Home | Presse | Rundbrief Oktober 2001 - Teil 2


Informationen - Nachrichten - Termine

Rundbrief für die Mitglieder
Oktober 2001
 


 

| zurück | weiter |   


Landesverbände aktuell

LSVD Baden-Württemberg

Der LSVD Baden-Württemberg stellt sich vor

..... Sommer, Stände, Stifte ..... Pinsel, Packpapier, Plakate ..... Engagement, Entwürfe, Einwände ..... Visionen, VorständlerInnen, Vorbereitungen ..... und die CSD–Saison 2001 liegt vor dem LSVD e.V. Baden-Württemberg.
..... Karlsruhe, Klagen , Kameras ..... Politik, Parteien, Parlamente ... Anfragen, Aktionen, Antworten ..... Filmaufnahmen, Fragen, Feiern ..... Interviews, Informationen, Interessierte ..... Meinungen, Meldungen, Mitglieder .....
..... wer hätte bei der Gründung des damaligen SVD Landesverbandes in Baden-Württemberg am 07. März 1998 in Stuttgart je an solch aufregende Wochen und Monate geglaubt? Wahrscheinlich keiner der in Stuttgart Anwesenden, war es doch schon ein langwieriger Prozess, den Landesverband überhaupt eintragen zu lassen.

Mit der Erweiterung vom SVD zum LSVD in der Mitgliederversammlung am 24. April 1999 waren diese bürokratischen Wege noch einmal von vorn durchzustehen. Musste Mann 1999 noch bangen, eine Frau für die Vorstandsarbeit zu gewinnen (Suse war die einzige (!) Frau, die bei der Mitgliederversammlung anwesend war), ist unser Vorstand seit Anfang 2000 paritätisch mit 3 Frauen und 3 Männern besetzt. Die anfänglich vorhandene Konzentration auf den Großraum Stuttgart – schon bedingt durch unsere privaten Wohnorte – konnte sich in diesem Jahr nach Mannheim erweitern.

Allerdings können wir nach wie vor in einem Flächenland wie Baden-Württemberg nicht überall persönlich als Vorständler präsent sein. Wir haben in den ersten beiden Jahren versucht, durch sogenannte Infoabende in verschiedenen Städten mit den Mitgliedern vor Ort ins Gespräch zu kommen. Leider sprach die Resonanz nicht für eine Weiterführung. Das Interesse lag mehr an speziellen Themenabenden.

Mittlerweile haben wir andere Wege zur gezielten Information unserer Mitglieder gefunden. Der Landesverband Baden-Württemberg gibt seit einem Jahr einen eigenen Infobrief heraus. Dieser erscheint zwischen den Rundgesprächen des LSVD. Der Postversand soll jetzt zunehmend auf eMail-Versand umgestellt werden. Der Infobrief ist für Mitglieder anderer Landesverbände oder weiterer Interessierter auf unserer Homepage zu finden.

Unsere Arbeit wird über die Geschäftsstelle in Stuttgart organisiert. Das Ganze natürlich in ehrenamtlicher Arbeit, da unser Finanzhaushalt sich allein aus den Zuweisungen des Bundesverbandes und aus einem geringen Anteil von Spenden zusammensetzt. Von einer Förderung unserer Lobbyarbeit etwa durch das Land Baden-Württemberg können wir hier zur Zeit nur träumen.

Damit wird deutlich, dass wir sowohl personell als auch finanziell nicht in der Lage sind, alle Themenbereiche qualifiziert abzudecken. Hier befürworten wir eine Zusammenarbeit mit anderen Landesverbänden, wie dies bei der Aktion Musterpaare mit dem Landesverband Bayern gerade geschieht. So können wir vielleicht unsere Kapazitäten stärker nutzen und austauschen, und so muss nicht jeder Landesverband immer wieder bei Null beginnen.

Neben Infoständen bei verschiedenen Aktionen im Rahmen der CSDs im Ländle, bei schwul-lesbischen Festen (z.B. dem Regenbogenfest in Mannheim) konnten wir den Landesverband bei Podiumsdiskussionen oder durch Pressearbeit zunehmend etablieren. Somit werden wir mittlerweile zu Gesprächsrunden eingeladen oder von den Medien zu aktuellen Themen befragt.

Unsere erfolgreiche Arbeit drückt sich für uns auch in den steigenden Mitgliedszahlen aus. Dabei ist nicht nur im Vorstand unsere "Frauenquote" deutlich angestiegen. Im Landesverband haben wir mittlerweile einen Anteil von 30% Frauen, womit wir sehr deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegen. Nach den letzten Meldungen aus Köln sind wir nunmehr der zweitstärkste Landesverband im LSVD.

Nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg wurden alle neu gewählten 128 Abgeordneten angeschrieben. 15 von ihnen haben teilweise sehr persönlich geantwortet und dies von allen Parteien. Leider hatten wir vor der CSD-Saison keine Gelegenheit, diese Kontakte zu vertiefen. Dies werden wir im Herbst weiter verfolgen.

Im Januar 2001 hatten wir erstmals Gelegenheit, mit der Landesregierung direkt ins Gespräch zu kommen. Der Justizminister Ulrich Goll (FDP) empfing uns zu einem Gespräch, bei dem die unterschiedlichen Standpunkte zum Lebenspartnerschaftsgesetz dargelegt werden konnten. Im Juni gab es einen Austausch mit einer der beiden Landesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen, Renate Thon. Wir wollen versuchen, mit allen Parteien im Gespräch zu bleiben bzw. ins Gespräch zu kommen. Dabei wollen wir neben dem aktuellen Thema der Eingetragenen Partnerschaft auch wieder Themen wie HIV/AIDS, Bildungs- und Familienpolitik auf die Tagesordnung setzen.

