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Rundbrief für die Mitglieder
März 2001 - Teil 2


 


Bundesverband aktuell

Eine neue Initiative im LSVD macht sich auf den Weg

Von Silke Burmeister

Zum vorherrschenden Bild der „Durchschnittslesbe" oder des „Vorzeigeschwulen" gehört es ja wirklich nicht, dennoch ist es gesellschaftliche Realität: Viele Lesben und Schwule haben Kinder und noch mehr hätten gern welche. Schätzungen belaufen sich auf ca.1 Million homosexueller Eltern –Tendenz steigend. Viele dieser Familien leben in einer gewissen Isolation, denn sie kennen keine anderen „Regenbogenfamilien". Manchmal verbergen gar Eltern oder Kinder die Homosexualität der Eltern aus Angst von Diskriminierung. Und wenn Lesben und Schwule ihren Kinderwunsch verwirklichen wollen, stehen sie vor so vielen Schwierigkeiten, dass nur sehr wenige den Plan in die Tat umsetzen. Doch es werden Jahr für Jahr mehr und mehr, die es tun.

Vor diesem Hintergrund nun trafen sich letztes Jahr auf Einladung des LSVD zahlreiche lesbische Mütter und schwule Väter zu einem Familienratschlag in Berlin. Sie gründeten hier eine bundesweite Initiative lesbisch-schwuler Eltern. Diese Die bundesweite Initiative lesbisch-schwuler Eltern ist eine Plattform verschiedener Organisationen und Personen für gemeinsame Aktionen mit dem Ziel, gleiche Kinder- und Familienrechte und die Anerkennung sozialer Elternschaft zu bewirken. Nach dem Ratschlag formulierten einige der Gründungsmitglieder dieser bundesweiten Initiative lesbisch-schwuler Eltern das Bedürfnis, auch innerhalb des LSVD Strukturen aufzubauen, in denen die Interessen und Bedürfnisse lesbischer und schwuler Eltern formuliert und gelebt werden können. Die Initiative lesbischer und schwuler Eltern ILSE im LSVD wurde gegründet. ILSE geht es um zweierlei, nämlich einerseits um die Arbeit an politischen Fragen und andererseits um persönlichen Kontakt und Austausch unter den Eltern, aber besonders auch unter den Kindern.

Unser wichtigstes Ziel ist dabei immer, die Lebensbedingungen unserer Kinder zu verbessern. Wir wollen sie stark und stolz machen durch die Erfahrung gesellschaftlicher Anerkennung und durch das Wissen, dass sie nicht allein sind.

Wie will ILSE arbeiten?

  • Örtliche oder regionale Selbsthilfegruppen sollen den Eltern zum Erfahrungsaustausch und den Kindern zum Kennenlernen und dauerhaften Kontakt dienen.
  • Unterstützung für lesbische und schwule Eltern und solche, die es werden wollen, soll durch persönliche Beratung und Informationsveranstaltungen und -material zu den wichtigsten Themenbereichen geleistet werden.

  • Offene Veranstaltungen und Diskussionsrunden für alle Interessierte zu einzelnen Themen sollen einer breiteren Basis dienen, sich mit den Themen Elternschaft und Kinderwunsch zu befassen.

  • Politische Interessenvertretung lesbisch-schwuler Eltern und ihrer Kinder findet durch aktive Mitarbeit im LSVD im Rahmen des Programms statt

Interessierte gesucht !

Für Interessierte haben wir AnsprechpartnerInnen zunächst für verschiedene Themen benannt. In Kürze werden zudem regionale Ansprechpersonen benannt werden. Wir werden fortlaufend im Rundbrief über die weitere Entwicklung berichten. Wer an einer Orts- oder Regionalgruppe Interesse hat, meldet sich am besten über die bewährten Wege beim LSVD (in der Geschäftsstelle bzw. bei den jeweiligen Landesvorständen) oder direkt bei ILSE im LSVD, c/o A. Kasten, Düsternhoop 16, 24576 Bad Bramstedt, Tel.: 04192/85942, eMail: ilse@lsvd.de.

