Home | Presse | Rundbrief September 2004 - Teil 1 | |
|
| weiter | |
|
Thema MenschenrechteCSD Verbot in Warschau |
Prekäre Menschenrechtslage für Homosexuelle in Nepal Am 9. August wurden in der nepalesischen Hauptstadt Katmandu 39 Mitglieder der
Organisation Blue Diamond Society (BDS), die sich vor allem in der HIV und
AIDS-Präventionsarbeit für schwule Männer engagiert, wegen "Erregung
öffentlichen Ärgernisses" (public offence) verhaftet. Sie wurden tagelang ohne
Nahrung und ohne Wasser festgehalten. Wiederholt war es in den vergangenen
Monaten in Nepal zu zahlreichen Gewalttaten gegen Schwule und männliche
Transvestiten, die in der nepalesischen Gesellschaft traditionell Metis genannt
werden, gekommen. Das Vorgehen der nepalesischen Behörden widerspricht allen
international verbindlichen Menschenrechtsstandards. Nepal ist
Unterzeichnerstaat des Internationalen Paktes über zivile und politische Rechte,
der eine
Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbietet. Zudem hat sich Nepal
im Frühjahr in der UN-Menschenrechtskommission und während des Nepal Development
Forum verpflichtet, der Einhaltung von Menschenrechtsstandards größeres Gewicht
zu geben. |
Keine Hatesongs aus Jamaika in DeutschlandLSVD warnt deutsche Veranstalter Anfang Juli berichtete Kölner Stadtanzeiger, dass beim Summerjam-Festival 2004 in Köln, zeitgleich zum CSD-Wochenende, homophobe Reggaebands aus Jamaika auftraten, in deren Liedern Schwule („Batty men“) verdammt werden. Der LSVD forderte die Veranstalter von Reggaefestivals, insbesondere den Veranstalter des Kölner Summerjam 2004, die Stuttgarter Contour Music Promotion GmbH, auf, sich klipp und klar von den Hasstexten jamaikanischer Reggaebands zu distanzieren und künftig darauf zu verzichten, homophobe Bands einzuladen, die zu Gewalttaten an Minderheiten aufrufen. Für alles, was auf der Bühne geschieht und gesungen wird, haften strafrechtlich auch die Veranstalter. Mord an Brian Williamson Viele Reggaegruppen treten in jamaikanischen Dancehalls immer wieder mit offen schwulenfeindlichen Liedern auf. So auch Beenie Man, dessen Band zu denen gehört, die in ihren Songtexten offen zu Gewalt und Mord an Lesben und Schwulen aufrufen. Erst Mitte Juni war in der Hauptstadt Kingston der schwule Bürgerrechtler und Gründer der schwullesbischen Bürgerrechtsorganisation J-Flag, Brian Williamson, Opfer eines solchen Hassverbrechens geworden. Auf der Karibikinsel ist schwuler Sex noch immer strafbar und wird mit bis zu zehn Jahren Haft und Zwangsarbeit geahndet. Der LSVD nahm den Mord an Brian Williamson zum Anlass, eine Protestbriefaktion an Premierminister Patterson zu starten, auch um Solidarität mit den jamaikanischen Freunden zum Ausdruck zu bringen. In dem Protestbrief wird ausdrücklich auf schwulenfeindliche Songs einiger Bands hingewiesen, die zumindest aus dem staatlichen Radioprogramm verbannt gehörten. LSVD-Appell an Konzertveranstalter Mitte August erfuhr LSVD-Vortsandsmitglied Philipp Braun von der
Deutschland-Tournee des jamaikanischen Dancehall-Musikers Buju Banton. In seinem
Lied "Boom Bye Bye" ruft Buju Banton offen dazu auf, Homosexuelle durch
Kopfschuss, Säureattentat oder Brandanschlag zu ermorden. Amnesty international
und Human Rights Watch haben aufgrund von Indizien berichtet, dass Buju Banton,
der mit bürgerlichem Namen Mark Myrie heißt, im Juli 2004 in Jamaika an einem
schwulenfeindlichen Übergriff persönlich beteiligt war. Reaktionen der Fans Unsere Erfolge führten im Internet zu zum Teil heftigen Reaktionen aus der
deutschen Fangemeinde von Reggae- und Dancehall-Musik. Wir haben jedoch auch
viele zustimmende Einträge, gerade auch von in Deutschland lebenden
Jamaikanerinnen und Jamaikanern erhalten. Nachzulesen sind sie u. a. in unserem
Homepage-Gästebuch auf www.lsvd.de. Die Anwürfe zeugen zum einen von einer
erheblichen Intolerenz gegenüber Homosexuellen und zum anderen davon, dass die
Urheber dieser Attacken über die Inhalte der Hassmusik bestens informiert sind.