Neben den Kontakten zu politischen Parteien sind wir um den Auf- und Ausbau der Zusammenarbeit mit anderen Interessensverbänden und Gruppierungen, zum Beispiel der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW, AK Lesben), der BEFAH-Gruppe Stuttgart, der AIDS-Hilfe Baden-Württemberg oder der psychologischen Beratungsstelle PLUS in Mannheim bemüht.

In Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie in Bad Boll planen wir für Juli 2002, ein Wochenend-Seminar für Regenbogenfamilien. Hierzu laufen derzeit die Vorbereitungen. Im Landesverband Baden-Württemberg haben wir nunmehr drei thematisch arbeitende Gruppierungen mit unterschiedlicher regionaler Ausbreitung.

Zurück zur Gliederung


ILSE Regionalgruppe Süd - LesFam

Im November 2000 wurde in Berlin die Initiative lesbisch-schwuler Eltern ins Leben gerufen. Anfang des Jahres 2001 hat sich die Gruppe "LesFam" (lesbische Familien) als Regionalgruppe der ILSE in Baden-Württemberg gegründet. Mit Karlsruhe, Heilbronn, Ulm, Esslingen, Konstanz und Freiburg (teilweise auch aus bayerischen Gefilden) ist die Gruppe weit gestreut. Die Familien treffen sich vier Mal jährlich mit den Kindern zum Austausch und Beisammensein. Dazwischen finden in kleineren Runden sogenannte Arbeitstreffen statt. Hier wird die inhaltliche Arbeit der Gruppe organisiert. Zum CSD in Stuttgart nahm die Gruppe erstmalig mit einer eigenen Fußgruppe teil. Die Kinder- und Bollerwagen zogen das Interesse auf sich, und das Infomaterial war innerhalb kürzester Zeit vergriffen.

Zurück zur Gliederung


Binats

Relativ schnell nach der Gründung des Landesverbandes entstand eine eigene Binats-Gruppe mit regelmäßigem Treff in Stuttgart. Die Gruppe arbeitet eng mit der Binats-Gruppe in Hessen (Frankfurt) zusammen und bringt sich bei verschiedenen Aktionen des Landesverbandes ein. Die Gruppe trifft sich jeden 2. Samstag im Monat, 19 Uhr im Restaurant "Weißes Rössel", Schwabstr. 32, Stuttgart. Infos: Andreas Brameier, T. (0621) 1786530, eMail: brami@web.de

Zurück zur Gliederung


Gay & Grey

Seit dem Jahr 2000 hat sich die Gruppe Gay & Grey in Stuttgart etabliert. Seither treffen sich zwei bis drei Mal im Monat ca. 15-20 Männer und ab und zu einige Frauen zu verschiedensten Aktivitäten. Dabei wechselt ein lockerer Treff mit einem Themenabend ab. Es gab dabei spannende Themen wie "Käufliche Liebe" oder "Wie und wo möchte ich im Alter leben". Dazu kommen weitere "Events" wie der Ausflug in die wunderbare Therme in Bad Wildbad oder die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall.

Zurück zur Gliederung


Musterpaare

Erfreulicherweise haben sich die schlimmsten Befürchtungen in Bezug auf die Eingetragene Partnerschaft in Baden-Württemberg nicht bewahrheitet. Es gibt aber noch Punkte, die derzeit nicht geklärt sind, da sie im - vom Bundesrat nicht verabschiedeten - Ergänzungsgesetz geregelt sind. Hier hat der LSVD Bayern seine Aktion Musterpaare begonnen. Diese wurde mittlerweile auf Baden-Württemberg ausgedehnt. Da wir zur Zeit die juristische Seite nicht abdecken können, bedanken wir uns für die Bereitschaft aus Bayern, uns hier behilflich zu sein. Und an dieser Stelle sei uns ein Dank an Volker Kern erlaubt, der die Aktion erst nach Baden-Württemberg getragen hat.

Abschließend möchten wir kurz die MitstreiterInnen im Landesvorstand vorstellen:

  • Heltmuth Bühler, Stuttgart, Bad Mergentheim (Bildungsarbeit, Ansprechpartner für Parteien, Interessensverbände und Kirchen sowie Binats)
     
  • Suse Enchelmayer, Backnang (Frauenarbeit, Lesben und Kinderwunsch sowie juristische Fragen)
     
  • Antje Ferchau, Hohenlohekreis (interne Organisation, ILSE – LesFam, Infobriefe, Internet, Kontaktperson zur GEW und PLUS e.V.)
     
  • Uli Gass, Stuttgart (interne Organisation, Gay & Grey, Infobriefe, Internet, Kontaktperson zur Weißenburg, dem schwul-lesbischen Zentrum in Stuttgart)
     
  • Heinrich Kuck-Linse, Stuttgart (Schatzmeister, Öffentlichkeitsarbeit, Binats)
     
  • Ute Sommerrock, Mannheim (Frauenarbeit, Migration, Bildungsarbeit, lokale Zusammenarbeiten in Mannheim).