Ansprechpartnerinnen

Adoption

Andrea Kasten und Silvia Guhl 04192/85942 (ilse@lsvd.de)

Insemination

Silke Burmeister und Petra Ruf 040/7664206 (BurmeisterSilke@aol.com)

Pflegschaft

Kirsten Dehling 038844/21357

Coming Out mit Kindern

Heidi Schönheit und Kirsten Schaaf 040/70201015

„Sonstiges"

Elke Jansen, 0221 925961 26, Elke.Jansen@lsvd.de

Ansprechpartnerin im Bundesvorstand

Anke Ferchau, 07946 942836, Antje.Ferchau@lsvd.de

Hinweis: Die Hamburger ILSE-Regionalgruppe trifft sich jeden 2. Samstag im Monat um 15.00 Uhr. Kontakt über Andrea Guhl und Silvia Kasten, Tel. 04192/85942.


Neue Berichte über Polizeiwillkür gegen Homosexuelle in Rumänien

Jens Petring, Sprecher des LSVD NRW, ist seit Februar auch als Beauftragter des Bundesverbandes für Südosteuropa tätig. Zu aktuellen Berichten aus Rumänien über polizeiliche Willkür gegenüber Homosexuellen gab er folgende Erklärung ab, die wir an dieser Stelle dokumentieren:

Die Bundesregierung ist aufgefordert, gegenüber der rumänischen Regierung verstärkt auf Achtung der Menschenrechte von Schwulen und Lesben zu drängen. Der rumänische Lesben- und Schwulenverband ACCEPT ( http://www.accept.ong.ro) berichtet, dass die Polizei des Landes noch immer mit Willkürakten gegen Homosexuelle vorgeht. Dabei wird von der Polizei geltendes Recht gebeugt und die Privatsphäre von homosexuellen Bürgerinnen und Bürgern verletzt. Menschen werden eingeschüchtert, beleidigt und ihrer elementarsten Rechte beraubt. Rumänien scheint noch lange nicht in Europa angekommen zu sein. Ein Land, das seine Bürgerinnen und Bürgern in der Art und Weise schikaniert, hat kein Anrecht auf einen Platz in den europäischen Institutionen. Auch mit halbherzigen, kosmetischen Korrekturen im Strafrecht ist es nicht getan. Antihomosexuelle Strafgesetze gehören ersatzlos gestrichen. Alles andere ist mit dem in Europa geltenden Diskriminierungsverbot unvereinbar! 


Diskriminierungsschutz im neuen Betriebsverfassungsgesetz

Mitte Februar beschloss das Kabinett, ein ausdrückliches Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Identität in das Betriebsverfassungsgesetz aufzunehmen. Wir freuen uns, dass Arbeitsminister Riester und die rot-grüne Koalition die Vorschläge von Schwulen- und Lesbenorganisationen wie von Gewerkschaften aufgegriffen haben, den Diskriminierungsschutz im Betriebsverfassungsgesetz zu erweitern. Im Rahmen der Reform des Betriebsverfassungsgesetzes werden nun die darin enthaltenen Grundsätze für die Behandlung von Betriebsangehörigen um ein Benachteiligungsverbot aufgrund der sexuellen Identität erweitert. Damit erhalten lesbische und schwule Beschäftigte erstmals einen ausdrücklichen Schutz vor Diskriminierungen. Arbeitgeber wie Betriebsräte sind damit nun in der Pflicht, Benachteiligungen aufgrund der sexuellen Identität entgegenzutreten.


LSVD fordert Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar forderte der LSVD die Errichtung eines Gedenkortes für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in der Bundeshauptstadt Berlin. Bislang wurden die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus in der Gedenkkultur zumeist übergangen. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Mit einem Ort für die verfolgten Homosexuellen soll deren Gedenken in der Bundeshauptstadt endlich eine würdige Form finden. Ein solches Denkmal soll ein beständiges Zeichen setzen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben.

