Gewalt gegen Schwule und Lesben (Seminar-Dokumentation)
Teil 6: Perspektiven
Die allseitigen Probleme schwuler Anti-Gewalt-Gruppen haben eine Reihe von Ursachen und sind auch direkt beim Bundestreffen zu spüren gewesen und diskutiert worden.
Die Probleme mangelnden Interesses sowohl an ehrenamtlicher Mitarbeit als auch in der Szene (Rückgang der Anruferzahlen) haben zumindest teilweise eine gemeinsame Wurzel: In einer von professioneller Werbung überfluteten Umgebung haben auch nur professionell (bzw. mit professioneller Hilfe) gestaltete Informationen eine Chance - sowohl bei der Bekanntmachung von Notrufnummern und Beratungsangeboten, als auch bei der MitarbeiterInnenwerbung.
Vor allem muss auch die nötige Durchschlagskraft durch räumlich verbesserte und zeitlich längere Verteilung solcher Werbung erreicht werden. Es ist daher eine wichtige Forderung an Politik und auch Partner bei der Polizei, die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppen schwerpunktartig stärker zu unterstützen.
Zu diesem Thema lag aus Frankfurt ein Kurzreferat mit Anregungen zur Gestaltung eigener, teilweise kostengünstiger Werbung und Öffentlichkeitsarbeit vor. So wurde unter anderem vorgeschlagen:
- Veranstaltung eines Festes/einer Party in Zusammenarbeit vor allem mit der Polizei, aber auch lokalen Gruppen oder Gastronomiebetrieben. Dies wurde in Frankfurt unter dem Titel UNSCHLAGBAR bereits mit grossem Erfolg realisiert.
- Systematische Medien- und Pressearbeit, z.B. regelmäßige Nennung in Veranstaltungskalendern, Notrufverzeichnissen, "Auftritte" auch in lokalen Radio- und TV-Sendungen, Schwerpunktaktionen gemeinsam mit der Polizei.
- Suche nach kreativen Alternativen zu den oft als langweilig empfundenen Infoständen - z.B. durch Video-Vorführungen (Aufführungsrechte klären!) oder als Wurfbude (Blechdosen, beklebt mit bekannten Schwulenhasser-Zitaten, Werfen mit Tennisbällen, Verteilung kostengünstiger Kleingewinne).
- Alternativen zur üblichen Faltblatt-Verteilung: Infoaktion im Cruising-Gebiet mit Getränkeverteilung (kein Alkohol!); Aufkleber mit Notrufnummer auf Spiegeln in Szenekneipen etc.
Eine weitere Möglichkeit, das vorhandene ehrenamtliche Engagement im Bereich der schwulen und lesbischen Anti-Gewalt-Arbeit besser - auch motivierender - zu bündeln, ist die Zusammenarbeit - eventuell sogar die Verschmelzung - mit anderen Arbeitsbereichen ähnlicher Aufgabenstellungen wie Rosa Telefonen und Schwulen Info-Telefonen einerseits oder lesbischen Anti-Gewalt-Projekten andererseits.
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