Bisher ist es uns nicht befriedigend gelungen, den badischen Landesteil personell angemessen im Landesvorstand zu etablieren; nach wie vor sind wir stark (Nord-) Württemberg lastig. Auch bei uns - und da geht es uns nicht besser als dem bayrischen Landesverband - sehen wir an sehr vielen Stellen einen großen "Handlungsbedarf" und können ihn einfach nicht abdecken. Aber wie sagte schon Martin Luther King : I have a dream ... (Antje Ferchau)

Zurück zur Gliederung


LSVD Bayern

CSDs und Lebenspartnerschaft

Ziemlich ereignisreiche Wochen liegen hinter und vor dem Landesverband Bayern. Ursachen dafür: Die CSD-Saison und natürlich die Kampagnen zur Eingetragenen Lebenspartnerschaft. Zwar sind wir mit dem Selbstlob durchaus nicht sparsam, aber wir haben, rückblickend betrachtet, wohl Einiges zur positiven Darstellung lesbischer und schwuler Lebenspartnerschaften tun können - weit über den "Weißwurstäquator" hinaus. Fünf (!) bayerische CSDs mit sichtbarer LSVD-Präsenz (ohne jegliche Beteiligung des BuVo) und ordentliches internationales Medienecho auf unsere Aktionen zum Lebenspartnerschaftsgesetz (leider ebenfalls ohne jegliche Beteiligung des BuVo oder Support seitens unseres Hauptamtlichen-Apparates) haben wir mit unserer kleinen Frau/Mannschaft gestemmt. Und so "ganz nebenbei" haben sich unter unserem Dach eine ERMIS-Gruppe in München und eine Gruppe aktiver Frauen eingefunden, die ab sofort als ILSE-Gruppe Nordbayern fungiert.

Bewältigt haben wir, um es nicht zu ausufernd zu machen, CSDs in Augsburg (Rede, Teilnahme an Demo, Infostand), Regensburg (Gestaltung eines Infoabends, Rede, Infostand), München (ERMIS-LSVD-Wagen, Verteilung von 10.000 Flugblättern), Würzburg (Moderation des Gesamtprogramms, kleiner Infostand, Rede) und Nürnberg (zwei Infostände, Kinderbetreuung durch ILSE). Dabei haben wir neben viel Sympathie und einigen Neumitfrauen/gliedern für den LSVD auch etliche hunderte Unterschriften für die Denkmal-Aktion gesammelt. Es war ein ziemlicher Kraftakt, alle fünf Veranstaltungen adäquat zu besetzen, was uns nicht zuletzt dank der Hilfe einiger "normaler" Mitglieder aber gut gelungen ist.

In die CSD-Saison fiel auch die Gründung der ILSE-Gruppe, in der etwa zehn aktive Frauen sich bei einem Treffen in Bamberg unter das Dach des LSVD begeben haben. Die Powerfrauen wurden auch gleich aktiv und organisierten eine ganztägige Kinderbetreuung beim Nürnberger CSD – natürlich direkt neben dem viel besuchten Stand des LSVD Bayern, der allein dort mit vier LandessprecherInnen vertreten war.

Doch nun zum Lebenspartnerschaftsgesetz: Wie vermutlich in allen Ländern wurde der LSVD schon vor dem 18. Juli zum viel gefragten kompetenten Ansprechpartner der Medien in Sachen "Homoehe". Tages-, Wochen und Monatszeitungen, Zeitschriften, Lokale und überregionale Radio- und TV-Stationen – alle Medien stürzten sich vor und nach dem Karlsruher Urteil auf jede/n erreichbare/n Lesbe und Schwulen.

Der Druck der Medien eskalierte bis an die Grenzen des für Ehrenamtliche Leistbaren, als Landessprecherin Maria Sabine Augstein erklärte, sie werde Verfassungsbeschwerde gegen den Freistaat Bayern einlegen, weil dessen Innen- und Justizminister allen Ernstes erklärten, sie sähen keinen dringenden Handlungsbedarf und würden irgendwann einmal die nötigen (und in den anderen Bundesländern meist längst verabschiedeten) Umsetzungsgesetze auf den Weg bringen. Und außerdem bliebe uns der Weg zum Standesamt versperrt. Wir sollten zum Notar gehen, weil das zum Einen den Abstand zur Ehe deutlich mache und zum Anderen der Notar (sozusagen als kleines Zubrot) auch gleich die komplizierten Rechtsfolgen der Eintragung einer Partnerschaft erklären könne. Das sei natürlich in den Kosten von DM 200 (Standesämter verlangen für eine Eheschließung zwischen DM 70 und 100) nicht enthalten.

Der Landesverband hatte – schließlich kennen wir ja die Verfassungstreue und die Furcht unserer christlich-unseligen Landesregierung gegen alles Lesbisch-Schwule - schon längst zu einer "Musterpaarkampagne" aufgerufen, der sich im Lauf der Zeit weit über 100 Paare aus Bayern (und auch einige aus dem benachbarten Baden-Württemberg) anschlossen. Wir wollten eine Klage-Kampagne ins Leben rufen, mit der Standesämter und Innenministerium als zuständige Behörden gezwungen werden sollten, die Möglichkeit zur Eintragung, wie im Rest der Republik auch, zum 1. August sicherzustellen. An diesem Tag organisierten wir zusammen mit den Grünen und der Rosa Liste München auch eine symbolische "Erstürmung des Münchner Rathauses (Standesamts)", um unseren Forderungen Nachruck zu verleihen, dass wir sofort und in den Standesämtern unsere Partnerschaften besiegeln wollen.