Die Nationalsozialisten hatten 1935 die totale Kriminalisierung männlicher Homosexualität angeordnet. Dafür wurde der § 175 des Strafgesetzbuches in der Tatbestandsfassung im Strafmaß massiv verschärft. Die NS-Justiz verurteilte Zehntausende Männer wegen homosexueller Handlungen. Tausende kamen wegen ihrer Homosexualität ins Konzentrationslager, wo sie zumeist den "Rosa Winkel" tragen mussten. Nur die wenigsten überlebten die Lager. Nach den Verbrechen der NS-Zeit ist Deutschland gegenüber den Homosexuellen ein zweites Mal schuldig geworden. Der § 175 StGB blieb in der Bundesrepublik in der Nazi-Fassung von 1935 bis zum Jahre 1969 unverändert in Kraft. Das Bundesentschädigungsgesetz hat Verfolgung aufgrund der Homosexualität nicht anerkannt. Auch für die Vernichtung der schwulen und lesbischen Bürgerrechtsbewegung durch die Nationalsozialisten gab es nie eine Entschädigung. Hier fordern wir von der Bundesregierung, endlich einen gerechten Ausgleich in Form einer Stiftung zur Förderung schwul-lesbischer Bürgerrechtsarbeit zu schaffen.


Bundeswehr beendet Homosexuellen-Diskriminierung

Im Dezember hat der Generalinspekteur der Bundeswehr Harald Kujat eine Führungshilfe „Umgang mit Sexualität" erlassen, die eine Gleichbehandlung homosexueller Bundeswehrangehöriger vorsieht. Der LSVD begrüßte den klaren Kurswechsel des Verteidigungsministeriums gegenüber Homosexuellen in der Armee. Jetzt führt die Bundeswehr Standards zum Umgang mit Homosexuellen ein, wie sie für die Armee eines demokratischen Staates selbstverständlich sein sollten. Die Proteste und Aktionen von Schwulen und Lesben gegen die Diskriminierung in der Bundeswehr haben nun zum Erfolg geführt.

Vorgesetzten wird in der Führungshilfe ausdrücklich aufgetragen, jeder Diskriminierung energisch entgegenzutreten. Wörtlich heißt es: „Es gilt daher ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sich die Qualität der militärischen Aufgabenerfüllung nicht an der sexuellen Orientierung eines Soldaten misst und Rechte und Pflichten nach dem Soldatengesetz sowie die Grundsätze der Inneren Führung für heterosexuelle und homosexuelle Soldaten in gleicher Weise gelten." Weiter bestimmt die Führungshilfe: „Die Verpflichtung zur Kameradschaft gebietet Toleranz ... auch für gleichgeschlechtlich veranlagte Soldatinnen und Soldaten."

Der Erlass des Generalinspekteurs kann unter www.lsvd.de Menüpunkte: „News", „Infos" heruntergeladen werden.


Erstes offizielles Gespräch von Lesben und Schwulen mit Bundespräsident Rau

Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik hat am 14. Dezember 2000 ein Bundespräsident eine Delegation lesbischer Bürgerinnen und schwuler Bürger empfangen. Bei dem Gespräch mit Johannes Rau in Schloss Bellevue war die vom Bundestag beschlossene Eingetragene Lebenspartnerschaft ein zentrales Thema. Wir haben dem Bundespräsidenten erläutert, welche immense symbolische wie rechtliche Bedeutung es für Schwule und Lesben hat, dass gleichgeschlechtliche Paare nun erstmals einen offiziellen abgesicherten Status erhalten können. Gleichzeitig haben wir den Bundespräsidenten darauf aufmerksam gemacht, dass das Lebenspartnerschaftsgesetz aber noch einige Defizite aufweist. Insbesondere ist die rechtliche Stellung von Kindern, die in der Lebenspartnerschaft aufwachsen, noch nicht befriedigend geklärt, da das gemeinsame Adoptionsrecht noch immer aussteht.

