, T. (0221) 925961-0, F. (0221) 925961-11 oder per e-mail: jacques.teyssier@t-online.de

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