Bei einem ersten Treffen mit den Musterpaaren in Nürnberg erläuterten die Rechtsanwältinnen Julia Zinsmeister und Maria Sabine Augstein unsere Taktik. Nachdem Maria Sabine die Rechtslage nochmals intensiv geprüft und sich mit Manfred Bruns und anderen Juristen besprochen hatte, wurde unsere ursprüngliche Taktik geändert und wir forderten jetzt die Paare auf, sich der Verfassungsbeschwerde anzuschließen. Mit ihr sollte Bayern gezwungen werden, sofort tätig zu werden und nicht erst, wenn es den Herren Stoiber und Beckstein gefällt und uns zudem den Weg zum Standesamt zu öffnen. Ungewöhnlicher Weise holte das Gericht eine Stellungnahme der Staatsregierung ein und fragte vor allem genau, wann denn nun mit dem bayerischen Ausführungsgesetz zu rechnen sei. Notgedrungen versprach Beckstein, jetzt, darauf zu dringen, dass das Gesetz schnellstmöglich im Landtag beraten werde und nannte Ende Oktober als durchaus realistischen Termin für die Verabschiedung.

Diese Kehrtwendung war es mutmaßlich, die das Verfassungsgericht bewegte, das kurz zuvor den bayerischen Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Anordnung gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz abgelehnt hatte, nunmehr unsere Beschwerde abzuweisen. Allerdings – auch das ist nicht alltäglich – erhielt Maria Sabine stellvertretend für die klagenden 21 lesbischen und gleich viel schwulen klagenden Paare – eine schriftliche Begründung, in der auch der Zeitplan der Landesregierung ausdrücklich erwähnt ist. Wenn die also nicht tätig wird, dann ...

Mit der begleitenden Berichterstattung in den Medien – sogar der weltweit verbreitete Sender von BBC in London, eine polnische Zeitung und das österreichische Fernsehen holten Stellungnahmen ein und wollten Paare für Interviews vermittelt bekommen – konnten wir mit Sicherheit etliche Pluspunkte für die politische Lesben- und Schwulenbewegung sammeln und auch bei den Medienvertretern und in der Bevölkerung viel Verständnis für unsere Belange wecken. Eigentlich müssten wir der bayerischen Staatsregierung sogar dankbar sein, denn so viel positive Publicity hätten wir ohne deren bockig-ignorante Haltung nie bekommen. Schwer zu schlucken haben wir natürlich an der Kröte, dass wir zu den Notaren statt ins Standesamt gehen müssen. Aber auch da lässt sich ja vielleicht noch etwas machen, gell, Volker Beck? (Peter Köhler)

Zurück zur Gliederung


LSVD Berlin-Brandenburg

Berliner CSD

Der LSVD war auf dem Straßenfest mit einem "Bayern-Stand" vertreten. Interessierte hatten gegen eine kleine Spende Gelegenheit, mittels eines kleinen harmlosen Wurfgeschosses ihrer Wut auf Herrn Stoiber sowie auf die Ministerpräsidenten Biedenkopf und Bernhard Vogel freien Lauf zu lassen. Wir wollten so gegen die Normenkontrollklagen und den schäbigen Versuch der Bayerischen Staatsregierung protestieren, die Eingetragene Lebenspartnerschaft durch das Bundesverfassungsgericht auf Eis legen zu lassen. An der CSD-Parade, die eine Woche später stattfand, nahm der LSVD Berlin-Brandenburg folgerichtig" mit einem Wagen im DDR-Retro-Look und unter dem Motto "Stoiber in die Produktion" teil. Wie bereits in den vergangenen Jahren konnten wir auch in diesem Jahr an unserem Stand Polit-Prominenz aus Bund und Hauptstadt begrüßen. Es kamen verschiedene (ehemalige) Senatoren und Bundespolitiker wie Claudia Roth, Cem Özdemir oder Volker Beck.

Zurück zur Gliederung


Lesben und Schwule zeigten zwei Mal Flagge!

Der ehemalige Regierende Bürgermeister Diepgen hatte es noch abgelehnt, zum CSD vor dem Roten Rathaus die Regenbogenfahne hissen zu lassen. Aus Protest gegen Diepgens Entscheidung hissten prominente Schwule und Lesben die Regenbogenfahne an einem provisorischen Fahnenmast vor dem Rathaus. Dann kam der Regierungswechsel und sogleich ein Anruf aus der Senatskanzlei: Der neue Regierende Bürgermeister Wowereit befürworte das Hissen der Regenbogenflagge. Wir wurden gebeten, uns am nächsten Morgen mit zwei Regenbogenflaggen vor dem Roten Rathaus einzufinden. Der Bitte kamen wir natürlich gerne nach!

Zurück zur Gliederung


Polteraktion vor der bayerischen Landesvertretung

Am 31. Juli, einen Tag vor Inkrafttreten der Lebenspartnerschaft, polterten wir vor der bayerischen Landesvertretung in Berlin für unsere Rechte. Bayern will bei der Eingetragenen Lebenspartnerschaft einen Sonderweg beschreiten und hat sich deshalb geweigert, das Bundesgesetz pünktlich und korrekt umzusetzen, weshalb wir unsere Freundinnen und Freunde in Bayern mit einem Polternachmittag unterstützten und den Vertretern des Freistaates unser altes Geschirr sozusagen vor die Füße warfen. (Alexander Zinn)