Ein weiteres Thema war die Problematik antihomosexueller Gewalt. Wir haben dafür plädiert, dass dieses Problem noch stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden muss. Eingesetzt haben wir uns gegenüber dem Bundespräsidenten dafür, dass sich die Bundesrepublik stärker für ein würdiges Gedenken an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus engagieren solle. Der Deutsche Bundestag hat Anfang Dezember die gesetzliche Rehabilitierung der schwulen Opfer der NS-Justiz beschlossen. Nun wollen wir die Frage eines Gedenkortes der Bundesrepublik Deutschland für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen vorantreiben.

Wir hatten den Eindruck, dass wir beim Bundespräsidenten mit unseren Themen auf offene Ohren gestoßen sind. Für uns hat Johannes Rau in dem Gespräch sehr eindrucksvoll die programmatische Ankündigung seiner Antrittsrede wahr gemacht, er wolle ein Präsident für alle in Deutschland lebenden Menschen sein. An dem Gespräch nahmen Mitglieder des LSVD Bundesvorstandes teil, sowie Vertreterinnen und Vertreter bundesweiter Organisationen, die mit dem LSVD assoziiert sind: der Bundesverband der Eltern, Freunde und Angehörigen von Homosexuellen (BEFAH), die Bundesarbeitgemeinschaft Schwule und Lesbische Paare (SLP) und die Bundesinitiative lesbischer und schwule Eltern (ILSE). Ida Schillen


LSVD-Bund-Ländertreffen in Saarbrücken

Am Wochenende vom 10. bis 11 Februar trafen sich in Saarbrücken rund 30 Vertreterinnen und Vertreter des LSVD aus allen Teilen der Republik zum zwei Mal im Jahr stattfindenden Bund-Länder-Treffen. Fast alle Landesverbände waren vertreten. Der LSVD Saar hatte das komplette Wochenende perfekt vorbereitet und einen idealen Rahmen für die intensiven Beratungen geschaffen. Im Mittelpunkt des Treffens standen die Themen Familienpolitik, Lobbyarbeit auf Länderebene für die Eingetragene Partnerschaft sowie der CSD 2001.

Hasso Müller-Kittnau begrüßte für den LSVD Saar die anwesenden Gäste und berichtete aus der Arbeit des Landesverbandes, u. a. auch über die Formulierung von LSVD-Wahlprüfsteinen für die Saarbrücker OB-Wahlen am 18.02.01. 

Manfred Bruns berichtete ausführlich über den Stand der Dinge in Sachen Eingetragene Lebenspartnerschaft. In einem Rückblick würdigte er die Arbeit des Verbandes von 1990 bis heute. Im Rahmen der Aktion Standesamt wurde das öffentliche Bewusstsein für vorhandene Diskriminierungen von Lesben und Schwulen geschärft. Heute sprechen sich rund 60 % der Bevölkerung für die sog. Homo-Ehe aus, 1992 waren es nur 30 %. Auch betonte er, dass es um die Wahlfreiheit für Lesben und Schwule geht. Nicht die Zahl der lesbischen und schwulen Paare, die ihre Lebenspartnerschaft eintragen lassen, ist wichtig. Aufgabe des LSVD ist es nicht, Stimmung dafür zu machen, dass die Eingetragene Lebenspartnerschaft von möglichst vielen Paaren genutzt wird.

Silke Burmeister und Ida Schillen plädierten dafür, die Reformdynamik zu nutzen und verstärkt für das gemeinsame Sorgerecht zu kämpfen. Der LSVD hatte in der Auseinandersetzung um die Eingetragene Lebenspartnerschaft immer auch das Adoptionsrecht gefordert. Der familienpolitische Ratschlag im vergangenen Jahr in Berlin, der zu 98 % von Frauen besucht wurde, war ein historisches Ereignis, da ein breites Bündnis zustande kam und die Bundesinitiative der lesbischen und schwulen Eltern gegründet wurde. 