So bringen etwa einige Fans Beleidigungen und Drohungen zum Ausdruck, so auch
indem sie genau die von uns beanstandeten Verse der Hassmusiker zitieren. Einige
schreiben, mit ihrer Toleranz gegenüber Homosexuellen sie es nun endgültig
vorbei, weil der LSVD eine Kampagne gegen ihre Lieblingsmusik vom Zaun gebrochen
habe. Der LSVD hat deshalb noch einmal deutlich gemacht, dass es nicht darum
geht, jamaikanische Kultur und Musik oder jamaikanische Reggae- oder
Dancehall-Musiker in Verruf zu bringen. Es geht uns darum, dass Hasspredigten
gegen Schwule und Lesben nicht geduldet werden dürfen, egal ob sie in Jamaika,
Deutschland oder sonst wo vorgetragen werden. |
Die Richtung stimmt
|
Intensive Lobbyarbeit zum LebenspartnerschaftsgesetzDer LSVD hat auch dieses Jahr die CSD-Veranstaltungen genutzt, um auf die noch
ausstehende Gleichstellung hinzuweisen. "Gleiche Rechte für gleiche Pflichten.
Nur das ist fair!“ – so lautete die Parole. |
Neuere Entwicklungen bei CDU/CSU und FDPDer LSVD hat das Plädoyer von Guido Westerwelle für die volle Gleichstellung
Eingetragener Lebenspartnerschaften begrüßt, zugleich aber verlangt, dass diesen
Worten jetzt auch Taten folgen. Besonders wichtig ist, dass der FDP-Vorsitzende
hier auf die FDP in den Bundesländern einwirkt. Entscheidend ist dabei das
künftige Verhalten der FDP-mitregierten Bundesländer im Bundesrat. In der
letzten Wahlperiode haben sie das Ergänzungsgesetz zur Lebenspartnerschaft
scheitern lassen. Wenn die Bundesländer mit FDP-Regierungsbeteiligung jetzt die
zustimmungspflichtigen Regelungen für Lebenspartnerschaften, etwa im Steuer- und
Beamtenrecht unterstützen würden, wäre die Gleichstellung nahezu erreicht. |
Wichtige Entscheidung des BundesarbeitsgerichtsDazu passt auch, dass das Bundesarbeitsgericht (BAG) bereits am 29. April einen wichtigen Meilenstein hin zur vollen Gleichstellung Eingetragener Lebenspartnerschaften gesetzt hat. Das Gericht entschied, dass Lebenspartner denselben Anspruch auf Ortszuschlag haben wie Ehegatten. Der LSVD begrüßte das Urteil, denn das BAG hat klipp und klar festgestellt: Gleichen Pflichten wie Ehegatten müssen auch gleiche Rechte folgen. |
Bundesverband aktuellIst der katholische Klerus "belastbar und gesund"?Der Apostolische Visitator Bischof Küng hat nach der Schließung des St. Pöltener Priesterseminars Mitte August angekündigt, dass alle St. Pöltener Priesteramtskandidaten überprüft werden sollen, bevor sie zum Weiterstudium zugelassen werden. Bischof Küng wörtlich: "Wir brauchen Priesterpersönlichkeiten, die belastbar und gesund sind." Wie sich aus dem Kontext ergibt, ist Bischof Küng der Meinung, dass Homosexuelle nicht belastbar und gesund sind. Manfred Bruns hat darauf in einer Presseklärung geantwortet: Das ist eine unglaubliche Abwertung. Richtig ist, dass der katholische Klerus insgesamt nicht dem Bild entspricht, das man sich gemeinhin von Priestern zu machen pflegt. Studien in den USA haben ergeben, dass 4 % der katholischen US-Priester Kinder missbrauchen.
Das alles ist eine Folge des Zwangszölibats. Er bewirkt, dass sexuell reife hetero- und homosexuelle Männer abgeschreckt werden. Stattdessen flüchten sich hetero- und homosexuelle Männer, die mit ihrer Sexualität im normalen Alltag nicht zu Recht kommen, ins Zölibat. Dass sie dann dort kläglich versagen, verwundert nicht. Wir raten deshalb Bischof Küng und der katholischen Kirche: Die Verteufelung jedweder Sexualität, die nicht der Zeugung von Kindern innerhalb von Ehen dient, wird Eure Probleme nicht lösen. Die richtige Lösung ist: Ein unverkrampftes Verhältnis zur menschlichen Sexualität. Sie ist eine gute Gabe Gottes! |
Vatikan-Papier zu Feminismus
|
Kardinal Lehmann kritisiert Reform des Lebenspartnerschaftsgesetzes
|
Schily lehnt Reform des Transsexuellengesetzes ab
|
|
[Impressum] [Feedback] [Sitemap] |
|