Zurück zur Gliederung


LSVD Hessen

Protest vor dem Ägyptischen Generalkonsulat

Der LSVD Hessen rief für den 28.08.2001 zu einer Protestdemonstration vor dem Ägyptischen Generalkonsulat in Frankfurt auf. Die rund 40 Protestierenden verlangten die unverzügliche Freilassung von 52 Männern und das Ende eines Prozesses, bei dem diesen Männern derzeit vor dem Kairoer Staatssicherheitsgericht wegen ihrer Homosexualität "Ausübung unmoralischer Handlungen" vorgeworfen wird. Ihnen drohen fünf Jahre Haft (siehe auch Bundesverband aktuell). "Menschenrechte gelten auch für Lesben und Schwule in Ägypten", hieß es auf einem großen Transparent in Deutsch und Arabisch, das vom Sicherheitsdienst des Konsulats eifrig auf Video festgehalten wurde. Die Protesterklärung mit den Unterschriften aller Protestierenden wurde von einer Mitarbeiterin des Konsulats entgegengenommen, die zusagte, sie nach Kairo weiterzuleiten. (Thomas Kolb)

Zurück zur Gliederung


Deutschkurs

Alle, die interessiert sind an einem Deutschkurs mit schwul-lesbischen Themen (Situation homosexueller Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland und in ihren Heimatländern) für ausländische Schwule und Lesben, die über Grundkenntnisse verfügen, sollten sich mit Erich Rossel (069 381899 oder tilac@aol.com) in Verbindung setzen. Das Anmeldeformular kommt dann umgehend. Der Kurs wird an vier Wochenenden im Winterhalbjahr stattfinden. Die Termine sind: 17./18. November, 8./9. Dezember, 12./13. Januar und 9./10. März, also jeweils an einem Wochenende (Sa. und So., 16 U.-Std.) Die Eigenbeteiligung für Mitglieder soll bei 50,- DM (Nichtmitglieder 80,- DM) pro Wochenende liegen. Aus der Themenstellung heraus sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Texte erstellen, die dann als Broschüre oder im Internet veröffentlicht werden. Auch ein Videofilm, der eventuell im offenen Kanal Offenbach gesendet wird, könnte Ergebnis des Kurses sein.

Zurück zur Gliederung


LSVD NRW

Erste eingetragene Lebenspartnerschaften in Dortmund

Mit viel Engagement bügeln die Beamtinnen und Beamten der Bezirksregierung Arnsberg, die in der Übergangsphase bis zur Verabschiedung des Lebenspartnerschaftsergänzungsgesetzes die so genannten Begründungen vornehmen die Versäumnisse von Landesregierung und Parlament aus. Direkt nach der Entscheidungen des Innenministeriums, die Bezirksregierungen zu beauftragen, kam Hans Bernd von Werden auf den LSVD Dortmund zu. So war es uns möglich, unsere Mitglieder zeitnah per Email zu informieren. Eine Besonderheit im hiesigen Regierungsbezirk: Die Beamten kommen auch vor Ort. So war es möglich, dass sich am 2. August drei schwule und ein lesbisches Paar im Dortmunder Rathaus das Ja-Wort geben konnten.

Als erstes Paar traten André Göbel und Arno Haak vor den Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg, Hans Bernd von Werden. Mit der roten Solidaritätsschleife am Revers vollzog dieser die Begründung der Partnerschaft in feierlicher und würdiger Form im Rathaus. Tränen der Rührung gab es in manchem Augenwinkel zu sehen. Das glückliche Paar verließ mit dem nun gemeinsamen Partnerschaftsnamen Haak das Amtszimmer und wurde im Foyer von Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer beglückwünscht, der für beide Männer einen Strauß Blumen bereithielt.

Im Namen unseres Ortsverbandes hatte Vorstandsmitglied André Zwiers Gelegenheit, den beiden ebenfalls zu gratulieren und einen Blumenstrauß in den Regenbogenfarben zu überreichen. Die erste Zeremonie dieser Art fand lebhaftes Interesse bei den lokalen Medien. Mangelndes Interesse am neuen Recht besteht wirklich nicht! Am 22. August gaben sich Hermann Schaminet und sein langjähriger Partner Jörg das Ja-Wort. Zwei weitere Mitglieder, Hermann Sons und Werner Kalinke, die seit fast 20 Jahren ein Paar sind, folgten am 31. August. Herzlichen Glückwunsch!

Zurück zur Gliederung


LSVD Dortmund wählt neuen Vorstand

Auf dem Ortsverbandstag am 23. August wurden Jens Micheel und Jörg Köster neu in den Vorstand gewählt. Sie sind beide seit geraumer Zeit beim schwulen Überfalltelefon engagiert. Jens betreut auch die Homepage des OV. Drittes Vorstandsmitglied und Schatzmeister ist wieder André Zwiers. Dieser dankte den scheidenden Vorständen Christian Heide und Michael Sonntag für ihre Unterstützung der LSVD-Arbeit in den beiden letzten Jahren. Der alte Vorstand wurde vom Verbandstag für die Geschäftsführung des vergangenen Jahres entlastet.