Zu den CSDs 2001 wurden vier Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit den Fragen Inhalte und Parolen, Materialienproduktion, Organisation und Aktionen befassten.

Frank Mayer aus Osnabrück kündigte für das LSVD Bildungswerk an, dass es in 2001 zwei Seminare „Aktiv im LSVD" geben wird. Das erste findet vom 21.09.01 bis 23.09.01 in Mannheim (für Süddeutschland) statt, das zweite vom 14.12.01 bis 16.12.01 in Magdeburg (für Nord- und Ostdeutschland). Bitte beachtet das diesem Rundgespräch beiliegende Anmeldeformular!

Das nächste Bund-Länder-Treffen findet vom 5. bis 6. Oktober 2001 voraussichtlich in Magdeburg statt.


Der LSVD Bayern stellt sich vor

Zwei Jahre LSVD Bayern e.V.

Von Volker Kern

Die ersten beiden Jahre seit der Gründung sind vergangen. Am Wochenende nach der Umwandlung des SVD zum LSVD gründeten wir in Bayern unseren Landesverband und dies als erster mit dem neuen Namen LSVD. Unser L war auch von Anfang mit Leben gefüllt: Bereits die Vorbereitungen zur Gründung liefen schwuLesbisch und von den 7 Gründungsvorständen räumten unsere 3 Frauen die besten Stimmergebnisse ab. Zwischenzeitlich ist viel passiert: Hatten wir bei der Gründung 100 Mitglieder und am Ende der Gründungsversammlung bereits 110, so haben wir uns mittlerweile auf Rang 4 unter den Ländern vorgearbeitet. Das Staffelholz des Nesthäkchens haben wir gerne an den Norden weitergegeben und bei der JaWort-Aktion konnten wir mit etlichen Infoständen und Aktivitäten mehrere Tausend Unterstützungsunterschriften zusammentragen und somit unsere Feuertaufe bestehen.

Mittlerweile organisieren wir uns über die drei Geschäftsstellen Südbayern (München), Nordbayern (Nürnberg) und Schwaben-Allgäu (Augsburg) - selbstverständlich immer noch rein ehrenamtlich. Von der Anmietung eigener Räume oder stundenweise bezahlter Kräfte sind wir natürlich weit entfernt. Öffentliche Förderungen aus Landesmitteln sind von der bayerischen Regierung nicht zu erwarten. So sind wir mit viel ehrenamtlichem Engagement immer wieder dabei, den Verband und unsere Forderungen bei den vier bayerischen CSDs und in den bayerischen Fußgängerzonen zu vertreten. Daneben haben wir mehrere Podiumsdiskussionen mitinitiiert und getragen (z.B. in Nürnberg und Schwabach) und bei Diskussionen (z.B. in Erlangen, Würzburg oder München) für die Eingetragene Lebenspartnerschaft gekämpft. Politisch konnten wir durch wichtige Hintergrundarbeiten vor und nach einer Landtagsanfrage zur „Situation von Schwulen und Lesben im Freistaat" punkten und arbeiten im Moment erneut an einer weiteren Anfrage mit.

Mit zunehmender Etablierung steigt auch ständig die Anzahl von Anfragen und Beratungswünschen, die bei uns ankommen. Häufig gelingt es direkt weiterzuhelfen oder an kompetente Selbsthilfegruppen vor Ort weiterzuvermitteln. Die schwuLesbischen Gruppen vor Ort sind ein weiteres Augenmerk in unserer Arbeit. Neben Mitglieds- und befreundeten Gruppen, bei denen wir immer wieder Info-Veranstaltungen durchführen, wie z.B. in Regensburg, Bamberg oder Coburg, versuchen wir die bayerischen Gruppen zu vernetzen. Ein selbständiges Landesnetzwerk wie in den anderen Bundesländern gibt es in Bayern nicht. Daher luden wir zu einem Treffen bayerischer Gruppen und einem Seminar für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ein. Allerdings mussten wir dabei feststellen, dass wir noch einige Energien investieren müssen, um die aktuellen Adressen aller ca. 200 bayerischen Gruppen und Vereine zusammenzutragen.


