Gewalt gegen Schwule und Lesben (Seminar-Dokumentation)
Teil 1: Kommunikation. Polizeiarbeit. Vernetzung
An der Notwendigkeit schwuler und lesbischer Anti-Gewalt-Arbeit hat sich bis heute nichts wesentliches verändert. Gerade vor dem Hintergrund einer zunehmenden Offenheit gegenüber schwulen und lesbischen Lebensweisen in Medien und Alltag entwickeln Opfer antihomosexueller Gewalt oft - wieder - die Tendenz zu schweigen, da ihre Erlebnisse scheinbar in krassem Widerspruch zum öffentlichen Bild des schicken, selbstbewußten und weitgehend akzeptierten Schwulseins stehen. Dabei zählt antihomosexuelle Gewalt in allen Formen psychischer oder physischer Angriffe immer noch zu den Alltagserfahrungen schwuler Männer und auch lesbischer Frauen.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des Jahrestreffens 2000, schwul-lesbische Anti-Gewalt-Arbeit überall und vor allem praktisch zu unterstützen. Angesprochen sind dazu schwule und lesbische Anti-Gewalt-Gruppen, Notruftelefone und besonders auch Männer und Frauen, die als Einzelne oder im Rahmen einer schwulen/lesbischen oder anderen Organisationen (z.B. Rosa Hilfe, Deutsche Aids-Hilfe bzw. Aids-Hilfen vor Ort, Schwulen-Lesbenzentren etc.) Anti-Gewalt-Arbeit leisten.
Seminarablauf
Folgende Workshops wurden an diesem Wochenende im Rahmen des Seminars angeboten:
Kommunikation
Präventionstipps oder Notrufnummer - die besten Ansätze nutzen nichts, wenn sie die Betroffenheit nicht erreichen. In dem Workshop werden einfache gestalterische und strukturelle Grundregeln für Infomaterial erarbeitet.
Der zweite Teil des Workshop beschäftigt sich mit den Zukunftsmedien. Dies sind die "neuen Medien" wie Internet, Email-Beratung, neue Möglichkeiten auf dem Telekommunikationsmarkt.
Leitung: Diereck Dross, Grafikdesigner und Ausbilder bei Public P3, Frankfurt/Main.
Polizeiarbeit
Wie kann die Zusammenarbeit einer schwulen Gruppe mit der Polizei aussehen? Was müssen Berater über die Funktion des "Apparates Polizei" wissen? Wie können Ansprechpartner in der Behörde gefunden - und behalten - werden?
Leitung: Bernhard Kowalski, Erster Kriminalhauptkommissar und Ansprechpartner für Schwule und Lesben der Polizei in Frankfurt/Main.
Die Zukunft der Vernetzung (Diskussion)
Fortbildung, Basiswissen über neue Studien oder Theorieansätze zur antischwulen Gewalt sowie der persönliche Gedankenaustausch sind wichtige Inhalte und Gründe für ein bundesweites Treffen. Auch gemeinsame Politikansätze und mögliche Koalitionen, z. B. mit der gerade entstehenden lesbischen Anti-Gewalt-Arbeit, sind Themen, die ein solches Forum notwendig machen. Wie können diese Ansätze und damit die kontinuierliche Vernetzung der schwulen Anti-Gewalt-Arbeit in Zukunft fortgesetzt werden?
Dringend erwünscht waren nicht nur inhaltliche Vorschläge, sondern auch Angebote zur Übernahme einer bestimmten Aufgabe durch die jeweilige Gruppe.
Leitung: Michael A. Schmidt, Projekt UNSCHLAGBAR, Frankfurt/Main.
Lesbische Anti-Gewalt-Arbeit
Mit der neuen Mitarbeiterin beim LSVD - Susanne Indorf - wird zukünftig ein größerer Schwerpunkt der Anti-Gewalt-Arbeit auf der Situation von Lesben und der Initiierung von Projekten liegen. Auch Aspekte der Zusammenarbeit schwuler und lesbischer Projekte sollen diskutiert werden.
Leitung: Susanne Indorf, Anti-Gewalt-Projekt des LSVD, Köln.
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