Zurück zur Gliederung


Anti-Gewalt-Arbeit in Dortmund

Einen wichtigen Erfolg konnte der Ortsverband in der Zusammenarbeit mit der Polizei verbuchen. Erstmals wurden die Beamtinnen und Beamten der Polizeiinspektion, in deren Dienstbereich der Großteil der schwul-lesbischen Szene und ein Cruisingpark fällt, über Homosexualität informiert. Schwerpunktthema war der Westpark, wo es immer wieder zu Polizeikontrollen gekommen war, über die von Schwulen Beschwerde geführt wurde. So wurden z B. Platzverweise wegen angeblicher Prostitution im Sperrbezirk erteilt! Neben dem Beauftragten für gleichgeschlechtliche Lebensweisen bei der Polizei Dortmund, Gerald Sökeland, nahmen daran sein schwuler Amtskollege Horst Reulecke aus Köln und André Zwiers vom OV Dortmund teil. Insbesondere wurde den Beamten erklärt, warum es an Cruisingplätzen gar keine Prostitution gibt. Die Gespräche verliefen in offener Atmosphäre. Leider hatten wir vier Jahre gebraucht, bis diese Schulungen zustande kamen. Erst massiver politischer Druck unsererseits über den Polizeibeirat der Kommune hatte im Frühjahr schließlich zum Erfolg geführt. Die Berührungsängste der Behörde seien immer noch vorhanden stellte Gerald Sökeland fest. So gibt es bis heute keine offen homosexuellen Beamten aus Dortmund, die z. B. mit am Infomobil der Polizei am schwul-lesbischen Straßenfest teilnehmen würden.

Zurück zur Gliederung


Schwul-lesbisches Straßenfest Dortmund

"Macht mal einer die Heizung aus?" Eine berechtigte Frage, die das beliebte Dortmunder Komiker-Duo vom Fachmarkt Runkel auf dem 5. Schwul-lesbischen Straßenfest am 25. August in Dortmund stellte. Denn die zahlreichen Besucher schwitzten bei 34 Grad im Schatten. Das tat der Stimmung keinen Abbruch und bis in den Abend hatten Homos und Heteros gleichermaßen ihren Spaß am Bühnenprogramm. Der LSVD Dortmund war wie immer mit einem eigenen Infostand vertreten. Natürlich gab es zahlreiche Fragen zum Lebenspartnerschaftsgesetz. Besonderer Beliebtheit erfreute sich das Postkartenmotiv mit Angela Merkel und der Frage "Wer ist Familie?". In einem besonders dramatischen Fall eines binationalen Paares, bei dem dem ausländischen Partner trotz Aids-Erkrankung die Abschiebung drohte, konnte der LSVD-Vorstand vermittelnd eingreifen, so dass am Anfang der Woche für das Paar der Weg zur Eintragung der Lebenspartnerschaft und der Lösung der aufenthaltrechtlichen Probleme frei war. (André Zwiers)

Zurück zur Gliederung


Youngs im LSVD Münster

Die sehr aktive Gruppe Youngs – Schwule Jungs in Münster arbeitet seit 1999 unter dem Dach des LSVD Ortsverbandes. Über 200 Leute im Alter von 14 bis 27 Jahren fühlen sich der Gruppe zugehörig. Die Youngs, das sind junge Leute aus Münster und dem gesamten Münsterland: Schüler, Studenten, Azubis. Berufstätige, Fußballfans und Partylöwen. Sänger, Autobastler, Literaturfreaks. Eben Jungs, die auf Jungs stehen, ob geoutet oder nicht. Jeden Donnerstag ab 20 Uhr ist in der Münsteraner CUBA-Kneipe der Youngs-Treff angesagt. Rund 100 Leute sind jedes Mal dabei, um Leute kennen zu lernen, Aktivitäten zu planen, um über Coming out-Erfahrungen zu sprechen oder einfach nur ein Bier zu trinken. Darüber hinaus gibt es ein Sonntagscafé, einen Fußballclub, eine regelmäßige Megaparty und vieles mehr. Weitere Infos unter www.youngs.de oder T. (0251) 6068925

Zurück zur Gliederung


LSVD Saar

Neuer Vorstand

Auf der Mitgliedervollversammlung am 22.04.01 wurde der alte Vorstand des LSVD Saar entlastet und ein neuer Vorstand gewählt. Wir danken dem alten Vorstand für seine Arbeit. Der neue Vorstand besteht nur noch aus drei Personen, was aus der angespannten Personallage resultiert. Bis spätestens Oktober will der Vorstand sich um weitere Vorstandsmitglieder bemühen, die ein entsprechendes, für den Verband notwendiges Sach- und Fachwissen mitbringen, um den Vorstand dann wieder auf fünf Personen aufzustocken. Dem Vorstand gehören nun Hasso Müller-Kittnau (Vorsitzender), Irene Portugall (stellv. Vorsitzende) und Thomas Wettenmann (Finanzreferent) an.

Zurück zur Gliederung


Lebenspartnerschaftsgesetz

Dank unserer erstklassigen Lobbyarbeit bei den Behörden und den Regierungsstellen haben wir erreicht, dass im Saarland rechtzeitig zum 1. August ein Ausführungsgesetz zum Lebenspartnerschaftsgesetz in Kraft getreten ist. An dieser Stelle beglückwünschen wir alle neu eingetragenen Paare! Aber das ist noch lange nicht das Ende unserer Bemühungen. Zahlreiche Fragen bleiben offen, die erst im Ergänzungsgesetz geregelt werden sollen. Hier liegt noch ein langer und steiniger Weg vor uns, um die Landesregierung zur Teilnahme am Vermittlungsverfahren zu bewegen und sie dahin zu bringen, zumindest einen Teil unserer Forderungen durchzusetzen. (Christian Zims)

Zurück zur Gliederung


LSVD Sachsen-Anhalt

Neues aus dem Landesvorstand

Jan Schrandt trat von seinem Vorstandsposten wegen seines Umzuges nach Berlin zurück. Der Vorstand kooptierte deshalb im Juli Steffen Bitriol. Die für den 1. Dezember nach Magdeburg einberufene Mitgliederversammlung soll dies bestätigen und Vorstandsneuwahlen durchführen. Wir hoffen, dass sich dieses Mal auch wieder Mitfrauen für den Vorstand bewerben. Hartmut Beyer weilt derzeit zu einem Auslandsaufenthalt in England und steht erst ab Ende November wieder zur Verfügung.