Erfolgsstory ohne Schattenseiten?

Selbstverständlich nicht. Das wäre halt zu schön. Wir hatten unsere Mühen mit häufigen Wechseln im Landesvorstand und mussten immer wieder Energien aufwenden, alle Aufgaben qualifiziert abdecken zu können. Wie immer im ehrenamtlichen Bereich kommt man letztendlich nie dazu, alles abzuarbeiten und zu besetzen, was wünschenswert wäre. Auch unser Aktiventreff in Nürnberg und der Stammtisch in München wurden wieder eingestellt. Die Resonanz war zu gering. Nur wenn ReferentInnen eingeladen waren und die „politische Diskussionsrunde an der Basis" auch gezielt beworben wurde, kamen viele BesucherInnen. Das Interesse an den normalen monatlichen Zusammentreffen blieb aus. Schließlich wurden beide Termine aufgegeben, um sich deutlich mehr dem Internet und der Beantwortung von Anfragen per Mail widmen zu können. So erhalten nun auch alle bayerischen Mitglieder und Interessierte aus dem Freistaat regelmäßig Infos und Terminhinweise vom LSVD Bayern über einen eigenen Mailverteiler. Auch der Musterpaaraufruf wurde zuerst nur über diesen Verteiler publiziert und brachte bereits über 30 Paare dazu, ihr Aufgebot beim LSVD Bayern zu bestellen und dem Freistaat mit einer drohenden Prozesslawine zunehmend Druck zu machen. Der Erfolg des Musterpaaraufrufes hat uns mittlerweile dazu geführt, über die Landesgrenzen hinweg gemeinsam mit dem dortigen Landesvorstand auch in Baden-Württemberg nach eintragungswilligen Paaren zu suchen, die ihrer Landesregierung „juristisch Beine machen" wollen.

Selbstverständlich gehört zum LSVD Bayern aber auch ein Standbein in der binationalen Arbeit. Die Münchner BiNats-Gruppe erfreut sich seit dem Inkrafttreten des LPartG eines neuen Aufschwungs, und Anfang des Jahres gründete sich dazu noch eine sehr agile Ermis Gruppe in München, die mit monatlichen Treffen und Party-Veranstaltungen die Szene bereichert und die Integration fördern möchte. So bleibt am Ende nur, allen BayerInnen weiterhin viel Spaß beim Engagement im LSVD Bayern zu wünschen und alle Preußen aus dem Rest der Republik herzlich zu einem Besuch in den Freistaat einzuladen. Unsere Termine und die aktuellen Kontaktadressen findet Ihr auf unserer Homepage www.bayern.lsvd.de


Vermischtes

www.bayern.lsvd.de

So lautet die neue Internet-Adresse des LSVD Bayern. Die homepage wird ständig von Ralf Drischel aktualisiert. Außer Nachrichten, Veranstaltungshinweisen und Vereinsformalia veröffentlicht der LSVD Bayern auf seiner homepage nützliche Tipps und Kontaktadressen von befreundeten Organisationen aus dem Freistaat. Wer wissen will, was sich im schwulen- und lesbenpolitischen Bereich in Bayern tut, sollte die homepage des LSVD Bayern konsultieren. Über die Menüpunkte BayernNetz und Links gewinnt man problemlos einen Überblick über das schwullesbische Bayern.

Musterpaare gesucht!