Zurück zur Gliederung


Öffentlicher "Treueschwur" am 1. August

Trotz Ferienzeit hatten die Magdeburger Jusos zusammen mit der AIDS-Hilfe, dem Frauenzentrum "Courage" und dem LSVD eine öffentliche Zeremonie auf dem Breiten Weg vorbereitet. Das erste Magdeburger Männerpaar ließ morgens um 9 Uhr seine Lebenspartnerschaft im Standesamt auf der Wasserburg Gommern eintragen. Nachmittags hatten sich etwa 300 Zuschauerinnen und Zuschauer versammelt, als beide im Cabriolet bei der improvisierten Bühne gegenüber von Karstadt eintrafen. Unter dem aufbrandenden Beifall schworen sie sich noch einmal die Treue, bevor Sozialministerin Gerlinde Kuppe das Ereignis in einer Ansprache würdigte. Sie betonte dabei, dass es ohne die beharrlichen und wiederholten Anstrengungen des Lesben- und Schwulenpolitischen Runden Tisches diesen Tag so nie gegeben hätte. Ein anschließender Auto-Corso führte schließlich durch mehrere Stadtteile der Elbestadt. An diesem beteiligten sich ca. 20 mit Regenbogenfahnen und LSVD-Luftballons geschmückte Fahrzeuge, angeführt von dem Cabriolet und einem Lautsprecherwagen. Abends feierte man(n) dann noch zusammen mit Freunden und Familienangehörigen.

Zurück zur Gliederung


CSD-Straßenfest in Magdeburg

Nach 1996 und 1999 fand am 25. August das dritte CSD-Straßenfest in Magdeburg statt. Vorbereitet vom LSVD, dem "Gummibärchen" und der AIDS-Hilfe hatte man sich dieses Jahr die Liebigstraße für das Ereignis ausgewählt, die sich trotz großer Hitze als idealer Standort erwies. Mehrere hundert Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten ein buntes Showprogramm auf der Bühne, dessen Höhepunkte "Kay Rag" aus Hamburg und die "Kirschblüten" aus Leipzig waren. Info- und Verkaufsstände, Talkrunden und ein Büchertisch rundeten das Straßenbild ab. Der anschließenden Open air-Disco wohnten bis zu 800 Leute bei. Die Veranstalter zeigten sich über die gute Resonanz mehr als zufrieden und bedankten sich herzlich bei den Sponsoren.

Zurück zur Gliederung


Gesprächsrunde im Sozialministerium

Für den 29. August hatte die Sozialministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Gerlinde Kuppe (SPD) den Lesben- und Schwulenpolitischen Runden Tisch zu einem Gespräch eingeladen. Die Vertreterinnen und Vertreter der Lesben und Schwulen betonten den nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz fortbestehenden Handlungsbedarf und wiesen darauf hin, dass Öffentlichkeitsarbeit, Beratungstätigkeit und Projektdurchführungen im Land fast ausschließlich ehrenamtlich geleistet werden. Frau Kuppe unterstrich den Willen der Landesregierung, die noch bestehenden Ungleichbehandlungen auf mehreren Ebenen anzugehen: Durch die aktive Mitarbeit bei der Durchsetzung des Lebenspartnerschaftsergänzungsgesetzes im Vermittlungsausschuss, durch Landesgesetzgebung und durch Bereitstellung finanzieller Mittel für Verbände und Vereine. Das Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen soll noch in diesem Herbst neu besetzt werden. Frau Kuppe setzte sich außerdem auch für das Adoptionsrecht für Lesben und Schwule ein. (Martin Pfarr)

Zurück zur Gliederung


LSVD Thüringen

Das Lebenspartnerschaftsgesetz in Thüringen
Was für die Landesregierung Thüringens Gleichstellung bedeutet

Anfang Februar 2001 wurde das Lebenspartnerschaftsgesetz beschlossen. Bis August war genügend Zeit für alle Landesregierungen, Ausführungsgesetze zu erlassen. Für alle? Nein. Denn Thüringen, Bayern und Sachsen taten sich da schwer. Sehr schwer! So wusste das Landesverwaltungsamt Weimar auf Anfrage am 25.07. noch nicht, wie die Eintragung vonstatten gehen soll. Das wiederum stellte für das Erfurter Innenministerium kein Problem dar, denn schließlich ist die Eintragung "ja nur eine Registrierung" (sprich: ein Verwaltungsakt). So müsse man sich nicht mit den regionalen Homosexuellen-Verbänden auseinandersetzen. Deren Belange seien dabei gänzlich unerheblich.

Wer nun die Hoffnung in sich trug, die Landesregierung hätte sich vielleicht doch klammheimlich damit auseinandergesetzt, wurde am 1. August im Landesverwaltungsamt Weimar eines besseren belehrt: Eintragung im kalten Bürogebäude des Gau-Forum. Paare aus Suhl müssen mit Familien und Bekannten im Bus nach Weimar reisen. Das Landesverwaltungsamt ist das einzige Amt im Freistaat, in dem sich Homosexuelle eintragen lassen dürfen. So sieht also die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen in Thüringen aus! Die Landesregierung bewertet es sogar als fortschrittlich, dass eine im 3. Reich vom ehemaligen Nazi-Gauforum aus verfolgte Lebensweise dort ihre Rehabilitation erfahren darf. Rehabilitation? Das sehen Schwule und Lesben aber anders. Sie fühlen sich diffamiert, verletzt und diskriminiert.

Unterstützt durch den Berliner Sexualwissenschaftler Dr. G. Grau, der in einem offenen Brief die Landesregierung darauf hingewiesen hat, dass vor 60 Jahren hier Homosexuelle ins KZ und in den Tod geschickt wurden. Antwort? Bisher keine. LSVD, Schwusos und einige Privatpersonen haben dieses respektlose und politisch unsensible Vorgehen der Landesregierung scharf verurteilt. Die reagierte wie immer: selbstgerecht, moralinsauer und zu keinem Gespräch bereit. Sie hält den Ort für explizit geeignet, Homosexuellen per Eintragung eine erste Gleichstellung zu ermöglichen. Wir und viele andere sehen das aber ganz anders. Wir werden alles tun, damit sich dieser unsägliche Zustand ändert! So hat inzwischen der Thüringer Innenminister auf meinen persönlichen Brief ausführlichst reagiert und signalisierte seine Bereitschaft, die Diskussion um das LPartG in Thüringen zu versachlichen. (Carsten Senf)

Zurück zur Gliederung


"Ja, wir wollen! Aber nicht hier."
Der 1. August in Weimar: LSVD-Aktion unter großem Medieninteresse

Die Arbeiter auf den Baugerüsten staunten nicht schlecht, als sich über 20 Medienvertreter, mit Foto- und Filmkameras ausgerüstet, auf die zur Registrierung ihrer Lebenspartnerschaft angereisten zwei Männerpaare stürzten. Lange vor 11 Uhr, dem offiziell bekannt gegebenen Termin für die Aktion des LSVD und der Thüringer AIDS-Hilfen, waren Presse, Radio- und TV-Sender aus Thüringen und Deutschland auf dem weiträumigen Parkplatz des schmucklosen Komplexes des ehemaligen Nazi-Gauforums aktiv. Der MDR war gleich zweimal vertreten, mit dem Thüringenjournal und dem MDR-Radio. Landeswelle Thüringen, der Weimarer Lokalsender K4, Erfurt TV, BILD Thüringen, Evangelischer Pressedienst, dpa, AP, die Ostthüringer Zeitung, die Thüringer Allgemeine und Super Illu gönnten den Paaren Thomas Kritz und Ralf Richter sowie Ralf Bornemann und Leslie Hübner keine Atempause.

Vogels Innenstaatssekretär Scherer hatte am 20. Juli das Referat 2000, die verantwortliche Landesaufsichtsbehörde für Personenstandsänderungen und Gefahrenabwehr (!), mit der Gesetzesumsetzung beauftragt. Noch eine Woche zuvor war im Haus 1, EG, Raum 1302 (wie ein Zettel an der Eingangstür auf den Eintragungsort hinweist) eilig ein neuer Teppich gelegt und die Wände gestrichen worden. In dem nüchternen Büroraum hatten die verantwortlichen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter auch die herkömmliche Möbelordnung verändert und ein paar zusätzliche Sitzgelegenheiten aufgestellt. Einmütig erklärten die Männerpaare, dass dem Eintragungsbeamten Buhlau nichts Negatives nachzusagen wäre: freundlich, angenehm in seinem Auftreten. Auch er sehe das Landesverwaltungsamt als eine vorübergehende Notlösung an. Die beiden Paare waren nur zur demonstrativen Bekundung ihrer Partnerschaft gekommen. Den Eintragungsakt wollen sie auf eine würdigere Weise auf dem Standesamt realisieren.

Doch Thomas und Ralf, Ralf und Leslie standen nicht allein im Medieninteresse. Vollkommen unbemerkt, schon lange bevor die ersten Blitzlichter klickten, hatten sich Dara Bryant und Doreen Bauschke in den Raum 1302 begeben, um einen Eintragungstermin zu bekommen. Als Dara und Doreen aus dem Büro heraustraten, bekamen sie fast einen Schock. Auf dem Gang wartete neben den Männerpaaren, ihren Angehörigen, Freundinnen, Freunden und Mitarbeitern der AIDS-Hilfen auch die Journalistenschar. Die Frauen wollten eigentlich nur zum Geldautomaten - wegen der zu zahlenden Verwaltungsgebühr von 207,27 DM. Doch erst mussten sie, wie die Männer zuvor, die immer gleichen Fragen beantworten nach ihrer Herkunft, wie sie sich kennen gelernt haben, warum sie sich eintragen lassen und ob sie Kinder haben wollen. Danach begab sich die Eintragungsgesellschaft in die AIDS-Hilfe Weimar und Ostthüringen e.V. in der Erfurter Straße, um bei Kaffee und Torte die Eindrücke des Vormittags zu verarbeiten. LSVD-Landessprecher Carsten Senf hob hervor, dass mit dem Inkrafttreten des Gesetzes "homosexuelle Partnerschaften nach 100 Jahren des Kampfes endlich legitimiert" würden. Auch Thomas Kritz, wie sein Freund Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Thüringen e.V., freute sich über den Schritt, betonte jedoch: "Aber der Kampf geht weiter!" (Uwe Schäfer) 

| zurück | weiter |   
 
 
 


[Impressum] [Feedback] [Sitemap]