Der LSVD Bayern sucht Musterpaare, die eine auf Dauer angelegte Beziehung führen und voraussichtlich die Eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen wollen. Das dafür nötige Gesetz zur Eingetragenen Lebenspartnerschaft kommt. Das Ausführungsgesetz hängt noch im Vermittlungsausschuss. Selbst wenn dort recht viel für uns herausgeholt werden wird, bleiben voraussichtlich immer noch einzelne, aber wichtige Bereiche und Ausführungsvorschriften offen. Die bayerische Staatsregierung bemüht sich derweil möglichst rückständig zu wirken. Und während die liberalen Geister der CSU schweigen, grüßt Norbert Geis aus dem Neandertal. Wenn die Bundesgesetze verabschiedet sind, wird Bayern voraussichtlich weiterhin blocken und uns möglichst viele Rechte vorenthalten.

Wir wollen dagegen mobil machen und suchen lesbische und schwule Paare in Bayern, die die Eintragung der Lebenspartnerschaft erwägen. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, vor allem aber mit Musterprozessen möchten wir unsere Rechte erstreiten und Bayern zur Umsetzung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft zwingen. Derzeit haben wir 20 Paare, wir möchten der anstehenden Prozessflut allerdings gerne mit weiteren Paaren noch mehr Nachdruck verleihen.

Daher bitten wir alle eintragungswilligen Paare, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Ihr erreicht uns per Mail über Bayern@lsvd.de oder über die Geschäftsstelle Nordbayern (Telefon 0911/ 433 477 2, Fax 0911/ 433 477 1). Wir informieren Euch über den aktuellen Stand des Gesetzgebungsverfahrens. Unser Vorstandsmitglied, Rechtsanwältin Maria Sabine Augstein, vertritt Euch bei den notwendigen Klagen und vor Gericht. Wir organisieren öffentliche Aktionen (z.B. Sturm auf das Standesamt). Wenn gewünscht, können Eure Namen dabei anonym bleiben und Fotos z.B. nur mit Rückansichten gemacht werden.

Unterwegs im Namen der Eintragung

Bereits in den vergangenen Wochen hat sich der LSVD Bayern auf zahlreichen Veranstaltungen für die Eingetragene Lebenspartnerschaft eingesetzt. In München nahmen Volker Kern, Wenke Hosbach und Tina Gewinner Ende Januar an einer TV-Talkshow zum Thema "Homoehe: Bedrohung der Familie?" teil. Dann folgte ein Besuch im Trauungssaal der Stadt Erlangen, wo 35 StandesbeamtInnen geschult wurden. Wencke Hosbach und Volker Kern diskutierten mit den StandesbeamtInnen über den aktuellen Stand der Eingetragenen Lebenspartnerschaft und deren Umsetzung in dem Ämtern (siehe auch Pressespiegel, Erlanger Nachrichten vom 24.01.01). Ende Februar fand dann noch unter maßgeblicher Beteiligung des LSVD Bayern in Regensburg eine Informationsveranstaltung mit Diskussionsrunde zum Thema "Was bringt uns das neue Lebenspartnerschaftsgesetz?" in der RESI statt. 

Hinweis: Verbandstag des LSVD Bayern

Der nächste Verbandstag des LSVD Bayern findet statt am Samstag, den 7. April ab 14 Uhr in den Räumen der Augsburger AIDS-Hilfe, Morellstr. 24, 2. Stock

Der Vorstand und seine Aufgaben

Der Vorstand des LSVD Bayern besteht aus Maria Sabine Augstein (Tutzing), Volker Kern (Nürnberg), Ralf Drischel (München), Peter K. Köhler (Augsburg), Tina Gewinner (Nürnberg), Ulrich C. Weidler (München), B. Michael Andressen (München) und Wencke Hosbach (Nürnberg). Für die Öffentlichkeitsarbeit und die politische Lobbyarbeit sind vor allem Volker und Peter zuständig. Maria Sabine befasst sich in erster Linie mit juristischen Fragen. Den Internet-Auftritt betreut Ralf, während Schatzmeisterin Tina und auch Wencke sich u. a. mit Frauenfragen beschäftigen. Ulrich betreut die Münchner Binatsgruppe. Alle sind über eMail: bayern@lsvd.de erreichbar!

 

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